Soleil, lune et étoiles

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                           Juliette Streich

Die Kursfahrt nach Frankreich verlief besser als erwartet. Die Französischbücher wurden nur selten rausgeholt, stattdessen setzte Frau Hof lieber auf aktive Aufgaben, die wenige Schreibaufgaben beinhalteten. Es waren schon vier ganze Tage vergangen und seit gestern war auch ich endlich fertig mit meinem Referat.

Am ersten Tag wurde jedem ein Kurzreferatsthema zugeteilt, die dann über die Zeit gehalten werden sollten. Mit dem Louvre Museum hatte ich Glück gehabt, auch wenn es etwas schwierig war, das Thema auf fünf Minuten runter zu brechen.
Mulmig wurde es mir aber eher bei dem Gedanken, gleich einen Tanzkurs besuchen zu müssen.
Ich war zwar sportlich, aber mit tanzen hatte ich nie viel am Hut gehabt. Dass dann ein solcher Kurs auf dem Abendprogramm des heutigen Tages stand, gefiel mir dementsprechend eher weniger.
Auch meine Freundin Sofia teilte mein Leiden und so machten wir uns eher missmutig auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
Anscheinend hatte alles Jammern beim Frühstücksbuffet heute Morgen nichts bewirkt, denn unsere Französischlehrerin winkte uns freudig zu sich. Wie es schien, war schon der ganze Kurs anwesend und Sofia und ich waren die Letzten, die eintrafen. 

„Sofia, Juliette! Schön, dass auch ihr den Weg zu uns gefunden habt!", sagte Frau Hof leicht amüsiert und zwinkerte uns zu, bevor sie sich zu Frau Lilienthal wandte und etwas zu ihr sagte. Beide nickten und dann trat Frau Hof etwas vor.

„So kommt mal alle ran hier!", die Schüler und Schülerinnen versammelten sich im Halbkreis und warteten, bis Frau Hof fortfuhr, „Als Abendprogramm besuchen wir heute einen Tanzkurs. Ich hoffe, wir haben alle viel Spaß und können am Ende ein paar Schritte."

„Also ich werde definitiv keinen Spaß haben", raunte ich Sofia zu, die kichernd nickte.

„Aber da ich weiß, dass tanzen nicht für alle etwas ist, ", sie bedachte mich und Sofia mit einem Blick, „Hat Frau Lilienthal sich spontan ein Alternativangebot ausgedacht, für diejenigen, die nicht mitmachen wollen."

Frau Lilienthal trat ebenfalls etwas nach vorne und nickte. „Ich dachte, von der Kathedrale, die wir am Dienstag bereits besucht haben, könnte man gleich einen schönen Sonnenuntergang ansehen. Also können die, die keine Lust auf den Tanzkurs haben, gerne mit mir mitkommen."

Bewegung kam in die Gruppe und die meisten bewegten sich in Richtung Frau Hof und der Tanzschule.

„Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, komm!", raunte ich Sofia zu und zog sie hinter mir her zu Frau Lilienthal.

Bei dieser stand schon ein Junge, den ich nur flüchtig aus dem Kurs kannte. Er war eher ein Einzelgänger und schottete sich offensichtlich, auch heute, lieber von den Anderen ab.

„Na, dann sind wir wohl vollständig." , begrüßte uns Frau Lilienthal mit einem Nicken und ging dann auch schon gleich los in Richtung Stadtzentrum.

„Um ehrlich zu sein war ich froh, als ihr beiden heute beim Frühstück euren Missfallen gegenüber dieser Idee so deutlich zum Ausdruck gebracht habt", Frau Lilienthal drehte sich zu Sofia und mir und bedachte uns mit einem leichten Lächeln, „Ich bin auch kein großer Fan vom Tanzen und bin froh, dem Ganzen so entwischen zu können. Aber das bleibt unter uns, denn Frau Hof brennt regelrecht für diese Aktivität ..."

„Klar", sagte Sofia grinsend.

„Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, auf die Kathedrale zu gehen?",wollte ich wissen.

„Ich fand die Aussicht am Dienstag schon so schön. Da habe ich mir gedacht, dass der Sonnenuntergang von dort oben bestimmt atemberaubend sein würde. Aber ehrlich gesagt wäre ich zur Not auch auf die Kirmes gegangen ... Alles, aber nur nicht dieser Kurs heute Abend."

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