Kapitel 6: Die Bücher zerschneiden

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Pov Yangyang;

"Bist du von allen guten geistern verlassen worden!?", schrie Kun fassungslos und schlug seine Hand auf den Tisch. Ein dumpfer Knall ertönte und die Körper meiner Member zuckten erschrocken zusammen. "Eine Kaiserwaffe ohne die Aufsicht eines anderen zu benutzten hätte dich umbringen können!"

"Ich weiß Kun...", murmelte ich vor mich hin. Der Ring, die Kaiserwaffe Black Marlin, lag vor mir auf dem Tisch. Immernoch fühlte sich mein Körper schwer an, als würde er von einer gewaltigen Macht erdrückt werden. "..aber Kun ich-"

"Kein aber Yangyang!", entgegnete dieser mir mit hoch gehobener Stimme. "Wir hätten beinahe Hendery verloren und dann bist du so töricht und begehst beinahe Selbstmord? Du bekommst deine Kaiserwaffe schon noch, aber sicherlich nicht so. Haben wir uns verstanden?"

Leicht nickte ich als Antwort. Ich hatte garnicht realisiert, in was für einer Gefahrensituationen ich war als ich den Ring an meinen Finger gesteckt hatte. Nun wusste ich jedoch, dass dies nicht meine perfekt passende Kaiserwaffe war, denn hatte sie mich verstoßen und versucht zu töten.

"Gut. Immerhin hast du Min Haejo eigenständig besiegen können, gute arbeit", meinte Kun dann und schien sich wieder etwas beruhigt zuhaben, denn lehnte er sich nach hinten gegen seinen Stuhl. "Trotzdem wirst du eine Strafe absitzen müssen, die jedoch geringer ausfällt, da du unser Ziel erledigt hast."

Erleichtert atmete ich auf. Eine leichte Strafe sollte wohl erträglich sein. Als Ten das letzte mal Dummheiten angestellt hatte, musste er einen ganzen Tag lang Steine mit sich rum schleppen, in einem kleinen Korb an seinem Rücken. Eine gute Trainingseinheit, doch unwahrscheinlich anstrengend und belastend.

"Du wirst zusammen mit Doyoung und Seulgi in die Stadtbibliothek gehen. Dort gibt es eine ganze Abteilung an Büchern über die Kaiserwaffen. Bevor du eine eigene bekommst, solltest du dir bewusst sein woher sie stammen, was für eine unfassbare Macht sie besitzen und warum sie so wichtig sind. Hast du mich verstanden?"

"Ja, ich habe verstanden Kun", erwiderte ich laut und deutlich, hob meinen Kopf und sah ihm mit einem ernsten Blick an. Ich hasste die Bibliothek mehr als alles andere. Es war ein langweiliger Ort, denn wenn ich schonmal etwas lesen wollte, verzog ich mich lieber in mein Zimmer anstatt von Bücherregalen erschlagen zu werden.

"Die beiden warten draußen auf dich. Ich erwarte deine Rückkehr nicht vor 18 Uhr", gab Kun dann von sich, ehe er auf stand und mit Lucas die Treppe hinab in den Tunnel verschwand. Heute würde er mit den anderen besprechen, wie die Auftrage ausgegangen waren, doch schien niemand dabei zu schaden gekommen zu sein. Immerhin lag eine relativ gelassene und positive Stimmung in der Luft.

"Du kannst froh sein, dass dir Kun nicht den Kopf abgeschlagen hat", lachte Winwin leise und erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl. "Es war mutig von dir, alleine gegen Haejo zu kämpfen. Hendery wird einige Tage brauchen, doch er ist auf einem guten Weg", fügte er dann mit einem Lächeln hinzu und lief die Treppe hinauf, wahrscheinlich um nach genau diesem zu sehen.

Xiaojun kam ebenfalls auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. "Viel Spaß bei deinem Besuch in der Bibliothek. Wenn du wieder da bist, komm hoch ins Zimmer. Kun hatte mir in der Nacht etwas erzählt aber psst, das bleibt unter uns", murmelte er und achtete darauf, dass niemand seinen Worten lauschte, ehe er an mir vorbei ging in Richtung Trainingsplatz. Ten folgte ihm und forderte ihn lauthals zu einem Duell heraus.

Seufztend sah ich ihnen kurz nach und drehte mich dann um. Als ich die Tür des Hauptquatiers öffnete, standen dort, wie von Kun vorhergesagt, Doyoung und Seulgi, die mich mit einem lächeln begrüßten. "Da ist ja der Held des Tages oder sollte ich sagen, der Nacht?", lachte Seulgi und zwinkerte mir sanft zu.

"Ich bin nur den Bedürfnissen eines Jungen nach gegangen, der umgeben ist von Menschen mit einer Kaiserwaffe", gab ich kleinlaut zu bekennen und bekam direkt einen Klaps auf den Hinterkopf. "Ich rede von dem Kampf du Blödmann", erwiderte Seulgi und ging dann einige Schritte nach vorne. "Also los. Ich will so früh es geht wieder bei meinen Mädels sein."

"Na komm, oder willst du die junge Dame warten lassen?", rief Doyoung, der ihr bis dahin gefolgt war. Erneut seufztend machten wir uns also auf den Weg in Richtung Stadtbibliothek. Sie lag im Zentrum und war umgeben von einem riesigen Marktplatz. Da es Samstag war, sollte dieser also belebter sein als sonst.

"Und du sollst dich mit den Kaiserwaffen auseinander setzten?", fragte Doyoung mich als wir an dem besagten Platz ankamen. Mit einem nicken bestätigte ich seine Frage und er fuhr mit dem Reden fort. "Wenn du möchtest, kann ich dir etwas über die erzählen, die unserer Gruppe zu Verfügung stehen. Seulgi kann dies für ihre Gruppe bestimmt auch tun, nicht wahr?"

Seulgi sah über die rechte Schulter hinweg zu uns zurück und nickte leicht. "Aber zunächst sollte er sich mit der Geschichte derer vertraut machen, sonst wäre es langes Gerede ohne großen Sinn dahinter", erwiderte sie amüsiert grinsend und beobachtete die Menschen auf dem Platz. Einige winkten ihr zu und begrüßten sie herzlich. Es waren vor allem altere Bewohner oder Schüler beziehungsweise Studenten.

"Jetzt siehst du mal, wie beliebt die Red Velvet Member in unserer Stadt sind. So schnappen sie alle möglichen Informationen und Gerüchte auf, die uns einige Aufträge liefern", bemerkte Doyoung und schien die Situation vor uns sichtlich bewunderswert zu beobachten. Es dauerte nicht lange, bis wir schließlich die Bibliothek betraten.

Es war ruhig. Meiner Meinung nach zu ruhig, doch was erwartete man schon von einer Bibliothek? Vor uns erstreckten sich, mit Büchern gefüllte Regale, die auf mehrere Stockwerke verteilt waren. Sie konnten einen förmlich mit Wissen erschlagen. Immer mal wieder sah man kleine Tische, die in den Ecken standen und im Empfangsbereich, an denen einige Bewohner saßen und in ihre Bücher vertieft waren.

Ohne groß aufsehen zu erregen, liefen wir drei Stockwerke nach oben und suchten uns einen Weg durch die Regale. Die beiden älteren Member schienen den Weg zu dem Wissen zu kennen, welches ich erlangen sollte. So folgte ich ihnen ohne ein Wort zu sagen, blickte mich dabei auf der Etage um. Sie war fast Menschenleer. Nur hier und da erkannte ich einige Gestalten durch die Regale huschen.

"Warum sind hier so wenige?", fragte ich leise und sah wieder nach vorne zu den anderen. "Diese Abteilung beinhaltet die gesamte Geschichte von Südkorea. Heutzutage interessieren sich nicht viele dafür, weshalb es hier oft ziemlich leer ist", gab Seulgi von sich und bog schließlich ab.

"Hier findest du einige Bücher zu dem alten Kaiserreich Koreas. Dies ist die Ursprungszeit der Kaiserwaffen, demnach gibt es sie noch nicht sehr lange. Zwei dieser Bücher beinhalten detailliertes Wissen, dass du suchts", meinte Doyoung dann und zeigte auf die gefüllten Bücherregale. "Natürlich zeigen wir dir diese Bücher und wenn du noch fragen haben sollest, stehen Seulgi und ich zur Verfügung."

Wir suchten schließlich die besagten beiden Bücher heraus. 'Das alte Kaiserreich und seine Geheimnisse' und 'Die wahre Macht des Kaiserreichs Korea' waren die Bücher, die mir auf den Tisch gelegt wurden, an welchem wir saßen. Sie waren nicht sehr dick, doch genau deshalb sollten sie voll von nötigem Wissen sein und jeder Satz könnte mir mehr Informationen geben.

"Ich wünsche dir viel Spaß beim lesen", meinte Seulgi und verschwand dann die Treppe hinunter in eine andere Etage. "Sie liebt die Fantasy Abteilung hier", lachte Doyoung und setzte sich gegenüber von mir auf einen Stuhl. "Ich bleibe lieber hier, damit du auch schön deine Bücher lesen kannst."

Er machte sonst immer einen ruhigen, freundlichen Eindruck, doch steckte hinter dieser Fassade ein brutaler, hinterhältiger, mich in diesem Moment angrinsender, Killer.

"Killers" || Xiaoyang FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt