Kapitel 8

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Sie standen vor dem beeindruckenden schmiedeeisernen Tor und warteten ungeduldig auf Lucius. Es war gerade Mittag und die Sonne brannte auf sie herab. Ein ganzes Stück weiter oben konnten sie die altbekannten Türme und Zinnen des Schlosses erkennen.

„Komisch, wieder hier zu sein", sagte Harry.

Hermine nickte. Sie waren seit der Schlacht von Hogwarts und den anschließenden Feierlichkeiten nicht mehr da gewesen. Die Schäden, die der Kampf hinterlassen hatte, waren alle beseitigt worden. Anfangs hatten die Verantwortlichen überlegt, einige Trümmer liegen zu lassen, um an die Tragödie zu erinnern, doch man hatte sich dagegen entschieden.

„Ich hatte mir meine Rückkehr anders vorgestellt."

„Mit einem Festessen und einer Parade?"

Hermine schmunzelte: „Ja, mit viel Tamtam und allem drum und dran. Das hätte ich ja wohl verdient."

„Absolut."

„Ich dachte einfach, dass ich zum nächsten Schuljahr als Lehrerin herkomme und nicht, weil mich ein Wahnsinniger verfolgt."

„Ich verstehe schon, was du meinst. Denkst du wirklich, dass das alles nötig ist?"

Sie zuckte mit den Schultern: „Lucius glaubt das."

„Na dann muss es ja so sein."

„Harry..."

„Merkst du denn nicht, welchen Einfluss er bereits auf dich hat? Du lässt mir nichts dir nichts dein Leben hinter dir, weil er behauptet, dass ihr in Gefahr seid?"

„Man kann ja wohl kaum abstreiten, dass die Möglichkeit besteht? Ich meine, du hast uns doch selbst gerettet! Und es stimmt, dass wir nicht wissen, wer alles Teil des Rudels ist. Es könnte jeder sein. Vielleicht arbeiten manche von ihnen sogar im Ministerium und dann wäre es ein Leichtes, uns etwas anzutun."

„Ja, aber ihr seid doch keine hilflosen Kinder."

„Nein, sind wir nicht. Und trotzdem haben sie uns überwältigt, zwei deiner Leute getötet und uns auch beinahe erwischt", sie schwieg einen Moment, dann legte sie ihre Hand auf Harrys Schulter, „es tut mir leid, dass Johnson und Peaks... Ich meine... Es war irgendwie meine Schuld. Ich hätte nicht so überstürzt handeln sollen."

Harry schüttelte den Kopf: „Nein, es war sicher nicht deine Schuld. Ein Auror weiß, dass jeder Einsatz sein letzter sein kann. Sie haben sich freiwillig gemeldet und eurem Plan zugestimmt. So ist das Leben", er sah zu Boden und fügte um einiges leiser hinzu, „ich werde die beiden vermissen."

Hermine nahm ihren Freund in den Arm: „Oh Harry", es dauerte einen kurzen Moment, dann erwiderte er ihre Umarmung und drückte sie fest an sich. Ein leises Ploppen ertönte einige Meter von ihnen entfernt.

„Störe ich?", hörten sie eine schnarrende Stimme. Lucius hatte die Arme verschränkt und beäugte sie argwöhnisch.

„Ja", brummte Harry und ließ Hermine los.

Sie verdrehte die Augen und sagte: „Gut, dass du da bist. Lasst uns gehen."

Die beiden Torflügel schwangen sofort knirschend auf, als Hermine den schweren Griff berührte.

„Das macht auf mich keinen besonders sicheren Eindruck", sagte Lucius, als er einen Blick zurückwarf.

„Hogwarts weiß, dass von uns keine Gefahr droht", antwortete Harry.

Auf ihrem Weg über die Schlossgründe hinauf bis zum Eingangstor begegneten sie keiner Menschenseele. Die Schüler waren natürlich alle in den Sommerferien und diejenigen Lehrer, die wie Neville nicht auf dem Gelände lebten, waren ebenfalls zu Hause. Hermine hatte während ihrer kurzen Wanderung immer wieder staunend hinauf zum Schloss geblickt. Jahrelang hatte sie es fast täglich gesehen und sich dabei an die schiere Größe und die beeindruckende Bauweise gewöhnt. Es war irgendwann schlicht nichts besonderes mehr gewesen. An diesem Tag betrachtete sie Hogwarts wieder wie an ihrem ersten Schultag und freute sich darauf, einige Zeit dort zu verbringen.

Lumine II - WolfsbrutHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin