8. "Wie lange wollen Sie noch überlegen"

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"Und? Wie fandest du deinen ersten Arbeitstag so bei uns?"

"Sehr schön." Lächelnd drehte ich mich auf meinem Schreibtischstuhl zu Lola um, biss in den Schokodonut und und spulte die letzten Ereignisse vor meinem inneren Auge im Schnelldurchlauf ab.

Nachdem mich Raye in der Abteilung abgeparkt hatte, ging ich wie angewiesen zu der beschriebenen Tür. So wie es mein Vorgestzter gesagt hatte, hatte sich die gesamte Abteilung in dem großen Meetingraum eingefunden.

Nur hatte ich mir das viel steifer und förmlicher vorgestellt. Im Sinne davon, dass jeder einen Block mit einem Stift, ein Glas Wasser und seinen Laptop vor der Nase hatte, während man an einem U-förmigen Tisch saß und der Präsentation des Abteilungsleiter zuhörte und sich ab und zu für weitere Ideen einschaltete.

Doch das war eine Vorstellung, die etwas in die andere Richtung der Realität ging.

Den U-förmigen Tisch und die weiße Leinwand mit dem dazugehörigen Beamer zum Präsentieren gab es. Ansonsten hatte hier jeder einen Kaffee von Starbucks vor der Nase und zwischen dem ganzen bunten Papierkram auf dem gigantischen Tisch mischten sich Keks-, Donut- und Sandwichverpackungen.

Nach einer strikten Ordnung an jedem Sitzplatz konnte man hier lange suchen.

Als ich meinen Blick von der Einrichtung hochgehoben hatte, blickte ich in viele freundlichen Gesichter, die sich mir offen und voller Neugier zugewandt hatten.

Bei dieser lockeren Stimmung fiel es mir auch nicht schwer mich vorzustellen und fühlte mich augenblicklich wohl. Die Abteilungsleiterin, Mrs Jake, sah eher aus wie meine alte Kunstlehrerin, krausiges blondes Haare und eine quietschrote Brille auf der Nase. Sie gab mir sofort überschwänglich die Hand und danach folgten ohne lange zu zögern die anderen Kollegen, um sich mir ebenfalls vorzustellen.

Als man mir meinen Sitzplatz zeigte, an dem ebenfalls ein Kaffee wartete, wurde ich auch gleich mit den ganzen anderen Snacks versorgt, bevor sie extra für mich nochmal die verschiedenen kommenden Projekte erläuterten und die bisherigen Entwürfe präsentierten.

Es war so, wie ich es mir gewünscht hatte: Ein organisiertes und zuvorkommendes Miteinander, um gemeinsam ein bestmögliches Ergebnis zu erzählen.

Nach drei Stunden Meeting wurden wir in unsere Mittagspausen entlassen, die hier ziemlich früh war. Lola Wayton, diejenige, mit der ich mir jetzt auch in Zukunft mein Büro teilen würde, fragte mich ohne jeglicher Verklemmtheit, ob wir zusammen Mittagessen gehen wollten und schon befanden wir uns auf den Weg zu ihrem Lieblingsladen.

Schon dort fiel mir auf, dass sie sich von Kaily nicht viel unterschied. Quierlig, nahm kein Blatt vor dem Mund und sprühte regelrecht vor Energie. Nur hatte sie, statt Kaily, von Natur aus blonde lockige Haare, auf die meine besten Freundin von der ersten Sekunde an neidisch sein würde.

Während dem Mittagessen stellte sich heraus, dass sie vierundzwanzig ist, nur zwei Jahre älter als ich es bin, und sie schon bereits seit vier Jahren in der Firma arbeitete. Außerdem besaß sie einen alten weißen Pudel namens Sherlock, den sie ab und zu ins Büro schmuggelte, weil der arme Kerl Zuhause die ganze Nachbarschaft vor Sehnsucht zusammenheulte.

Nach der Mittagspause machten wir uns wieder vergnügt auf den Weg zum Firmengebäude, das von außen schon absolut Eindruck machte. Groß, dunkelblau und fast komplett verglast, Layne&Co. prangten in verschlungenen Buchstaben silber über den Eingang.

Die Fahrzeit im Fahrstuhl war mit Lola natürlich hundertmal angenehmer als mit Raye. In unserer Etage wieder angekommen, leitete sie mich zu unserem Büro, aus das wir einen fast genauso atemberaubenden Blick genießen durften wie ein paar Stockwerke über uns die Laynce-Brüder aus ihrem Büro.

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