Kapitel 31: Frohe Weihnachten

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Sie rappelte sich auf, zog die Jacke aus, hängte sie auf den Haken neben der Tür, ging ins Wohnzimmer und räumte ein wenig auf. Sie ordnete ihre Zeichnungen, band sie zusammen und verstaute sie sicher.
Ich hab das Bild bei ihm gelassen, stellte sie enttäuscht fest, sie hätte so gern seine Zeichnung von ihr aufgehangen, ich frag ihn wenn wir uns das nächste Mal sehen, obwohl sie sich nicht einmal hundert Prozent sicher war, dass es ein nächstes Mal gab, sie hoffte es nur.
Nachdem sie alles geordnet hatte, sowohl im Wohnzimmer, der Küche als auch ihrem Zimmer saß sie unschlüssig auf ihrem Bett. Sie überlegte, sprang dann auf, lief nach unten, zog sich die Jacke wieder an, stürmte aus der Tür und apparierte zum Fuchsbau, hoffte Ron wäre auf der Arbeit.

Sie klopfte zaghaft an die Tür, öffnete sie einen Spalt, „hallo?", wartete ob jemand eine Antwort gab, „Molly?", sie wollte nicht einfach so in das Haus stürmen und Rons Zimmer auf den Kopf stellen.
„Hermine?", eine Stimme von der Seite erschreckte sie beinahe zu Tode, George lachte, „was machst du denn hier?", fragte er erfreut, kam zu ihr und nahm sie in den Arm.
Hermine erwiderte die Umarmung, sie mochte George und auch wenn sie nicht mehr mit Ron zusammen war, sie freute sich zumindest George zu sehen.
„Ich wollte meine restlichen Sachen abholen... ist Ron da...?", sie sah ihn unsicher an.
„Ron und Harry sind im Ministerium... nachdem sie den halben Schuppen zerlegt haben mussten sie heute helfen ihn wieder aufzubauen... Dad war fuchsteufelswild...", lachte er, öffnete die Tür und zog sie mit ins Haus.
„Was ist denn überhaupt passiert?", wollte sie wissen, befreundet waren sie ja trotzdem noch alle irgendwie, zumindest Harry und sie.
„Ich glaube Ron hat es dir sehr übel genommen, dass du ihn durch Snape ersetzt hast... Harry wollte wohl noch das schlimmste verhindern aber hat irgendwie alles nur verstärkt.. du kennst ja die beiden. Apropos Snape, wie läufts?", sagte er beiläufig und setzte sein Weasley-Grinsen auf.
„Ich habe Ron nicht durch Snape ersetzt!", protestierte Hermine, „Ich habe mich von ihm getrennt und Severus war zufällig zum richtigen Zeitpunkt da..."
„Severus... ihr duzt euch also schon", stichelte George weiter, das Grinsen wurde immer größer, „ich hab gehört er soll ziemlich gut sein im Bett..."

„Woher hast du sowas gehört?!", fragte sie fassungslos.
„Fred und ich haben ihn vor Jahren mal auf der Karte beobachtet... er hat sich regelmäßig mit einer Frau getroffen und ordentlich die Korken knallen lassen..", George lachte ein wehmütiges Lächeln.
Merkwürdigerweise schob sich eine große Portion Wut und auch Eifersucht in sie, „was war das für eine Frau? Eine Schülerin?", fragte sie ungehalten.
„Nein.. keine Ahnung, wir kannten sie nicht. Das ganze ging vielleicht fünf Mal... und dann ist sie nicht mehr aufgetaucht.", überlegte er.
„Wann war das?"
„Ich glaub kurz vor eurem dritten Schuljahr..."
Hermine dachte nach, sie hatte nie jemanden gesehen, der nicht zu Hogwarts gehörte.
„Stimmt es denn?", wollte George wissen und musterte sie, „Ist er so gut? Noch schlechter als Ron kann er zumindest nicht sein"
„Ich weiß es nicht George, ich habe noch nicht mit ihm geschlafen und wenn würde ich es dir garantiert nicht sagen!", sie stemmte die Hände in die Hüfte.
„Noch nicht... hast du ihn schon geküsst?", stachelte er weiter.
„George!"
„Also ja! Hermine Granger und Severus Snape... wer hätte das gedacht? Die Gryffindor-Streberin und der Kerkermeister von Hogwarts", er grinste.
Hermine gab ihm einen Blick, der von Severus selbst hätte stammen können.
„Entschuldige... Zaubertränkemeister.", er lachte entschuldigend.
„Ich bin auch gar nicht hier um mit dir über Severus zu reden... kann ich kurz hoch meine Sachen holen?", fragte sie und hoffte George würde sich ablenken lassen.
Er atmete kurz tief ein und aus und nickte, „klar, du weißt ja den Weg"

Hermine lächelte schief, nahm dann den Weg über die Treppen nach oben in Rons Zimmer, sie zauberte eine Tasche, sammelte alle Sachen von sich ein und verstaute sie in der Tasche.
Als sie alles eingepackt hatte hörte sie Stimmen im Wohnzimmer, Molly und Arthur, auf die beiden hatte Hermine jetzt gerade so gar keine Lust. Sie ging eiligen Schrittes die Stufen nach unten und stand sich den beiden gegenüber.
„Spätzchen, du bist zurück", Molly deutete die Situation völlig falsch, schloss sie herzlich in ihre Arme und schluchzte an ihrem Ohr.
Arthur deutete Hermines Blick richtig und versuchte Molly behutsam von ihr zu lösen, „Molly... komm, lass sie los."
„Warum?", sie strich sich die Tränen aus den Augen, „Ja natürlich, ich mach dir erstmal was zu essen."
„Nein...", kam es schnell von Hermine, Molly drehte sich perplex zu ihr um, „ich hab nur meine restlichen Sachen geholt... ich wollte auch schon wieder gehen."
„Dann hat Severus nicht mit dir geredet?", Wut mischte sich in ihren Blick.
Hermine zog die Augenbrauen zusammen, „das musste er nicht. Ich hab alles sehr gut mitbekommen, ich war bei ihm als du ihn dazu bringen wolltest mir Verstand einzubläuen... das hat er auf andere Art und Weise getan und die Trennung von Ron war das beste was ich mit meinem Leben machen konnte.", sagte sie böse, sie hatte keine Lust mit ihr zu diskutieren.
„Sag sowas nicht Spätzchen... Ron geht es wirklich schlecht...", Molly versuchte ihr ein schlechtes Gewissen einzureden.
„Dann hätte er sich etwas mehr für mich interessieren müssen", sagte sie schulterzuckend.
„Aber du und Ron... ihr wart doch für einander bestimmt!", sie konnte es einfach nicht akzeptieren, Arthur schüttelte den Kopf.
„Bestimmungen können sich ändern!", sie schob sich an Molly vorbei, stoppte bei Arthur und sah ihn traurig lächelnd an, er drückte ihre Schulter, gab ihr dann den Weg frei, „viel Glück", er nickte und Hermine konnte sich ungefähr vorstellen, was er meinte.

„Hermine!", rief Molly ihr noch nach, aber Hermine reagierte nicht, sie verließ den Fuchsbau und apparierte zurück in den Londoner Vorort, betrat ihr Haus und stellte die Tasche ins Wohnzimmer.
Sie atmete tief durch, das war also das Ende zwischen ihr und den Weasley oder zumindest das Ende des Zusammenlebens.
Hermine fühlte sich erleichtert, sie war froh, dass sie ihre Sachen bei sich hatte und nicht mehr in den Fuchsbau müsste, aber irgendwo war es auch schmerzhaft und traurig.
Die Weasleys waren eine zweite Familie für sie, Molly und Arthur waren für sie da, wenn ihre Eltern nicht in der Zaubererwelt verfügbar waren, Molly hatte immer ein offenes Ohr, sie hatte sie behandelt wie eine Tochter.
Eine Träne der Wehmut löste sich aus ihrem Auge und rann über ihre Wange, sie wischte sich durch ihr Gesicht, nahm sich ihren Zeichenblock, setzte sich nach draußen auf die Terrasse und fing an irgendetwas zu zeichnen.

Die Tage vergingen, Hermine lebte für sich selbst, weder Severus noch Harry, Ginny oder George kamen sie besuchen, dass Ron ihr ebenfalls fernblieb war ihr allerdings recht.
Sie hatte in den letzten Tagen beinahe ihre komplette Umgebung gezeichnet, zeichnete aber immer öfter Severus.
Sie vermisste ihn, sehr sogar, jeden Tag mehr, aber sie wollte ihn nicht nerven mit ihrer Anwesenheit. Zumal sie keine Ansprüche hatte Zeit mit ihm zu verbringen, sie waren nicht zusammen und er machte auch nicht den Anschein, dass er es gerne wäre.
Zusammensein? Mine... geht das nicht ein wenig schnell? Du stürzt dich von einer Beziehung in die nächste? Und dann noch mit Severus Snape? Eher nicht..., sie schüttelte den Kopf bei ihren eigenen Gedanken.

Der Weihnachtstag war da, auch wenn sie alleine war bereitete sie ein traditionelles Weihnachtsessen vor.
Sie hatte mit ihren Eltern an Weihnachten immer Ente, Rotkohl und Klöße gegessen und das wollte sie fortsetzen. Sie würzte und stopfte die Ente mit Äpfel, Rosinen und Pflaumen, ließ sie einige Stunde im Backofen, wendete sie zu den richtigen Zeiten, deckte das Wohnzimmer ein wenig festlicher ein, zündete ein Feuer im Kamin.
Als die Ente fertig war, die Sauce abgeschmeckt und der Rotkohl heiß, machte sie sich ein wenig frisch, zog sich eine schwarze Bluse an, ließ die Hose aber aus, schaufelte ihren Teller mit Essen voll und setzte sich auf die Couch ins Wohnzimmer.
„Frohe Weihnachten", wünschte sie sich traurig, fing dann an zu essen.
Kurz nachdem sie angefangen hatte zu essen klingelte es an der Tür, genervt stellte sie den Teller auf den Tisch, stand auf, lief durch das Wohnzimmer und den Flur und öffnete die Tür.

„Frohe Weihnachten", entgegnete eine dunkle Stimme.
Hermine glaubte ihren Augen nicht zu trauen, Severus stand vor ihrer Tür, trug die typischen Roben und seinen Umhang.
„Frohe Weihnachten", gab Hermine verwirrt zurück, „was machst du hier?"
„Du weißt, dass ich kein Freund von Weihnachten bin... und... ich dachte, der beste Ort dieses sentimentale Fest zu verbringen wäre bei dir", ein schiefes Lächeln legte sich auf seine Lippen, „darf ich dir ein wenig Gesellschaft leisten?"
Hermine versuchte ihre schier unbändige Freude nicht zu sehr nach außen zu tragen, vielleicht würde es ihn verschrecken, sie riss sich zusammen, nickte, „ja... gerne", ihre Stimme zitterte vor Aufregung.
Sie ging einen Schritt zur Seite, ließ ihn eintreten, nahm seinen Umhang entgegen und hängte ihn auf den Haken.

Der Duft von Lavendel  Where stories live. Discover now