16. Kapitel - Galveston

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Donnerstag Abend bat mich mein Vater in seine Hütte. Ich hatte lange nicht mehr mit ihm geredet und ich war mir sicher, dass er sich nicht aufdrängen wollte. Sky und Mya waren den ganzen Tag angespannt gewesen und warteten auf die Dunkelheit. Ich klopfte an die Hütte meines Vaters und er öffnete sofort. Er hatte mich wahrscheinlich schon gehört.

"Willst du was trinken?", fragte er mich.

"Wenn es kein Blut ist, dann ja", sagte ich und hoffte, dass er meinen Kommentar nicht zu ernst nahm.

"Cola?"

"Ja gerne.", er reichte mir eine Cola Dose und holte sich eine zweite raus. "Ich habe gehört, dass du Fortschritte machst. Große Fortschritte."

"Zumindest sagen das alle."

"Wenn alle das sagen, wird da wohl was wahres dran sein."

"Ich bin fast so schnell wie Abigail", sagte ich und war nun stolz darauf. Ich war fast so schnell wie Abigail, die dafür Jahre gebraucht hatte.

"Isaac hat es mir erzählt und Joshua sagte, dass er ebenfalls sehr überrascht war. Wie läuft es mit dem hexen?"

"Ich konnte einen Gegenstand bewegen. War anscheinend voll die Große Sache", ich zuckte mit den Schultern, "und Montag habe ich versucht ein Buch zu mir zu bekommen. Anstatt das gewünschte Buch vom Stein habe ich das Buch aus Josh's Hand zu mir bekommen."

"Ich bin beeindruckt." Er nahm einen weiteren Schluck Cola.

"Alle sagen, dass es sein könnte, dass... Also ich glaube da nicht wirklich dran. Lamarcks Theorien wurden widerlegt."

"Die anderen sagen, dass es vererbbar ist, richtig?"

"Glaubst du daran?", fragte ich meinen Vater.

"Ich glaube, dass was wahres dran sein könnte. Aber erst, seitdem du hier bist und Leistungen erbringst, die du noch gar nicht können solltest."

"Vorher hast du da nicht dran geglaubt?"

"Ich sah keinen Grund daran zu glauben. Ich glaubte bis vor ein paar Wochen auch nicht daran, dass du die Gene dreier Arten in dir trägst. Wie läuft denn das gestaltwandeln?"

"Julie erklärt mir erst mal alles. Sie will nicht, dass ich so Ende wie Will, der nicht wusste, wie er sich zurück verwandelt."

"Das ist gut. Gestaltwandeln ist eine schwere Kunst, die perfekt sitzen muss." Ein Wolf heulte in der Ferne.

"Ich bin nur froh, dass ich nicht den Mond anheulen muss."

"Ja das bin ich auch", mein Vater lachte und ging zum Fenster. "Deine Mutter hat dich besucht, nicht wahr?"

"Ja." Es hatte keinen Sinn zu lügen.

"Du solltest auf sie hören."

"Du teilst ihre Meinung?"

"Wir hatten selten dieselbe Meinung, aber wenn es um den Schutz und um das Wohl unserer Tochter geht, dann geschehen manchmal Wunder." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und schwieg. Er sorgte sich um mich. "Hast du deinen Koffer für Galveston schon gepackt?"

"Ja das hab ich heute Mittag schon gemacht. Kommst du auch mit?"

"Nein. Nur Luca."

"Nur Luca und siebzehn achtzehn bis zwanzig jährige Übernatürliche, die noch lange nicht ihre Fähigkeiten im Griff haben?"

"Genau."

"Ich sollte besser gehen", sagte ich. Es war kurz vor der Nachtruhe.

"Ja, das wäre besser. Wenn Lewis und Johnson morgen launischer sind als sonst, dann lag es am Vollmond."

"Gute Nacht", ich überlegte kurz, "Dad."

"Gute Nacht, Zoey", sagte mein Vater und ich sah, wie er sich ein Lächeln verkneifen musste.









Nach dem Unterricht versammelten wir uns mit unseren Koffern am Eingang. Zumindest wir Mädchen. Die Jungs hatten einen kleinen Rucksack dabei.

"Zieht ihr aus?", scherzte Isaac und deutete auf unsere Koffer.

"Wir wollen nicht stinken und uns Handtücher teilen", antwortete Sophie und schüttelte den Kopf.

"Eric teilt sich bestimmt nicht nur sein Handtuch mit Ally", Ally und Eric schüttelte nur die Köpfe.

"Wenigstens haben die beiden einen Partner", mischte sich Sky ein.

"Wenn ich mich recht entsinne, dann hast du auch keinen Partner, Wolf", Abigail hatte gesprochenen.

"Du ja auch nicht", konterte Sky.

"Und Sky läuft nicht seit Jahren einem Typen hinterher", Mya begann zu lachen.

"Schluss jetzt!", Luca kam am Eingang an und Julie lief neben ihm.

"Passt auf euch auf, okay", Julie sah sich in der Runde um. "Und niemand stirbt. Keine Zankereien."

"Ich pass schon auf", sagte Luca und sah Julie an.

"Das will ich hoffen", erwiderte sie nur und ging.

"Allesamt in den Bus!", das musste Luca nicht zweimal sagen. Ally setzte sich neben Eric. Sky und Mya nahmen einen anderen zweier ein und ich setzte mich ans Fenster hinter die beiden.

"Kann ich mich setzen?", fragte Josh und ich nickte. Was blieb mir auch über? Abigail bemerkte es jedoch sofort und erneut war ich froh, dass Blicke nicht töten konnten. Isaac ließ sich ans Fenster hinter mir nieder und wuschelte mir durch die Haare. Liam setzte sich neben seinen Freund.

"Isaac!", genervt fuhr ich mir durchs Haar. "Jetzt muss ich Ewigkeiten meine Haare kämmen!"

"Kämmt ihr euch nicht gegenseitig die Haare? So wie Affen sich gegenseitig entlausen?"

"Nein, Isaac das tun wir nicht."

"Du zerstörst immer meine Weltbilder", lachte Josh und reichte mir einen seiner Kopfhörer. "Willst du mithören?"

Ich hörte wie jemand vorne tief einatmete und ich wusste genau wer es war. Abigail.

"Nein danke, Josh", antwortete ich schnell. "Ich..."

"Zo will lieber mit uns reden", mischte sich Liam ein. "Nicht wahr?"

"Ja oder einfach aus dem Fenster schauen", antwortete ich.

"Dann höre ich auch keine Musik", sagte Josh und ich hörte wie Ally anfing leise zu lachen. Ich wusste nicht, ob Eric was witziges gesagt hatte, oder ob sie lachte, da sie und Eric recht gehabt hatten. Eine SMS bestätige meinen 2. Verdacht.

Wir haben es dir doch gesagt. Josh hat ein Auge auf dich geworfen! 

Die Fahrt dauerte ungefähr 180 Minuten. Wir fuhren über den Gulf Freeway runter nach Galveston und vorbei an Tiki Island. Unser Hotel war nicht weit vom Strand entfernt und wir beschlossen den Abend am Strand zu verbringen und anschließend was essen zu gehen. Luca ließ uns in Gruppen das Hotel verlassen und sagte nochmal explizit: "Bei einer Streiterei fahrt ihr direkt zurück in die Schule und bekommt von Julie einen Riesen Ärger. Niemand wird, Wolf, Werwolf, Hexe, Gestaltwandler, Vampir oder Vamp genannt. Bei der kleinsten Andeutung fahrt ihr auch zurück. Verhaltet euch nochmal. So wie normale menschliche Teenager!"

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Die Freiheit  ist wie das Meer: Die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung  ist unwiderstehlich. - Vaclav Havel

Child of flame - TrustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt