Frustration bringt nur Ärger mit sich

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Der Herbst war ins Land gezogen.

In den letzten Wochen war so einiges passiert. Chris hatte mich Stück für Stück auf mein neues Leben als Hexe vorbereitet. Er war es langsam angegangen, hatte erst mal alles, was er mir schon erzählt hatte, noch einmal gesagt, hatte Neues erklärt, hatte meine Fragen beantwortet und absolut nichts überstürzt. Außerdem hatten wir versucht, mehr über meine Kräfte herauszufinden, aber wir wussten nur, dass ich anscheinend in der Lage war, die Temperaturen zu manipulieren und Elektrizität zu erzeugen... oder die Stromversorgung lahmzulegen. Und nachdem ich soweit alles in meinem Kopf hatte, hatten wir gezielt mit dem Training begonnen: Ich hatte versuchen müssen, Wasser bewusst zu erhitzen oder einzufrieren, und ich hatte versuchen müssen, das Licht in meinem Zimmer via Gedankenkraft an- und auszumachen. Nichts von all dem war leicht.

„Entspann dich", pflegte Chris zu sagen. „Mein Dad sagt immer, die Kraft kommt aus unseren Gefühlen, und das ist eins der wenigen Dingen, bei denen ich ihm zustimme."

Ja, toll, und was genau sollte das jetzt heißen? Sollte ich mich bewusst aufregen, damit ich die ganze Stromversorgung von San Francisco lahmlegte oder die Stadt mal eben in eine Eiswüste verwandelte? Oder sollte ich Yoga machen, um das Gegenteil davon zu bewirken?

Als ich Chris diesen Vorschlag in einem Ausbruch von Resignation und Frustration an den Kopf geknallt hatte, hatte er nur seufzend erwidert: „Wenn es dir hilft. Aber ich glaube, wir hätten weit weniger Scherereien, wenn du dich einfach zusammenreißen würdest. Und setz dich verdammt nochmal nicht so unter Druck!"

Wer machte denn bitte Druck? Himmeldonnerwetter nochmal!

Es war alles nicht so einfach und meistens ging mir Chris mit seiner kühlen Art wirklich auf den Wecker. Immer wenn ich versuchte, Smalltalk mit ihm zu machen, dann blockte er ab und verwies mich erneut aufs Trainieren. Elender Workaholic...

Ach, und wenn ich schon mal dabei bin, mich über alles auszukotzen: Selbstverständlich durfte ich mein neues Geheimnis mit niemand „Sterblichen", wie Chris es nannte - soll heißen: mit niemandem, der keinen Hokuspokus betreiben konnte - teilen. Nicht mit meinen Eltern, nicht mit Mikayla... Und gerade bei meiner besten Freundin nervte mich das gewaltig. Ich hatte noch nie etwas vor ihr verheimlicht, während unserer gesamten Freundschaft noch nicht, und plötzlich... Es war schwer, vor allem, weil Kayla spürte, dass irgendetwas anders war, auch wenn sie nicht wusste, was. Ich hatte weniger Zeit für sie, weil Chris mich andauernd in der Mangel hatte, und das setzte meiner besten Freundin und mir gleichsam zu.

„Angelina, konzentrier dich endlich mal!", explodierte Chris an diesem Abend im Oktober, die Sonne war bereits untergegangen und wir befanden uns in meinem Zimmer. Vor mir stand ein Glas mit klarem, kaltem Wasser direkt aus der Leitung, und ich sollte versuchen, es zu erhitzen.

Ich warf ihm einen resignierten Blick zu. „Chris, ich kann nicht mehr. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist schlecht. Kann ich nicht eine Pause machen und was essen?"

Er ließ sich schwer auf mein Bett fallen. „Angelina, du musst langsam besser werden. Was ist, wenn plötzlich ein Dämon auftaucht?"

„Ich weiß jetzt schon seit gut acht Wochen, dass ich eine Hexe bin, und bis jetzt kenne ich Dämonen nur von Bildern", erwiderte ich gereizt, stand auf und ging zur Tür. „Ich hole mir jetzt was zu essen, ob es dir nun passt oder nicht. Willst du auch was?"

„Nein danke."

Wütend riss ich die Tür auf und stapfte den Flur entlang und dann die Treppe hinunter.

Nein, natürlich war es meiner Familie nicht entgangen, dass ich andauernd Männerbesuch bekam. Und natürlich munkelten sie, dass Chris mein neuer fester Freund war, und wahrscheinlich stellten sie sich sonst was vor, was er und ich in meinem Zimmer immer so trieben. Allein bei der Vorstellung verdrehte ich innerlich die Augen. Klar, Chris war süß, das konnte niemand bestreiten und natürlich bekam ich Herzklopfen, wenn ich ihn ansah. Ich mochte Chris aufrichtig, aber mehr lief da auch nicht! Wie sollte es auch, wo er mich doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit kritisierte? Er lobte mich nie, nicht mal, wenn ich es doch mal schaffte, einen verdammten Tropfen zum Kochen zu bringen. Ehrlich gesagt glaubte ich, dass Chris mit dieser Kraft um einiges mehr Erfolg hätte als ich - er schaffte es ja dauernd, mich zum Kochen zu bringen!

Never wanted to be a fighter a Charmed Zauberhafte Hexen StoryWhere stories live. Discover now