Ich weiß nur noch nicht wie.

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Am nächsten Tag fahren Harry und ich gemeinsam zur Arbeit.
Als wir aus dem Auto steigen, greift Harry wie selbstverständlich nach meiner Hand und löst zum tausendsten Male Schmetterlinge in meinem Bauch aus.
Vielleicht werden die Schmetterlinge niemals verschwinden, aber das ist etwas, was mir egal ist.
Ich mag diese Schmetterlinge.

Ich kann das Lächeln nicht verkneifen und als wir in den Fahrstuhl steigen, legen sich Harrys Lippen auf meine.
Hach, wenn ich nur die Zeit anhalten könnte.
Ich würde Stunden hier mit ihm in diesem Fahrstuhl bleiben und mich in Grund und Boden küssen lassen, aber leider kommt der Fahrstuhl in der Büroetage an und Harrys Lippen verlassen meine.

Wir verlassen den Fahrstuhl und Harry hält noch immer meine Hand. Etwas unwohl schaue ich mich um und bemerke sofort die vielen Blicke, die auf uns liegen. Hoffentlich denken die Leute jetzt nicht, dass ich mich hochschlafen will. Denn so ist es nicht. Aber Menschen sind eben dumm und bilden sich mit ihrem Schubladendenken halt ihr Urteil.
Plötzlich bleibe ich stehen, da mir - dumm wie ich bin - jetzt erst auffällt, dass Harry auf der falschen Etage ausgestiegen ist. Fragend sehe ich ihn an und anscheinend weiß er genau was ich denke, denn er schmunzelt, als er weiter geht und mich somit an der Hand mitzieht.
"Ich will mir nur noch einen Kaffee holen", verkündet er und bleibt wenige Schritte später am Tisch von Liam stehen.

"Guten Morgen", grüßt mein Lockenkopf fröhlich und nicht nur Liam sieht verdattert zu uns, auch Niall kommt sofort an den Tisch geeilt und starrt auf unsere Hände.
Stimmt ja, er weiß es noch gar nicht.
Lächelnd löst Harry unsere Hände und verschwindet an die kleine Bar, an der man den Kaffee abholen kann und ich lasse mich dümmlich grinsend auf meinen Stuhl sinken.
"Okay", ertönt Nialls Stimme, als er sich direkt neben mich fallen lässt.
"Entweder sagst du mir jetzt, dass ich schlafe und das hier ein Traum ist, oder du bestätigst, dass du und unser Boss hier gerade Hand in Hand reingekommen seid und der Typ strahlt wie ein Einhorn, welches einen Topf voll Gold gefunden hat".
Grinsend klappe ich meinen Laptop auf, lasse meinen Blick zu Harry schweifen und sehe dann wieder zu Niall. "Du bist wach, Niall".
Der Ire macht ein Geräusch, welches ich noch nie in meinem Leben gehört habe.
Es klingt, als wenn er nach Luft schnappen würde und gleichzeitig einen Schrei ausstoßen will. Es klingt seltsam und als ich ihn genauer mustere, befürchte ich, dass der arme Kerl gerade einen Schlaganfall bekommen hat.
"Ich...ich", Niall schüttelt kurz den Kopf, sieht dann zu Harry, der wieder auf den Weg zu uns ist und dann zu mir. "Ihr-", beginnt er wieder und doch bleibt ihm das Wort im Hals stecken.
"Was hat er denn?". Harry stellt sich neben meinen Stuhl, legt seine Hand auf meine Schulter und sieht seinen besten Freund irritiert an. Theatralisch stöhnt Liam auf, lenkt somit unsere Aufmerksamkeit auf sich, als er die Arme vor der Brust verschränkt und Niall ansieht. "Er hat gerade erfahren, dass er wach ist und nicht geträumt hat, dass ihr Hand in Hand hier aufgetaucht seid".
Harry beginnt zu lachen und auch ich muss schmunzeln, als Niall sich wieder fängt und uns ansieht.
"Kein Traum?", versichert er sich noch einmal und ich nicke, während Harry antwortet. "Kein Traum, Niall". Die Augen des Blonden weiten sich, als er erneut zwischen uns hin und her sieht. "Heißt dass...dass ihr...also....-", wieder bricht er ab und erneut stöhnt Liam auf.
Der soll mal nicht so tun.
Immerhin war er es doch gestern, der uns beinahe vom Sofa geschmissen hat und eine kleine Fangirl-Attacke hatte.
"Ja, Niall, Louis und Harry sind ein Paar".
Und das war es dann für den Iren.
Sein Mund klappt auf, er starrt uns an und mehr passiert nicht.
Als er sich auch nach zwei Minuten nicht mehr bewegt, beginnt Liam wieder mit seiner Arbeit und auch ich öffne meinen E-Mail-Verteiler.
"Gut, ich muss dann. Bis später". Harry beugt sich zu mir herunter, haucht mir einen viel zu kurzen Kuss auf die Lippen und verschwindet dann zum Fahrstuhl. Ich sehe ihm schmachtend nach, überlege, ob ich einen längeren Kuss einfordere, beschließe dann aber das es Zeit bis später hat.
Wenn ich ehrlich bin, merke ich noch die vergangene Nacht und vielleicht sollte ich mich ein wenig schonen. Bis heute Abend. Länger halte ich es eh nicht aus.

"Halleluja", keucht Niall und scheint sich beruhigt zu haben. "Das ist ja mal ein Ding".
Ich gehe nicht weiter darauf ein, doch als Niall seine Hand auf meine legt, hebe ich doch meinen Blick.
"Wie auch immer du das geschafft hast, Louis, danke."
Danke?
"Ich habe Harry noch nie so gesehen. Ich wusste nicht, dass er so lächeln kann und so ausgeglichen ist. Ich weiß nicht, wie du es hinbekommst, aber bitte, bitte höre niemals damit auf".
Gerührt nicke ich, sehe zu Liam, der eine Ernste Miene aufgesetzt hat und mich mustert.
"Aber vor allem; Verletz ihn nicht. Du weißt was er durchgemacht hat und du weißt auch, was es bedeutet, dass er dich so nahe an sich heranlässt."
Der dicke Kloß in meinem Hals erscheint wieder und sofort fühle ich mich unwohl.
Vielleicht sollte ich Harry doch von meinem anderen Job erzählen.
Aber wird er dann nicht enttäuscht sein?
Damit werde ich ihn doch verletzen und das ist das Letzte was ich will.
Dann aber wieder, wenn er es später erfahren sollte, wird es nicht besser.
Egal was ich mache, ich werde ihn mit meinem Verhalten verletzen.
Vielleicht sollte ich erst bei Blake kündigen und dann sofort Harry davon erzählen. Dann sieht er, dass ich gekündigt und ihn nicht verraten habe. Aber ob dieser Weg der Richtige ist?
Ich weiß es nicht.
Ich muss irgendwie aus dieser Zwickmühle heraus.
Ich weiß nur noch nicht wie.

SnooperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt