Kapitel 102: Keine Spielchen

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„Ja es ist Regenzeit, ja es regnet... ja ich habe es nicht bedacht... es tut mir leid, immer noch und immer wieder. Aber ich lasse mir vom Regen nicht weiter den Urlaub vorschreiben. Ich gehe jetzt spazieren, im Regen... und entweder Sie kommen mit oder nicht.", sie stemmte die Arme wütend in die Hüfte, band ihre Haare dann zusammen und zog sich ihre Schuhe an.
„Sie wollen im Regen spazieren gehen?", fragte er kopfschüttelnd.
„Weniger gefährlich als das Schwimmen mit Haien, oder?", sie lächelte schief, hoffte ihn irgendwie überreden zu können.
Er brummte ein wenig, verdrehte dann die Augen und stand ebenfalls auf.

Sie verließen den Bungalow und liefen durch den Dschungel, Hermine nahm die Pfade, die weiter hineinführten, doch der Regen ließ trotzdem nicht nach.
Alles tropfte, war nass, tiefe Pfützen hinderten ein ungestörtes Durchqueren des Dschungels und beide mussten im Zickzack laufen, um nicht nasse Füße zu kriegen.
„Was ist das für eine schwachsinnige Idee?", fragte Severus genervt, er hatte keine Lust durch dieses Hundewetter zu stapfen, aber er wollte sie auch ehrlich gesagt nicht allein lassen, er vermutete sie würde auf waghalsige Ideen kommen, auf irgendwelche Felsen steigen, ausrutschen und sich den Hals brechen.
„Haben Sie eine bessere?", fragte sie ebenso genervt nach hinten.
„Hundert bessere! Und alle in trockenen Räumen!", sagte er laut.
Sie drehte sich schwunghaft rum, stand nah vor ihm und musterte ihn, „So? Was denn? MauMau, Kniffel oder Zaubererschach? Däumchendrehen und Tee trinken?"
Er wusste zwar nicht was MauMau und Kniffel für Dinge waren, aber ja es war besser einfach nur Tee zu trinken und abzuwarten, „Zum Beispiel", sagte er leise.
„Sie wissen nicht einmal was Kniffel ist", sie schüttelte den Kopf, „Hauptsache Sie werden nicht nass, oder? Was wollen Sie in der Hütte machen?", sie ging noch einen Schritt auf ihn zu, stand nah vor ihm, durchbohrte ihn mit seinen Augen.
„Was würden Sie machen?", fragte er leise, die Worte blieben ihm beinahe im Hals stecken.
„Ich?", sie lachte leicht, er sah sie weiter unbeeindruckt an und nickte, sie überlegte, „vielleicht würde ich ein paar Kerzen anmachen...", sie legte den Kopf schief, „und Ihnen Dinge aus der Zukunft erzählen."
„Was für Dinge?", wollte er wissen, starrte gebannt in ihre rehbraunen warmen Augen.
„Dinge, die nicht für alle Ohren bestimmt sind...", sie schmunzelte leicht, sein Blick glühte, er schluckte hart, wer weiß was er sich jetzt alles vorstellt, sie lachte innerlich, wandte den Blick ab und wollte sich wieder umdrehen, als er sie am Handgelenk festhielt.
„Keine Spielchen", forderte er, es war eine Mischung aus erbost und sanft, sein Daumen strich über ihren Handrücken, sie drehte ihm ihre Hand ein wenig mehr entgegen und drückte seine, sie schüttelte lächelnd den Kopf, er ließ sie los, Hermine drehte sich um und lief weiter.

Sie liefen und liefen, kamen auf eine kleine Straße, folgten ihr bis in eine kleine Stadt und wurden von vielen hellen Lichtern empfangen.
Verschiedene Gerüche schlossen sie ein, süßes und herzhaftes und Hermine hätte schon wieder essen können.
„Miss Hermine!", eine bekannte Stimme ließ Hermine aufblicken.
Pan saß auf einem kleinen Roller, winkte sie zu sich, „Was machen Sie hier? Sind Sie den ganzen Weg gelaufen?"
„Miss Hermine dachte es wäre eine gute Idee nicht immer nur im Bungalow zu verweilen", sagte Severus genervt, er war ihr zu Pan gefolgt, konnte sich einen hämischen Spruch nicht verkneifen.
„Sie sollten nicht stundenlang im Regen laufen, auch wenn es nicht allzu kalt ist, man wird sehr leicht krank.", warnte Pan sie.
„Ach, ich werde ich nie krank", sagte Hermine fröhlich, grinste Severus an, der nur den Kopf schüttelte.
„Was machen Sie hier Pan?", fragte Hermine, wandte den Blick von ihrem Professor ab.
„Ich habe Nachschub für Yai gekauft", meinte er, „sie will heute etwas Außergewöhnliches für Sie kochen... Ich hoffe Sie sind offen für Neues.. und... probierfreudig", sagte er mit einer entschuldigenden Miene.
„Sind wir", Hermine nickte, Severus schnaubte, „naja, wenn er nichts essen will, bleibt mehr für mich", sie lachte, Pan stimmte dem Lachen zu, nur Severus wohnte der Situation wie ein begossener Pudel bei, „Nein... keine Sorgen, Sie kriegen auch etwas ab", sie verdrehte die Augen.
Pan musterte die beiden, schmunzelte dann und verabschiedete sich, fuhr dann mit dem Roller die Straße entlang und verschwand hinter einer Biegung.
„Kommen Sie", Hermine nahm Severus Hand und zog ihn sanft mit sich, er setzte sich nur widerwillig in Bewegung, nach einer Weile sah er auf seine Hand, die immer noch von Hermine festgehalten wurde. Sie liefen durch die Straßen des Dorfes, wurden neugierig beäugt, was Hermine überhaupt nicht zu stören schien.

„Sie halten immer noch meine Hand...", stellte er fest.
Sie sagte nichts, lief weiter und hielt ihn immer noch fest, musste sich ein kleines Schmunzeln verkneifen.
„Miss Granger", er stoppte, zwang sie damit ebenfalls zu stoppen.
Sie sah ihn fragend an, „meine Hand", wiederholte er.
„Ja, das ist Ihre Hand, Sir", bestätigte Hermine, wollte sich wieder umdrehen, er zog sie zurück.
„Warum lassen Sie nicht los?", wollte er laut wissen.
„Warum lassen SIE nicht los?", gab sie die Frage zurück, Severus sah sie perplex an, sah auf seine Hand, sie hatte recht.
Er hielt sie genauso fest, wie sie ihn.
Peinlich berührt ließ er sie los als hätte er sich fürchterlich verbrannt, stürmte dann an ihr vorbei und folgte der Straße weiter.
Hermine schüttelte den Kopf, sah ihm traurig hinterher und folgte ihm dann, was war für ihn nur so schwer daran Körperkontakt und Nähe zu akzeptieren?
Ohne eine wirkliche Antwort hatte sie ihn eingeholt, sie waren durch das Dorf gelaufen und standen nun wieder auf einer Straße umringt von Natur und nichts sonst.
Der Regen prasselte wieder heftiger auf die Erde, alles an ihnen war vom Wasser durchtränkt. Diese unangenehme Kälte und Nässe legte sich auf ihre Haut, das Gesicht spannte langsam von der ewigen Feuchtigkeit.
„Lassen Sie uns zurück", schlug Hermine vor, näherte sich ihm vorsichtig.
„Sie wollen den ganzen Weg wieder zurücklaufen?", sein Unwille war in seiner Stimme hörbar.
„Wie gut, dass wir zaubern können...", sie lachte, „Wir apparieren... am besten ein paar Meter vor den Bungalows... damit wir nicht ausversehen Pan in die Arme fliegen."
Er nickte, „Darf ich Ihre Hand nehmen?", fragte sie, wartete auf die Erlaubnis.
„Miss Granger", er seufzte, „so... war es nicht gemeint...", er griff ihre Hand und ohne ein weiteres Wort zu sagen apparierte er mit ihre zusammen einige Meter vor ihren Unterschlupf.
Dort angekommen ließ er ihre Hand nicht los, so wie sie es erwartete, denn er hielt sie weiter fest, zog sie dann mit sich und zusammen gingen sie den Pfad zu den Hütten.

„Warten Sie... da ist Pan", er stoppte, machte sie beide mit einem Zauberstabschwenker unsichtbar und wartete im Dickicht.
„Warum warten wir?", fragte Hermine, drückte sich leicht an ihm vorbei, er hielt sie an der Schulter fest.
„Was wird er denken, wenn wir jetzt schon wieder hier sind? Das ging viel zu schnell!", warnte er.
„Sie haben recht.", Hermine nickte, ging einen Schritt zurück und hielt sich mit der anderen Hand ebenfalls an seinem Arm fest.
Sie beobachteten unbemerkt wie der junge Thai einen weiteren Topf voll mit Essen vor die Tür platzierte und sich selbst dabei tief verneigte, Hermine konnte den Duft bis zu ihrer Position riechen und ihr Magen meldete sich wieder.
„In Ordnung.. wir gehen jetzt bis zu dieser Ecke", Severus zeigte auf die erste Biegung, die weiter in den Dschungel führte, „Ich werde uns wieder sichtbar machen und dann tun wir so, als wäre wir gerade zurückgekommen..."
Hermine nickte, zusammen gingen die beiden zu der Ecke, die Severus meinte, er machte sie sichtbar, nachdem er sich versicherte, dass niemand die beiden sehen könnte und lief dann in Richtung Bungalow.
Hermine folgte, sie überholte ihn schnell, schnappte sich den Korb und brachte ihn in den Wohnraum.

Der Duft von Lavendel  Where stories live. Discover now