Abschlussball

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Juliette Streich

„Du Karla...", etwas energischer dieses Mal schob ich das Mädchen, mit dem ich nun schon seit gut zehn Minuten getanzt hatte, von mir, „Karla, ich muss jetzt mal wieder zu meinen Freundinnen..."

Ohne auf eine Antwort zu warten, löste ich mich flink von dem Mädchen und machte mich auf die Suche nach Paula und Sofia.
Es war nicht einfach zwischen den ganzen Abiturienten und Abiturientinnen sich den durchzudrängen und seine Freundinnen zu finden, aber nach einigen Minuten des Rumirrens fand ich meine besten Freundinnen an dem Getränkestand. Erschöpft lehnte ich mich gegen die Theke.

„Na, zu viel mit Karla getanzt?", fragte Paula und zog dabei den Namen des Mädchens in die Länge.

Ich winkte nur ab.

„Die hat es ganz schön auf dich abgesehen, das weißt du aber schon, oder?", fragte Sofia mich.

„Ja...", seufzte ich und ließ mir von dem 12. Klässler auch ein Becher mit Sangria auffüllen, „Deswegen bin ich ja auch von ihr weg."

„Also bleibst du deiner Anna treu", stellte Paula amüsiert fest.

„Was hat das denn damit zu tun?", fragte ich verwundert und probierte die Sangria, „Bah, die schmeckt ja scheußlich!"

Der Junge hinter der Theke bedachte mich mit einem bösen Blick.

„Anna hat dich die ganze Zeit beobachtete und Gott... Die sah böser aus, als das eine Mal, als sie mich in Deutsch am Handy erwischt hat!", merkte Paula an.

„Ja, die hätte Karla am liebsten in der Luft zerfetzt!", lachte Sofia nun zustimmend.

„Ach ehrlich?", fragte ich amüsiert.

Anna eifersüchtig zu sehen, stellte mich leicht zufrieden.

„Wir haben sie zwar nur kurz gesehen, aber glaub mir... Das hat gereicht, um jegliche Emotionen aus ihrem Gesicht abzulesen."

„Echt, ihr beide solltet mal eurer Gefühle füreinander etwas besser verstecken! , sagte Sofia, „Auch, als du dein Zeugnis bekommen hast, hat die dich so offensichtlich liebevoll von hinten angeguckt!'

Nun lachten wir alle gemeinsam.

„Könnt ihr euch vorstellen, dass wir hier nie wieder hingehen werden?", wechselte ich das Thema.

„Nein, ich habe mir das Ende doch so sehr herbeigesehnt...", stimmte Paula zu.

„Und nun kam es doch so schnell...", beendete Sofia für sie den Satz.

„Ich bin noch nicht bereit für das Leben!", rief Paula aus, „Ich will noch nicht erwachsen sein und meine Steuererklärung machen müssen."

„Da würde ich doch eher lieber meine Chemiehausaufgaben jedes Mal im Unterricht machen, als das", lachte ich.

„Gut, Chemie vielleicht jetzt nicht... Aber jetzt muss ich mich um Arbeit und all so ein Quatsch kümmern...", stöhnte Paula.

„Und eigenständig leben und ernst sein und all das, was halt zum erwachsenen Leben dazu gehört!", jammerte Sofia.

„Du hörst dich an, als wärst du fünf!", lachte ich Sofia aus.

„Kommt, wir müssen von dieser Sangria noch mehr trinken, dann verhalten wir uns auch wie Fünfjährige!", rief Paula und winkte dem Jungen, der für die Getränke zuständig war, „Noch mal drei davon bitte."

„Ach, was habe ich aus diesen dreizehn Jahren Schule mitgenommen? Wissen definitiv nicht."

Sofia nahm grinsend einen weiteren Becher Sangria entgegen.

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