Kapitel 14: Tränen

298 10 1
                                    

Elenyalin Pov

“Gorion, was machst du denn hier?” “Hir vuin Legolas, Haldir und zwei weitere Wachen sind vor einiger Zeit aufgebrochen, um dich zu suchen. Als sie nicht zurück kamen, machte ich mich ebenfalls auf den Weg. Ich hab Falmarin gehört und bin seinen Geräuschen gefolgt.” 
“Komm doch rauf, es ist wunderschön hier oben. Man kann den Sonnenuntergang sehen. Er ist wunderschön. Wie das Licht der Sonne das Blätterdach des Waldes in so viele verschiedenen Farben erstrahlen lässt.” 
“Es ist wirklich wunderschön, … aber wir sollten uns auf den Weg zurück machen. Legolas und Haldir machen sich große Sorgen um dich.”
“Haldir’s Sorge verstehe ich, aber die von Lord Legolas nicht. Warum sollte er sich um mich sorgen. Er hat sich in den letzten Wochen immer weniger beim Training blicken lassen. Immer wurde ich von jemand anderem trainiert und manchmal ist er erst gar nicht gekommen. Er redet nicht mal mehr mit mir. Was hab ich denn falsch gemacht?” Mir stiegen schon wieder die Tränen in die Augen und ich beeilte mich sie wegzuwischen. 
“Rede mit ihm. Sprich ihn einfach drauf an, dann wird er dir nicht ausweichen können.” 

Ich konnte mich zu einem Lächeln aufraffen. “Vielleicht sollte ich zurück nach Hause gehen. Ich vermisse meine Eltern und zu Hause kann ich auch noch viel lernen.” 
“Dann will ich dich nicht aufhalten, doch wirst du wiederkommen?”
“Ich weiß noch nicht genau. Doch, ich denke schon.”

Damit machten wir uns auf den Weg zurück in die Hallen des Königs. 
Auf dem Weg in meine Gemächer verabschiedete ich mich erstmal von Gorion. Morgen sollte der Tag meiner Abreise sein und bis dahin wollte ich noch ein letztes Mal hier trainieren. Auch wenn es nicht mit Legolas war.

“Elenyalin, wir haben dich gesucht. Wo warst du?” “Oh Haldir, es tut so gut dich zu sehen. Ich war im Wald, ich musste mal runterkommen und mal nachdenken.” “Das verstehe ich gut.” Er wollte noch was sagen, doch ich musste ihn unterbrechen. “Haldir, ich werde morgen zurück nach Loríen reisen. Mein Aufenthalt hier bringt mich nicht mehr weiter.” “Oh… damit hatte ich nicht gerechnet, dennoch freue ich mich, denn wir haben dich wirklich vermisst.” 
Ich zog ihn an mich und umarmte ihn fest. Ich hatte ihn wirklich vermisst. An seiner Schulter ließ ich meinen Tränen freien Lauf, denn ich konnte sie nicht mehr zurück halten. 
“Möchtest du darüber reden?”, fragte er sanft. “Nein, nicht jetzt. Vielleicht die nächsten Tage, wenn wir nicht mehr hier sind.” “Gut, ich werde deine Abreise vorbereiten.” “Danke!”

Als er aus meinem Blick verschwunden war, atmete ich erleichtert auf und ging zum Trainingsplatz. In der Zeit in der ich hier war, hatte ich meine Fähigkeiten erheblich verbessert. Legolas und die anderen Trainer hatten mir ihr gesamtes Wissen im Kampf mitgeteilt und ich musste es nur noch anwenden. Es wurde schon langsam dunkeln, aber die Zielscheiben waren immer noch gut sichtbar. 

Ich legte meinen ersten Pfeil an die Sehne, zielte und ließ los. Er verfehlte sein Ziel nicht. Ich vertiefte mich in mein Training, sodass ich die Geräusche erst sehr spät bemerkte. Aber dennoch schnellte ich herum und ließ einen Pfeil von der Sehne. 
Er hatte sein Ziel nicht verfehlt, war jedoch durch eine Klinge abgewehrt worden.
“Hasst du mich schon so sehr, dass du mich abschießt?” Die Frage von Legolas war nicht ernst gemeint, aber ich konnte nicht darüber lachen. Stattdessen wandte ich mich wieder der Zielscheibe zu. "Ich dachte du wärst ein Ork."

“Adar hat mir erzählt, dass du morgen zurück nach Loríen reitest. Stimmt das?” “Ja, ich reise morgen früh ab.” “Warum? Ich dachte du wolltest die Geschichte unseres Königreiches studieren”, erwiederte er verblüfft. “Tja, das habe ich bereits. Dein Vater hat mir viel erzählt und ich habe viel gelesen.” “Wann hast du das alles gelernt?” “Ich hatte viel Zeit. Ich habe schnelle Fortschritte bei meinem Training gemacht, als du nicht da warst. Und die Zeit die ich eigentlich beim Training hätte verbringen sollen, die ich aber frei hatte, weil du nicht gekommen bist, habe ich eben anderweitig genutzt.”  

Das verschlug ihm die Sprache. “Hör zu Legolas, ich versteh das. Du hattest wahrscheinlich andere Dinge im Kopf, oder ich war dir einfach nicht wichtig. Egal, du hättest mich aber wenigstens nicht anlügen brauchen. Ich werde morgen abreisen und ich weiß nicht, ob ich nochmal wiederkomme und wenn doch, dann wird das nicht allzu bald sein. Auf wiedersehen, Legolas!” 

Damit ging ich entschlossen zurück in mein Gemach und legte mich in mein Bett. Doch nicht ohne vorher noch eine letzte Träne zu vergießen. Eigentlich wollte ich nicht gehen. Ich wollte Legolas sagen, was ich für ihn empfand, doch da er offensichtlich nicht dasselbe empfand hatte das vermutlich keinen Sinn. 

Galadriels Tochter Where stories live. Discover now