Zurück nach Hause

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~16 Jahre zuvor~

„Zoé, müsst ihr wirklich wegziehen?" Mit Tränen in den Augen mustert mich mein bester Freund und ich nicke traurig. „Ja, wegen der Arbeit von meinem Papa. Dabei will ich doch gar nicht hier weg!"

Für einen kurzen Moment herrscht Schweigen und ich beobachte Max dabei, wie er sich über die Augen wischt. „Bleiben wir dann trotzdem Freunde?", erkundige ich mich unsicher, woraufhin Max sofort wild zu nicken beginnt.

„Na klar, du bist doch meine beste Freundin!"
„Versprochen?"
„Großes Propeller-Ehrenwort."

Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen.
„Propeller-Ehrenwort? Was ist das denn?"
„Das ist ein Verstappen-Spezial-Ehrenwort. Schau, das geht so."

Grinsend streckt Max seinen kleinen Finger aus und ich tue es ihm gleich, dann verhakt er sie miteinander und bewegt unsere Hände ganz schnell im Kreis. „So schnell wie ein Propeller, siehst du?"

Ich nicke lachend und wir drehen unsere Hände immer schneller und schneller und lachen schallend und alles ist gut. Wir bleiben Freunde. Max hat mir ja schließlich sein Verstappen-Spezial-Propeller-Ehrenwort gegeben.




~Gegenwart~

Schnaufend ließ ich meine große Reisetasche zu Boden sinken und erlaubte mir eine kurze Atempause. Um mich herum liefen unzählige Menschen, viele waren in Eile und rannten, um ihren Flieger noch zu erreichen oder Freunde rechtzeitig abzuholen.

Ich hingegen gehörte zu den Menschen, die sich erstmal in aller Ruhe zum Gepäckband begaben, dort ihre Sachen holten und sich dann auf den Weg zu den Taxiständen machten, um zu Hause ihre Familien zu überraschen.

Meine Eltern und meine Geschwister erwarteten mich eigentlich erst in ein paar Tagen zurück, aber meine Zeit an der Universität in Chicago war bereits vor einer Woche offiziell zu Ende gegangen und sobald ich alles offene geklärt hatte, hatte ich meinen Flug gebucht, um so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen.

Ich hatte Belgien vermisst, auch wenn es mich stets in die weite Welt hinauszog. Hier waren meine Heimat, meine Familie und so viele glückliche Kindheitserinnerungen.

Leise seufzend griff ich erneut nach meiner Reisetasche und verließ das Flughafengebäude, vor dem haufenweise Taxis warteten. Ich steuerte direkt auf das nächste zu und die Fahrerin sprang sofort heraus, um mir mit dem Verstauen des Gepäcks im Kofferraum zu helfen. Dann stiegen wir ins Auto und ich nannte ihr die Adresse meiner Eltern.

Mittlerweile lebte nur noch meine jüngere Schwester Nora bei Maman und Papa, während mein großer Bruder Arthur schon vor gut vier Jahr ausgezogen war. Er studierte in Paris, der Heimat meiner Mutter, was sie natürlich von Anfang an sehr glücklich gemacht hatte.

Auch Nora fühlte sich durch Maman und ihre Verwandten sehr mit Frankreich verbunden, während ich am liebsten zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt gewesen wäre.
Ich konnte mich einfach nie sattsehen an neuen Kulturen, Sehenswürdigkeiten und Menschen und ich bezweifelte stark, dass dieser Reisedurst jemals weniger werden würde.

Die Taxifahrerin begann mich in ein Gespräch zu verwickeln und als ich eine Dreiviertelstunde später aus dem Auto stieg, waren wir per du und es tat mir beinahe Leid, dass wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen würden. Ich bezahlte sie und verabschiedete mich von ihr, dann holte ich mein Gepäck aus dem Auto und steuerte auf mein Elternhaus zu.

Es hatte sich in dem halben Jahr, das ich in Amerika verbracht hatte, kein bisschen verändert und das machte mich irgendwie glücklich. Lächelnd lief ich zur Haustür und klingelte, während mein Blick über die sorgsam gepflegten Blumen im Vorgarten wanderte.

Wahrheit oder Pflicht (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now