Geht es dir gut?

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Harry neben mir schlief schnell ein. Sein Fieber war herunter gegangen, dennoch lag es bei 38,7 Grad, was eindeutig noch zu viel war für Arbeiten.
Missmutig hatte er eingewilligt und bald darauf waren wir ins Bett gegangen.
Ich hatte Mühe einzuschlafen, denn wie auch die vergangene Nacht strahlte Harry eine immense Wärme aus, dennoch schaffte ich es irgendwann und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Ein lauter Schrei lässt mich auch diese Nacht aus meinem Schlaf reißen und mit pochendem Herzen schrecke ich hoch und sitze Kerzengerade im Bett.
Harry neben mir schreit noch immer, strampelt und schlägt um sich.
Sein Gesicht ist verzerrt und dieser Anblick lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen.
„Harry?".
Mein Chef reagiert nicht, schlägt weiter um sich - sein Schreien hat er eingestellt, dafür huschen ihm jetzt unverständliche Wörter über die Lippen.
„Harry", versuche ich es erneut und lege meine Hand auf seinen Arm.
„Nein!", kommt es stöhnend aus seinem Mund und fast schon panisch schmeißt er seinen Kopf zur Seite. „Fass mich nicht an!".
„Harry, ich bin es - Louis". Ich greife mir seine Arme, pinne sie über seinem Kopf auf die Matratze und beuge mich über ihn. Er muss aufhören so zu zappeln.
„Harry, wach auf!".
„Fass mich nicht an!", kommt es wieder aus seinem Mund und er versucht sich weiter unter mir zu wenden, aber ich drücke ihn mit ganzer Kraft auf die Matratze.
„HARRY!".
Ruckartig schleudert Harry mich herum und ich keuche auf, als ich unter ihm lande und Harry über mir erscheint. Seine Augen sind noch immer geschlossen, doch in seinen Gesichtszügen kann ich blanken Hass erkennen.
„FASS MICH NICHT AN!", schreit er nun und langsam bekomme ich Angst.
„HARRY!", versuche ich es verzweifelt und hoffe, dass er endlich wach wird.
Harrys Augen öffnen sich so ruckartig, dass ich kurz zusammenzucke.
Orientierungslos sieht er mich an, scheint durch mich hindurch zu sehen - kalter Schweiß glänzt auf seiner Stirn.
„Hey", hauche ich leise und hoffe er ist wirklich wach.
„Harry, bist du bei mir?", möchte ich wissen und mustere den vollkommen zerstörten Mann über mir.
Beklommen nickt Harry und er lässt meine Handgelenke los. Langsam rutscht er von mir herunter und ich richte mich auf, während Harry sich zurück auf den Rücken legt und an die Decke starrt.
„Du hattest einen Alptraum".
Harry räuspert sich, sieht sich ein paar Mal um, ehe er sich aufrichtet und sich durch seine Haare fährt. Er wirkt noch immer nicht richtig anwesend und das starke Zittern seiner Hände fällt mir erst jetzt auf.
„Ich weiß".
„Du - du weißt? Kannst du dich daran erinnern?".
Er muss schrecklich gewesen sein, so wie Harry herumgezappelt hat.
Der Lockenkopf scheint einen inneren Kampf mit sich auszutragen. Immer wieder ballt er seine Hände zur Faust, schüttelt seinen Kopf und atmet mehrere Male tief ein.
Ein Seufzen verlässt den Mund des Mannes neben mir und er senkt seinen Kopf.
„Es ist immer der Gleiche".
Oh, dann - Harry hat den Traum also öfter. Sicherlich hatte er ihn auch vergangene Nacht. „Willst du drüber reden?".
Ich kann ihm zwar nicht helfen, aber vielleicht hilft es, wenn er jemanden von dem Traum erzählt.
Doch anders als erwartet schießt Harrys Körper plötzlich in die Höhe und ehe ich mich versehe, liege ich mit dem Rücken erneut auf der Matratze und er über mir. Nun pinnt er mir meine Handgelenke über den Kopf und sieht mich mit einem dominanten Blick an, den ich nur zu gut kenne.
„Nicht reden", brummt er und prompt landen seine Lippen auf meinen.
Kurz lasse ich mich verführen, lasse mich auf diesen heißen Kuss ein, bis mein Hirn sich einschaltet und ich Harry mit den Knien von mir drücke.
„Harry, du - du bist viel zu aufgewühlt und dazu noch krank".
Meinem Chef ist das egal, denn er schnaubt einmal und kommt mir mit seinem Gesicht näher. Ich kann seinen Atem auf meiner Haut spüren, er kitzelt über mein Gesicht und der Druck auf meine Handgelenke wird fester.
„Ich bin nicht aufgewühlt und wenn du Angst hast dich bei der Erkältung anzustecken - nun, dafür ist es sicherlich eh schon zu spät".
Seine Lippen legen sich auf meinen Hals, saugen leicht dran und ich schließe meine Augen. Er hat Recht. Wenn dann habe ich mich bereits angesteckt. Immerhin habe ich die letzte Nacht neben ihm geschlafen.
Aber irgendwie - wie kann er jetzt nach einem Alptraum in der Stimmung sein?
„Harry", versuche ich es erneut, scheitere aber kläglich als ein Stöhnen meinen Mund verlässt. Harry hat meine Schwachstelle am Hals gefunden und saugt sich jetzt regelrecht daran fest. Feuer jagt durch meine Adern gepaart mit einem kalten Schauer der von meinen Zehenspitzen durch meinen kompletten Körper gleitet.
„Bitte", vernehme ich es schon fast flehend und merke wie Harrys Lippen wandern.
„B-bitte".

****

Mühsam schaffe ich es ins Büro.
Die Nacht hat ihre Spuren hinterlassen wie ich heute morgen im Spiegel betrachten konnte. Nicht nur das ein großer, roter Fleck meinen Hals ziert, nein - mir tut alles weh. Es war grob, hart und lange - dennoch einfach umwerfend. Auf eine verkorkste Art und Weise.
Harry musste sich ablenken, sich abreagieren und das hat er erfolgreich getan.
Er hat kaum Rücksicht auf mich genommen, sich einfach das genommen was er brauchte - wie er es brauchte und auf eine wirklich kranke Art und Weise fand ich es erregend ihn so zu sehen.
Er war dominanter als sonst, grober , aber irgendwie doch einfach nur wie ein Gott.

Ich bin am Arsch!

„Scheint als wenn es unserem Chef besser geht", werde ich von Niall begrüßt der mit einem Grinsen auf den Lippen meinen Hals betrachtet.
„Es geht so", murmele ich vor mich hin und klappe meinen Laptop auf.
„Naja, wenn ihr schon wieder ne Nummer schieben könnt, dann kann es ja nicht so schlecht sein".
Ich verdrehe meine Augen und sehe zu Liam, der mich - wie immer - stirnrunzelnd ansieht.
„Er hatte einen Alptraum und musste sich danach abreagieren".
Eigentlich plappere ich hier gerade zu viel aus. Ich bin mir sicher, dass Harry nicht möchte dass die Beiden davon erfahren, aber ich muss das jetzt einfach erzählen.
„Einen Alptraum?". Nialls Miene wechselt und Liams Stirn zieht sich noch mehr in Falten. Ich wusste nicht, dass das möglich ist.
„Ja, er hat geschrien und - naja der Traum schien wirklich heftig gewesen zu sein", erkläre ich und falte nachdenklich meine Hände.
„Ja, er - hm". Liam verstummt und senkt seinen Blick.
Fragend sehe ich ihn an, doch er schüttelt kaum merklich den Kopf. Mir scheint es, als wenn er mehr wissen würde und in mir brennt es das zu erfahren.
„Liam?".
Der Braunhaarige schüttelt den Kopf und widmet sich wieder seiner Arbeit.
„Ich äh...ich gehe mal arbeiten", murmelt Niall und erhebt sich vom Tisch.
Arbeiten?
Das wäre das erste Mal, seit ich hier bin.
„Ich bin - ja ich bin dann weg".
Liam sieht unserem Kollegen nachdenklich hinterher, ehe er seinen Blick auf mich richtet.
„Geht es dir gut?", möchte er wissen und automatisch nicke ich.
„Natürlich, warum sollte es mir nicht gut gehen?".
Wieder legt Liam diesen seltsamen Blick auf und langsam bekomme ich das Gefühl, als wenn hier irgendetwas nicht stimmt.

SnooperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt