Kapitel 5: Die Lichtung

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Elenyalin Pov

Mit dem Gezwitscher der Vögel wachte ich auf. Die Sonne schien direkt in mein Gesicht und kitzelte meine Nasenspitze. Nachdem ich mich gestreckt hatte stand ich auf und lief in mein Badezimmer, um mich zu waschen und für den Tag fertig zu machen.
Ich entschied mich für eine dunkelbraune Hose und eine dunkelgrüne Tunika, über die ich eine leichte Lederrüstung trug. Darüber zog ich noch meinen Mantel, der ebenfalls dunkelgrün war. Meine Zillingsdolche befestigte ich mir an meinem unteren Rücken, ehe ich mein Zimmer verließ und in den Speisesaal des Königs lief.
Weder Thranduil, noch Legolas waren dort. Nur Laereth war dort, um mir Gesellschaft zu leisten. Ich unterhielt mich ein wenig mit ihr, während ich aß.

Gerade als ich den Saal verlassen wollte, um zu den Ställen zu laufen, trat Legolas ein und begrüßte mich: "Aiya Elenyalin, habt ihr gut geschlafen?" "Ja, danke der Nachfrage. Darf ich fragen, was du bisher mit dem Tag gemacht hast?" "Ich komme gerade aus dem Wald. Wir haben nachgesehen, ob irgendwelche Spinnen ihr Unwesen treiben, ich wollte mit dir nicht einen ganzen Trupp Wachen mitnehmen."
Dann kamen wir bei den Ställen an und Falmarin begrüßte mich freudig. Er war schon gesattelt und bereit für den Ausritt. Neben ihm stand Arod und die beiden verstanden sich prächtig. "Wie ich sehe haben Falmarin und Arod gefallen aneinander gefunden", lachte Legolas und ich stimmte in sein Lachen ein. "Ja, das stimmt wohl." Ich schwang mich auf den Rücken meines Hengsts und Legolas stieg ebenfalls auf seinen Hengst.
"Na dann, auf geht's. Bist du soweit?" "Los geht's!"

Wir ritten in den Wald hinein und verließen schon bald den Elbenweg. Wenn Legolas nicht dabei gewesen wäre, hätte ich mich hoffnungslos verirrt. Wir ritten einige Zeit schweigend nebeneinander her und bis auf Vogelgezwitscher und das schnauben unserer Pferde war es still im Wald. Die Geräusche des Hufgetrappels wurde vom Blätterbedecktem Boden komplett verschluckt.
"Wohin reiten wir eigentlich?" "Ich möchte dir meinen Lieblingsplatz im Wald zeigen. Es ist nur noch ein kleines Stück."

Kurz darauf kamen wir auf eine Lichtung, die im Sonnenlicht wunderschön und geheimnisvoll leuchtete. Unter einem großen Blätterdach stand ein kleiner weißer Pavillon, der mit kleinen Elbenlichtern geschmückt war.
Durch das Blätterdach kamen nicht so viele Sonnenstrahlen hindurch, sodass die Lichtung in ein mystisches Licht getaucht war, das von dem Pavillion auszugehen schien. In der Nähe konnte man einen kleinen Fluss plätschern hören.

Wow, das alles erinnerte mich an meinen Lieblingsplatz in Loríen, wo ich immer gesessen und gelesen hatte. Haldir und meine Mutter waren die einzigen, die diesen Platz gekannt hatten.
Mit diesem Ort verband ich so viel, weil ich so vieles dort erlebt hatte. Ich war immer dort hingegangen, wenn ich nachdenken wollte oder wenn ich Gefühle verarbeiten wollte, oder wenn ich einfach nur meine Ruhe haben wollte.

Auf einmal überflutete mich eine Welle von Erinnerungen und Gefühlen. Mir rollte eine einzige Träne meine Wange hinunter.
Ich stieg von Falmarins Rücken und lief zum Pavillion. Legolas folgte mir und sah meine Träne. Ich blickte in sein sorgenvolles Gesicht und in seine stechend blauen Augen.

"Was ist los, Elenyalin?" Warum weinst du ?" "Avaro naeth, hir vuin. Es ist nur, ... in Lothloríen gibt es einen Ort, der genauso aussieht und dort gehe ich sehr oft hin um Gefühle zu verarbeiten, oder wenn ich einfach mal alleine sein will. ... Es ist einfach so wunderschön hier." Nach einer kurzen Pause antwortete er: "Ja das ist es, es ist auch mein Lieblingsplatz im Reich meines Vaters, deswegen habe ich dich hierher gebracht. Ich dachte es erinnert dich ein wenig an zu Hause." Ich umarmte ihn, womit er wahrscheinlich nicht gerechnet hatte, aber er schlang trotzdem die Arme um mich und zog mich an sich. "Hanon le!" hauchte ich ihm ins Ohr, bevor mir eine weitere Träne die Wange hinab rollte.

Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und ich blickte schüchtern zu Boden. "Goheno nín, das war etwas zu stürmisch." Doch er legte mir seine Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, sodass ich ihm in die Augen schauen musste. "War es nicht, avaro naeth! Komm." Er nahm meine Hand, verschränkte meine Finger mit den seinen und zog mich mit sich in den Pavillion.

Arod und Falmarin hatten während dessen angefangen zu grasen und miteinander zu spielen.

Legolas und ich setzen uns auf eine steinerne Bank. Er legte einen Arm um mich und ich legte schüchtern meinen Kopf an seine Schulter.
Was machte dieser Prinz nur mit mir?
Wir verbrachten einige Zeit so und schwiegen uns an. Aber es war keine unangenehme Stille, sondern es war schön zu schweigen und den Moment einfach nur zu genießen.

Irgendwann räusperte sich Legolas und ich hob meinen Kopf, um ihn anzusehen. "Ich denke, wir sollten uns langsam auf den Weg zurück machen. Du kannst gerne wieder herkommen, auch ohne mich. Die Spinnen halten sich von dieser Lichtung fern." "Hanon le, aber ich denke nicht, dass ich den Weg weiß, wahrscheinlich würde ich mich hoffnungslos verirren." Bei dem Gedanken mussten wir beiden kichern. "Es mag sein, dass du den Weg nicht kennst, aber Falmarin kennt ihn sicher." "Bestimmt." "Na komm, sonst müssen wir im Dunkeln zurück reiten." Damit stand er leise auf und zog mich mit sich.
Unsere Gesichter waren sich so nah und ich konnte mich nicht von seinen Augen losreißen. Er blickte mich einfach nur an.
Der Moment endete in dem Moment, wo die Pferde wieherten. Es schien als wollten sie auch nach Hause.

Irgendwas erschreckte Falmarin gewaltig und er bockte und galoppierte los. "Falmarin, nein. Komm zurück!" Rief ich noch hinterher, doch er galoppierte weiter. "Mist. Was hat ihn bloß so erschreckt? Er erschreckt sonst nie so doll." Legolas hatte schnell reagiert und sich auf Arod geschwungen. "Komm" Er hielt mir seine Hand hin und sah mich auffordernd an. "Vielleicht holen wir ihn ein." Ich nahm seine Hand und er zog mich hinter sich auf Arods Rücken. Er legte meine Arme um seine Taille, damit ich mich an ihm festhalten konnte und gab Arod das Zeichen hinter Falmarin her zu galoppieren.

Arod galoppierte los und ich hielt mich am Prinzen fest. Diese Nähe löste ein Kribbeln in mir aus, dass ich nicht einordnen konnte. Was machte Legolas nur mit mir?
Wir ritten durch den Wald, als wir plötzlich Fußgetrappel hörten.

Galadriels Tochter Where stories live. Discover now