Kapitel 9

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Sie hatten sich von Harry verabschiedet und verabredet, dass er sie auf dem Laufenden halten würde. Schweigend waren sie bis zu Professor Flitwicks Büro gelaufen, das ab heute erstmal Hermines Zu Hause sein sollte.

„Dann... sehen wir uns beim Abendessen?", sagte sie und gab Lucius einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Darf ich nicht mit reinkommen?", zwinkerte er ihr zu.

„Du würdest mir jetzt nur im Weg stehen. Außerdem hast du selbst ein paar Sachen auszupacken, oder nicht?"

„Vielleicht würde ich ja lieber dich auspacken", flüsterte er ihr ins Ohr, doch er wand sich um und schritt in Richtung der Kerker davon, seinen Koffer neben sich schweben lassend.

Hermine lauschte seinen Schritten noch einen Moment, dann öffnete sie die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Das Büro war halbrund, es war offenbar in einem der kleineren Türmchen untergebracht. Ringsherum befanden sich wandhohe Fenster, die viel Licht hereinließen und einen schönen Blick über das Schlossgelände freigaben. Die einzigen Möbel, die sich darin befanden, waren leere Regale, ein rustikaler Schreibtisch und drei Stühle, die alle der Größe von Professor Flitwick angepasst worden waren. Die Wände waren karg, es hingen keine Bilder daran und es gab nur eine schmale Tür auf der rechten Seite. Sie öffnete sie und war erstaunt, dass sie in einem schön geschnittenen Wohnzimmer stand. Eine einladende Couch, zwei dunkle Ledersessel und ein Kaffeetisch bildeten das Herz der Einrichtung. Einige helle Stellen an den Wänden zeugten davon, dass dort lange Zeit Bilder gehangen hatten. Ein altes Grammophon stand neben dem Kamin, in dem bei ihrem Eintreten sofort magisches Feuer zu prasseln begonnen hatte. Über eine steinerne Treppe, die an der Wand mit der Tür verlief, erreichte sie ein Schlafzimmer. Es war etwas kleiner als das darunter liegende Büro, da noch ein Bad daran angeschlossen war. Wie unten gab es hohe Fenster und Hermine fuhr nachdenklich mit der Hand über eine hölzerne Kommode. Sie ließ ihren Koffer darauf landen und fing an, auszupacken.

Etwa eine Stunde später hatte sie ihre Habseligkeiten verstaut und die Möbel auf ihre Größe anwachsen lassen. Da sie eine begabte Hexe war, konnte sie mühelos die vorhandene Einrichtung an ihren Geschmack anpassen. Der Teppich strahlte in einem hellen Beige-Ton und die Ledersessel waren nun mit einem weichen, grauen Stoff bezogen. Das Bild ihrer Freunde hing über dem Kamin und sie betrachtete es einen Moment zufrieden. Sie hatte es deutlich vergrößert und zu einem wahren Hingucker werden lassen. Fürs Erste würde es so gehen, sie benötigte aber noch einige Dinge, die sie per Eulenpost bestellen musste. Das hatte jedoch noch Zeit. Apropos Zeit. Sie sah auf ihre Armbanduhr - noch drei Stunden, bis es das Abendessen in der großen Halle geben würde. Nachdem sie noch einmal einen prüfenden Blick in ihren geräumigen Koffer geworfen hatte, der aber tatsächlich leer war, machte sie sich auf, um einen Spaziergang über das Gelände zu machen. Sie wollte sehen, ob Hagrid zu Hause war, und ihm einen Besuch abstatten. Er würde früher oder später mitbekommen, dass sie und Lucius hier waren und sie wollte es ihm lieber selbst sagen.

Hogwarts war gespenstisch leer. Sogar mehr als das, denn nicht einmal eines der Gespenster begegnete Hermine auf ihrem Weg hinaus. Draußen zwitscherten dagegen fröhlich Vögel von den Baumwipfeln herüber und die Sonne spendete noch einige Wärme. Sie streckte ihre Arme zur Seite aus und drehte sich einmal rundherum. Wieder hier zu sein, war ein wunderbares Gefühl. Sie lief über die wiedererrichtete Brücke und eilte dann die Stufen hinunter zur Hütte des Wildhüters, vorbei an den Steinen, bei denen sie damals Draco ins Gesicht geschlagen hatte. Als sie sich dem Kürbisfeld näherte, konnte sie zu ihrer Freude Hagrid vor sich hin summen hören.

„Hallo? Hagrid?", rief sie und ging um die Hütte herum. Dort saß ihr alter Freund in seinem abgewetzten Maulwurfsfellmantel und schnitzte an einem noch unförmigen Stück Holz herum. Fang lag ein paar Meter entfernt im Schatten der Ausläufer des Waldes und döste vor sich hin.

Lumine II - WolfsbrutWhere stories live. Discover now