Anger and reconciliation

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,,Silvi?" James leise Stimme riss mich aus den Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte mich dann zu ihm um.
,,Wir sind bald da, ihr solltet euch umziehen gehen."
Erst jetzt bemerkte ich, dass sich meine Freundinnen bereits erhoben hatten und nach ihren Umhängen kramten. Wortlos stand ich auf und folgte ihnen zu den Toiletten.
,,Alles in Ordnung bei dir?" Lily warf mir einen besorgten Blick zu. Ich nickte nur, mein Hals war ganz ausgetrocknet und ich hatte das Gefühl kein Wort über die Lippen bringen zu können.
,,Sagt mal was ist eigentlich passiert?" fragend sah Mary zwischen Cora und mir hin und her. Meine beste Freundin schnaubte bloß wütend und verschwand in einer der Kabinen. Die Blicke der anderen richteten sich auf mich, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich konnte das heute nicht nochmal durchkauen. Dafür war ich viel zu fertig. Das schien sogar Mary zu bemerken, denn sie fragte nicht nochmal. Alice strich mir kurz tröstend über den Arm und ich versuchte zu lächeln, obwohl mir so gar nicht danach war. Ich musste diese Sache ganz schnell wieder gerade biegen, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Die Stimmung zwischen uns Mädchen war relativ gedrückt. Während Cora immer noch sauer auf mich war, versuchten die anderen scheinbar unparteiisch zu bleiben. Sie wussten schließlich nicht genau, was passiert war. Ich fühlte mich einfach nur elend und hatte beschlossen, dass es wohl am besten war, zu schweigen. Schließlich kam heute eh nichts gutes aus meinem Mund.

Zurück im Abteil versteckte ich mich hinter meinem Zauberkunstbuch, auch wenn ich kein einziges Wort, von dem was da stand wirklich las. So wurde ich zumindest in Ruhe gelassen. James hatte recht gehabt, wir waren wirklich fast da. Keine zwanzig Minuten später kamen wir am Bahnsteig an, stiegen aus und verteilten uns auf die Kutschen, die uns zum Schloss bringen würden. Mir entging nicht, dass sich Sirius mit Absicht in eine andere Kutsche setzte als ich. Meine Stimmung sank noch ein wenig tiefer, falls das überhaupt möglich war.
Im Schloss angekommen gingen die anderen zum Abendessen in die Große Halle. Ich ließ sie gehen und machte mich stattdessen auf den Weg in unseren Schlafsaal. Hunger hatte ich keinen. Ich putzte mir schnell die Zähne, zog mich um und legte mich dann in mein Bett. Die Vorhänge zog ich sicherheitshalber zu, so dass meine Freundinnen mich nicht stören würden, wenn sie vom Essen kamen. Ich war eigentlich hundemüde, aber mir war jetzt schon klar, dass ich heute Nacht vermutlich nicht schlafen können würde. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen und dachte an Sirius. Es dauerte keine zehn Sekunden, da spürte ich auch schon die ersten Tränen auf meinen Wangen. Ich hatte panische Angst, ihn für immer verloren zu haben. Was, wenn wir das hier nie wieder reparieren konnten?

Ich wusste nicht, wie lange ich da lag, aber irgendwann öffnete sich die Tür zu unserem Schlafsaal. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen, um mein Schluchzen zu unterdrücken und wartete. Leise Schritte durchquerten den Raum und dann wurden die Vorhänge von meinem Bett einen Spalt breit geöffnet. Ich spürte wie jemand meine Decke anhob und sich die Matratze neben mir leicht senkte. Dann herrschte kurzes Schweigen.
,,Mein Tölpel-Bruder hat mich uneinfühlsam genannt" sagte Cora dann leise. ,,Also hab ich gedacht ich sollte vielleicht doch mal schauen, ob du noch lebst."
Ich hob den Kopf leicht aus dem Kissen und sah sie an. Sie hatte den Kopf auf die Ellenbogen gestützt und musterte mich nachdenklich.
,,Du siehst echt beschissen aus."
Ich musste ein wenig lachen, weil sie James einfach so ähnlich war. Cora streckte die Hand aus und wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht.
,,So, jetzt will ich, dass du mir alles, aber wirklich alles erzählst. Und dann werde ich valuieren, ob ich noch sauer auf dich bin."
Und das tat ich dann auch. Zum dritten Mal an diesem Tag ratterte ich die Geschichte herunter, die ich zuvor schon James und Sirius erzählt hatte. Auch Cora zeigte ich das Bild und sie sah mich leicht erschrocken an.
,,Warum bist du nicht zu uns gekommen? Mum und Dad hätten bestimmt was darüber gewusst."
,,Da wär ich mir nicht so sicher. Ehrlich gesagt glaube ich, dass nicht mal meine Eltern das wissen. Sonst hätten sie schon längst damit angegeben. Die hätten mich doch nie gehen gelassen, wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass an mir irgendetwas besonders sein könnte. Die hätten mich präsentiert, wie einen Troll im Tütü."
,,Du hättest trotzdem zu uns kommen sollen."
,,Ich wusste nicht, was ich machen sollte Cora. Mann das macht mir verdammt Angst, ich mein was hat das denn zu bedeuten? Ich hab niemanden, den ich danach fragen kann und außerdem wusste ich, dass Sirius sauer sein würde. Und deine Eltern sind Auroren, was hätte ich denen denn sagen sollen? Ach übrigens, heute Morgen stand ein Massenmörder vor meiner Tür? Ich hab einfach ein paar Tage gebraucht, um das alles in meinen Kopf rein zu bekommen" seufzte ich. ,,Ich wusste doch nicht, dass ihr glaubt Rodolphus würde mich umbringen."
,,Er ist ein Massenmörder Silvi du hast es selbst gesagt" sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.
,,Ich weiß" ich drehte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. ,,Aber er würde mir nichts tun."
,,Bist du dir da wirklich sicher?"
Ich antwortete nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was Rodolphus so tun würde. Ich wusste, dass der Rodolphus den ich als Kind gekannt hatte mich niemals verletzen würde. Aber jetzt? Alles war anders als noch vor ein paar Jahren und wer kannte einander denn schon wirklich?
,,Bist du noch sauer?" fragte ich Cora statt zu antworten.
,,Nein" sie schüttelte den Kopf. ,,Aber ich kann verstehen, dass Sirius es ist. Du hast keine Ahnung, was er sich für Sorgen gemacht hat."
Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen wieder zurück. Aber die Tatsache, dass Cora mir so leicht vergeben hatte, sorgte dafür, dass ich mich zumindest ein wenig besser fühlte. Seufzend kuschelte ich mich in meine Kissen.
,,Ich mach das wieder gut, irgendwie" versicherte ich ihr, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie. ,,Aber nicht mehr heute."

Am nächsten Morgen hatte ich keinerlei Gelegenheit mit Sirius zu sprechen. Cora und ich verschliefen beide und kamen zu allem Überfluss auch noch zuspät zu Verwandlung. Professor McGonagall warf uns einen mahneneden Blick zu, als wir uns zehn Minuten zu spät und völlig außer Atem in die letzte Reihe fallen ließen. Ich zog den Kopf ein und ließ es über mich ergehen. Wirklich viel vom Unterricht bekam ich in dieser Stunde allerdings nicht mit. Sirius saß zwei Reihen vor mir neben James und würdigte mich keines Blickes. Ich verstand durchaus, dass er sauer war, aber ich fragte mich, ob er vor hatte unseren Streit irgendwann mal zu klären, oder ob das ganze für ihn schon längst geklärt war. Würde er sich von mir trennen? Zum ersten Mal, war ich mir wirklich nicht sicher. Als die Stunde vorbei war, kam James zu uns herüber.
,,Na Dornröschen?" grinsend schnippste er mir gegen die Stirn und ich schlug seine Hand verärgert weg. ,,Wir drei hübschen haben heute Abend ein Date."
,,Ich dachte du stehst auf Lily?"
Er warf mir einen angesäuerten Blick zu, ehe ein verrücktes Grinsen auf seinem Gesicht erschien. Ein Grinsen von dem ich genau wusste, was es zu bedeuten hatte.
,,Heute Abend, 19 Uhr, Quidditschtraining. Ich verlasse mich auf euch."
Wegen Verletzungen in den Teams der Ravenclaws und Slytherins waren die ersten Spiele bis nach den Weihnachtsferien verschoben worden. Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt mich noch einmal für das Team zu bewerben, die UTZ Prüfungen waren schon genug Stress. Aber wir hatten so viel zu tun gehabt, dass nicht mal James es geschafft hatte Auswahlspiele zu veranstalten und so kam es, dass wir in diesem Jahr wohl oder übel alle unseren Platz im Team behielten. Ob wir wollten oder nicht.

Cora und ich machten uns um kurz vor sieben auf den Weg zum Quidditschfeld, unsere Besen fest umklammert und unsere Schals tief ins Gesicht gezogen. Ich fror schon, als wir nur das Schlossportal verließen. Ein eisiger Wind peitschte über die Ländereien und ich wünschte mich zurück in mein kuschliges Bett, das im Schlafsaal auf mich wartete. Die Stimmung im Team war allgemein nicht besonders gut. Es war kalt, nass und zumindest Sirius und mir schien der Streit auf die Stimmung zu drücken. James versuchte leicht verzweifelt die Stimmung wieder ein wenig zu heben in dem er ein paar schlechte Witze riss, scheiterte allerdings kläglich. Schließlich befahl er uns einfach mit dem Training anzufangen. Lustlos passten Sirius, Cora und ich den Quaffel hin und her. Die Tatsache, dass Sirius mich scheinbar nicht mal anschauen konnte, ohne wütend zu werden trug allerdings nicht gerade zur Passgenauigkeit bei. Alles in allem waren wir ziemlich schlecht, anders konnte man es nicht sagen. Nach ein paar Minuten unterbrach James das Aufwärmen zum glück und ließ uns Flugmanöver üben. Das war besser, weil wir nicht allzuviel miteinander kommunizieren mussten, aber auch hier fanden wir keinen wirklichen Rythmus. Das restliche Training war eine Katastrophe. Keiner schien so wirklich motiviert zu sein, bis auf die Treiber Toby und Robert, die uns die Klatscher nur so um die Ohren hauten. Das half allerdings auch nicht wirklich, die Stimmung zu heben. Stundenlang hetzte James uns über das Feld und erst als Cora beinahe von einem Klatscher vom Besen gehauen wurde, brach er das Training ab. Unser Kapitän sah höchst unzufrieden aus.
,,Leute reißt euch zusammen, sonst macht uns Hufflepuff in drei Wochen platt!"
Mit gesenkten Köpfen machten wir uns auf den Weg zurück zum Schloss. Ich hatte mir fest vorgenommen Sirius nach dem Training anzusprechen. Ich wollte das hier so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, bevor mein schlechtes Gewissen mich noch umbrachte. Aber er war so schnell weg, dass ich im Gemeinschaftsraum keine Zeit mehr hatte um ihn aufzuhalten und ich war so durchgefroren und müde, dass ich es nicht über mich brachte zum Jungenschlafsaal hochzusteigen. Stattdessen gönnte ich mir eine ausgiebige Dusche und fiel dann halbtot ins Bett. Cora tat es mir gleich und nicht mal Lily wagte es uns auf unsere nicht erledigten Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste anzusprechen. Alles in allem fühlte ich mich ziemlich beschissen. Meine Beziehung ging den Bach runter, ich versagte im Quidditsch, meine Schulnoten würden vermutlich auch nicht mehr lange warten, bis sie abstürzten und über meine finanziellen Lage wollte ich überhaupt nicht nachdenken. Meine Zukunft sah aktuell ziemlich schlecht aus. Seufzend drehte ich mich von einer Seite auf die andere aber konnte keine bequeme Position finden. Ich war hundemüde, aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen. In einem halben Jahr würde ich zum aller letzten Mal in den Hogwarts Express steigen. Danach würde das echte Leben beginnen und ich hatte panische Angst davor. Noch mehr jetzt, wo ich mir nicht sicher war, ob Sirius an meiner Seite sein würde. Was wenn ich ihn für immer verloren hatte?

I might be crazy but at least I'm free - Blood is thicker than waterOnde histórias criam vida. Descubra agora