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Izukus PoV:

Ein gewisser Alltag stellte sich ein und bestand für mich daraus, den Vormittag in der Schule zu verbringen. Ich hatte mich an einer Highschool in der Nähe beworben und war dort angenommen worden. Meinen Traum, ein Held zu werden und an die Yûei zu gehen, hatte ich aufgegeben.
Am Nachmittag ging ich dann zu Kacchan. Meine Mutter beschwerte sich zwar regelmäßig bei mir, weil sie mich kaum noch zu Gesicht bekam, war aber andererseits sehr stolz auf mich, dass ich soviel Verantwortung übernahm und mich um Kacchan kümmerte.

„Hey, Kacchan!", begrüßte ich ihn wie jeden Tag.
Er lag im Bett, hatte die Augen geöffnet und blickte zum Fenster. Seine Augen waren aber leer, ohne das frühere Glitzern. Es stimmte mich ein wenig traurig, doch ich sprach mir selbst Mut zu und sagte mir, dass er irgendwann aufwachen würde. Er war schließlich schon fast vier Jahre in diesem Zustand.
Und die Zeichen standen gut! Vor wenigen Wochen hatte ich eine leichte Reaktion bei ihm beobachten können.

Ich legte meinen Rucksack auf den Stuhl an seinem Bett, ging auf die andere Seite, sodass ich nun zwischen ihm und dem Fenster stand, und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
Abwartend betrachtete ich sein Gesicht.
Mit einigen Sekunden Verzögerung verzog er seine Lippen zu einem ganz feinen Lächeln.
Ich freute mich wahnsinnig, dass er auf meine Anwesenheit reagierte. Die Ärzte sagten, dass es ein gutes Zeichen dafür war, dass er vielleicht bald richtig wach sein würde.

„Wie war dein Tag?", fragte ich ihn und grinste. Natürlich erwartete ich keine Antwort, daher plapperte ich einfach weiter, während ich das Fenster öffnete und frische Luft ins Zimmer ließ.
„Wollen wir heute nicht mal wieder einen Spaziergang machen? Das Wetter ist fantastisch!", schwärmte ich und blickte ihn an.
In seinem Blick hatte sich etwas verändert. Neugierig ging ich zu ihm, strich ihm über die Wange.
Er sah mich an. Mich! Sein Blick war nicht mehr abwesend!
„Hey, Kacchan...", lächelte ich und setzte mich zu ihm aufs Bett, nahm seine Hand.
Verzögert folgte er meinen Bewegungen mit seinem Blick. „Ich kann dir auch was vorlesen, wenn du möchtest... Oder hast du Hunger?"
Ich überlegte, schaute auf die Uhr. Es war Zeit für sein Essen. Also stand ich wieder auf.
„Ich bin gleich wieder da, lauf mir nicht davon!", kicherte ich und lief in die Küche.

Tante Mitsuki empfing mich mit einer Umarmung. „Du hast ja so gute Laune, Izuku...", wunderte sie sich.
Ich nickte heftig und grinste breit. „Kacchan reagiert immer mehr... Ich glaube, er könnte bald aufwachen!", teilte ich ihr mit, während ich den bereits zubereiteten Brei aus dem Kühlschrank holte und ihn aufwärmte. Wir hatten immer für zwei Tage Essen für ihn vorbereitet, sodass es nicht lange dauerte, bis wir ihn füttern konnten.
„Tatsächlich? Ich habe bisher nie etwas gemerkt... Er reagiert nur bei dir...", wunderte sie sich, lächelte aber. „Muss daran liegen, dass er dich wohl viel lieber hat als mich..."
Meine Wangen wurden warm, als sie das sagte. Ich lächelte verlegen. „Wer weiß. Vielleicht ist er aber auch nur genervt von mir und will mich so schnell wie möglich los werden..."
Der Brei war inzwischen warm. Ich testete kurz die Temperatur. Zu heiß durfte er nicht sein. Zu kalt aber auch nicht.
„Das Thema hatten wir bereits... Katsuki hätte dich niemals beschützt, wenn du ihm nicht wichtig wärst...", belehrte mich Tante Mitsuki und strich mir durch die Haare.
Ich lächelte sie an und ging dann wieder zu Kacchan.

„Da bin ich wieder!", sagte ich zu ihm, setzte mich wieder zu ihm aufs Bett, schlug die Decke zurück und verabreichte ihm den Brei.
Kurz ließ ich meinen Blick über seinen Körper gleiten. Er hatte ziemlich abgenommen und auch seine Muskeln waren zurück gegangen.
Um ihm aber ein wenig Bewegung zu verschaffen, machte ich mit ihm täglich einige Übungen, indem ich seine Beine und Arme bewegte.
Auf seinem nackten Bauch sah ich wie sich eine Gänsehaut ausbreitete.
„Oh, entschuldige! Dir ist sicher kalt", sagte ich und deckte ihn wieder zu, schloss daraufhin auch das Fenster.
„Dann verschieben wir den Spaziergang auf morgen, wenn das Wetter hält", sagte ich zu ihm.
Mein Blick fiel auf meinen Rucksack. Ich hatte massenhaft Hausaufgaben aufbekommen.
„Hilfst du mir bei den Hausaufgaben?", kicherte ich, schnappte mir meinen Rucksack und zog einige Hefte heraus, setzte mich damit neben ihn an den Tisch und begann mit meinen Aufgaben.

Nicht ohne dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt