Meilenstein-Liste

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Juliette Streich

Es war früher Abend, als Anna und ich mit roten Gesichtern und zwei Einkaufstüten in das kleine Haus zurückkehrten. Auf dem Hinweg hatten wir ziemlich getrödelt, weshalb wir im Dunkeln zurück durch das kleine Dorf liefen. Fröstelnd stellte Anna ihre Tüte auf den kleinen Küchentisch und machte sich sofort am Ofen zu schaffen. Ich stellte meine Einkaufstasche ebenfalls ab und zog direkt meine Jacke aus.

„Wo hast du denn meine Reisetasche hingestellt?", rief ich Anna zu.

„Oben im Schlafzimmer. Treppe hoch und die erste Tür links!", antwortet sie, immer noch beschäftigt mit Holz.

Mir fiel auf, dass ich die erste Etage des Hauses noch gar nicht angeguckt hatte. Neugierig stieg ich die Treppe hoch und machte oben das Licht an. Die obere Etage hatte nur drei Zimmer. Ein Badezimmer, ein fast leeres Zimmer, in dem nur ein paar Pflanzen und Bücherregale standen und das Schlafzimmer. Ich betrat dieses und blickte mich um. Ein großes Doppelbett aus Holz nahm den meisten Platz ein. Anna hatte es tatsächlich schon bezogen und die Tagesdecke auf einen Stuhl daneben geschmissen. Sonst waren nur ein Nachtisch und ein riesiger hölzerner Kleiderschrank in dem Raum. Vor dem Kleiderschrank standen unsere Taschen. Ich wühlte in meiner rum, bis ich Annas Pullover fand. Ich zog ihn mir über, machte das Licht wieder aus und stieg die Treppen wieder runter.
Aus einer kleinen Box im Wohnzimmer kam nun leise Musik und ich hörte Anna schon in der Küche rumoren. Sie verstaute gerade die Einkäufe im Kühlschrank, während die Zutaten für ihre berüchtigte Gemüsepfanne schon auf der Arbeitsfläche bereitlagen.

„Gefunden?", fragte Anna, als sie bemerkte, dass ich in der Küche war.

„Jup, das Haus ist echt gemütlich", antwortet ich und wollte nach dem Knabberzeug greifen, doch Anna schlug meine Hand weg.

„Das gibts erst nach dem richtigen Abendbrot!", sagte sie und blickte mich streng an.

Dann hielt sie in ihrer Bewegung an und ließ ihren Blick nach unten wandern.

„Bist du meine Mama oder was?", fragte ich neckend, doch ließ die Chips, wo sie waren.

Anna räusperte sich erst, dann räumte sie die letzte Packung Milch in den Kühlschrank.

„Ich hatte total vergessen, dass du meinen Pulli noch hast", sagte sie dann und holte zwei Messer raus.

„Ja, ich habe ihn angelassen, nach unserer ersten Nacht bei dir, als ich so schnell wegmusste", erklärte ich, „Ich hoffe, du bist deswegen nicht böse oder so."

„Natürlich bin ich nicht böse", schnurrte Anna, als sie sich ihre Arme von hinten um meine Taille legten, „Es macht mich nur noch verrückter, dich in einem Pulli mit meinem Namen drauf zu sehen..."

„Wer war noch mal fürs Kochen?", fragte ich spitz und drehte mich in Annas Armen, sodass ich die Lehrerin angucken konnte.

Sie schien einen Moment mit sich zu ringen, dann löste sie sich doch seufzend von mir.

„Also, du schälst die Karotten", teilte sie mir eine Aufgabe zu, „Das kannst du doch wohl, oder?"

————

Kochen mit Anna stellte sich tatsächlich als ein lustiger Zeitvertreib raus.
Ich erledigte meine Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit auch gut, weshalb es keine Stunde dauerte und das Essen vor uns auf dem kleinen Sofatisch im Wohnzimmer stand. Wir hatten uns für ein Essen vor dem Kamin entschieden.

„Mhm, das Gemüse ist wirklich unglaublich!", sagte ich, als ich meinen ersten Bissen genommen hatte.

„Hattest du etwa was anders erwartet?", fragte Anna spielerisch und spießte nun auch Gemüse auf.

Fliegen lernenWhere stories live. Discover now