Kapitel 15

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Das grelle Tageslicht und die vielen weißen Flächen im Krankenflügel blendeten sie, als Hermine endlich wieder die Augen öffnete, und es dauerte einen Moment, bis sie sich daran gewöhnte. Sie hörte leise Stimmen, sah aber niemanden. Sie räusperte sich erst leicht, dann ein wenig lauter und schon näherte sich Madam Pomfrey mit sorgenvollem Blick.

„Wie fühlen Sie sich?"

„Weiß nich...", murmelte sie noch ein wenig benommen.

„Sie hatten wirklich Glück. Es hat nicht viel gefehlt und sie hätten es nicht geschafft."

„Was..."

„Das ist jetzt nicht so wichtig, Sie müssen sich erst noch ein wenig erholen. Ich bringe Ihnen ein Mittelchen."

Die Krankenschwester wuselte davon und kam kurz darauf mit einer Phiole wieder, die sie Hermine an den Mund setzte. Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern gab dem sanften Druck nach. Die Welt um sie herum verschwamm wieder und wurde in einen angenehmen weichen Film getaucht, bis sie in einen tiefen erholsamen Schlaf fiel.

Sie war bereits wach, als Madam Pomfrey ein Tablett mit einer Schüssel dampfender Suppe und einem Schälchen Schokoladenpudding auf ihr Nachtkästchen stellte, wo schon eine Karaffe mit Wasser wartete.

„Sie sollten einen Happen essen, meine Liebe", sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln und half Hermine, sich aufzurichten, „Sie sehen schon viel besser aus."

„Es geht mir auch besser, danke", antwortete Hermine, „wie spät ist es denn?"

„Kurz nach 19 Uhr. Sie haben wenigstens ein paar Stunden schlafen können."

„Was für ein Gift war es denn?"

Madam Pomfrey hielt überrascht in ihrer Bewegung inne: „Gift? Sie sind nicht vergiftet worden. Es war ein Fluch, der sie beinahe umgebracht hätte."

„Ein Fluch? Aber... Wie? Wer?"

„Das werde wohl ich gewesen sein."

Lucius kam langsam hinter einem Paravent hervor und sah schuldbewusst drein.

„Ich lasse Sie einen Moment allein. Aber rufen Sie mich, wenn Sie etwas brauchen", sagte die Krankenschwester und tätschelte Hermine aufmunternd die Hand.

„Ich verstehe das nicht", jammerte sie, als Madam Pomfrey verschwunden war.

„Jedes Buch meiner Sammlung ist mit einem Fluch belegt, der verhindern soll, dass ein Dieb lange Freude an seiner Beute hat. Ich habe einfach nicht daran gedacht, dir das zu sagen. Als du disappariert bist und ich wieder ins Haus kam, habe ich sofort von Beedy die Meldung erhalten, dass der Zauber ausgelöst wurde und bin dir hinterher."

„Es tut mir...", wollte sie sich gerade entschuldigen, doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen.

„Nein, es tut mir leid. Wenn ich daran denke, was um ein Haar passiert wäre...", er schüttelte den Kopf, „ich bin nur froh, dass ich schnell genug da war, um den Fluch aufzuheben. Da war es schon fast zu spät. Madam Pomfrey hat dich dann wieder aufgepäppelt", er sah sie nachdenklich an, dann fragte er: „Warum bist du überhaupt so schnell verschwunden? Und warum denkst du, dass du vergiftet wurdest?"

„Ich habe mich so deplatziert und unerwünscht gefühlt. Narzissa hat keinen Hehl aus ihrer Abneigung gemacht und das Erste, das mir in den Sinn kam war, dass sie mir etwas in das Glas getan tat."

„Wie kommst du denn darauf?", er schüttelte ungläubig den Kopf.

„Sie hat sich so merkwürdig verhalten und dann auch noch ihr Getränk getauscht."

Lumine II - WolfsbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt