20. Wie ein Bruder

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Tage des Schweigens vergingen, jedoch hatte dies ein Vorteil. Volans und ich verstanden uns besser, als je zuvor.
Ich begann nun wirklich zu überlegen, ob ich mich für eine Seite entscheiden sollte. Einerseits ist Caelum der Älteste, der Erfahrenste und der Stammbaumhalter, doch Volans hingegen hatte großen Einfluss auf Mitschüler, konnte die Lehrer mit seiner Art um den Finger wickeln. Volans war außerdem machtgierig und wollte immer das Sagen haben. Ich seufzte laut. Müsste ich mich entscheiden, würde ich wohl oder übel Volans wählen, denn bei ihm könnte ich noch großes erreichen. Jedoch wollte ich mich auf keine Seite schlagen und verbannte diesen Gedanken schnell wieder aus meinem Kopf.


"Miss Lestrange, kommen sie bitte nach vorne.", sagte Professor McGonagall während ihres Verwandlungsunterrichts. Ich sah kurz von meinen Aufgaben auf und ging zu ihr nach vorn. "Ja Professor?", ich sah sie fragend an. Sie schob mir einen Brief über den Tisch zu, "Er ist schon heute Morgen mit einer eiligen Eule gekommen. Doch ich möchte sie bitten ihn erst nach meinem Unterricht zu öffnen.", sie sah mich streng über ihre Brille an. "Ja Professor.", ich nickte kurz und nahm den Brief an mich. Es stand in unsauberer Schrift Aries Druella Lestrange, Hogwarts, irgendwo in Schottland drauf. Ich grinste, wusste der Absender nicht, dass mein Name schon reichen würde?
Ich setzte mich leise auf meinen Platz zurück und schob den Brief in meine Umhangtasche. Deric sah sofort neugierig zu mir herüber, "Deine Post wird von Professor McGonagall höchst persönlich angenommen?", er grinste mich spöttisch an, doch ich stieß ihm nur in die Rippen, "Mach deine Aufgaben weiter oder willst du so dämlich bleiben wie du es jetzt bist?!"
Ich nahm meine Feder aus dem Tintenfass und schrieb an meinen Aufgaben weiter, bis der Unterricht beendet war.

Es war Nachmittag, Deric und ich waren auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum, als uns Richard stoppte. "Ihr habt es heute aber eilig.", sagte er schon ein wenig entsetzt und hastete uns hinterer. "Wir haben eine Menge Schulkram vor uns, Rich.", sagte Deric leicht genervt.
Ich stürmte im Gemeinschaftsraum gleich an einen der Schreibtische und schob in einem Satz alles, was auf ihn lag mit einem lauten Krachen zu Boden. Schnell breitete ich meine Schultasche auf dem Tisch aus und zog den Brief aus meiner Umhangtasche.

Aries, es tut mir leid, dass ich erst jetzt antworten konnte, ich war enorm beschäftigt.
Ich werde bei dem kommenden Quidditchspiel von Slytherin dabei sein. Natürlich werde ich mir deine Geschwister, vor allem Caelum vorknöpfen. So ein Verhalten dulde ich weder in meinem Hause, noch in Hogwarts.

Ich hoffe du bist wohl auf.

L. Malfoy

Ich faltete den Brief erleichtert zusammen. Endlich gute Nachrichten. Doch warum wollte er beim kommenden Quidditchspiel schon wieder dabei sein? Er war doch erst bei dem Spiel gegen Gryffindor dabei, wo wir haushoch verloren hatten, da Draco zu blöd zum Fliegen war.
Ich steckte den Brief in meine Schultasche, so dass niemand außer mir ihn lesen konnte und holte anschließend mein Buch für Zauberkunst heraus. Bevor Deric, der sich mir gegenüber hingesetzt und seine Sachen ausgepackt hatte fragen konnte, antwortete ich ihm schon, "Seite 378 Deric.", sagte ich ruhig, während ich schon am Blättern war. "Weißt du", begann ich und sah von meinem Buch auf, als ich die Seite gefunden hatte, "Ich weiß jetzt wieso der sprechende Hut so lange gebraucht hatte, um dich einzuteilen. Er war wohl kurz davor dich bei den Hufflepuffs einzusortieren, wo du hingehörst.", sprach ich in einer fiesen Tonlage und widmete mich wieder meinen Büchern. Blitzschnell, ohne dass ich reagieren konnte stand Deric hinter mir und nahm mich in den Schwitzkasten, ich rang nach Luft. "Nur weil du eine Lestrange bist heißt das noch lange nicht, dass du deine Mitmenschen so behandeln darfst, wie du willst, hast du kapiert?" Ich versuchte mit aller Kraft seinen Griff zu lösen, doch vergebens.


"Scott!", schrie eine aufgebrachte Stimme.
Plötzlich löste sich der Griff und ich nahm nur noch einen lauten Knall wahr. Deric lag nun einige Meter hinter mir am Boden und berappelt sich verwirrt wieder. Ich drehte mich schnell und sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Caelum stand dort, den Zauberstab immer noch fest in der Hand und auf Deric gerichtet. Er ging bedrohlich schnell auf ihn zu und sprach dabei, "Finger weg von meiner Schwester, Scott! Sollte ich dich noch einmal dabei erwischen wirst du mich kennenlernen.", mein Bruder stand nun genau vor Deric und hielt ihm den Zauberstab an die Kehle. In Derics Augen spiegelte sich die Angst und selbst mir war mulmig zumute bei dieser Aktion meines Bruders.


Ich wagte nicht mich einzumischen und sah mit aufgerissenen Augen dem Geschehen zu. Anscheinend wartete mein Bruder auf eine Antwort.
"Lass doch den armen Erstklässler in Ruhe, Lestrange.", hörte ich eine sanfte Stimme links von mir sagen. Mein Bruder ließ von Deric ab und drehte sich zu dem Mädchen was nun auf der Empore des Gemeinschaftsraums stand. In seinem Gesicht war nur Hass, Wut und Kälte zu erkennen, so kannte ich Caelum gar nicht. "Du hast dich nicht einzumischen, Chira.", sagte er in einem gebieterischen Ton zu dem Mädchen, welches nur mit den Schultern zuckte und den Gemeinschaftsraum verließ.


Doch anscheinend hatte ihre Aufforderung gewirkt und er beachtete Deric nicht mehr. "Pass auf wen du dir als Freund suchst, viele hier haben Angst vor dem Einfluss unserer Familie und versuchen es auf diese Weise.", er deutete kurz auf Deric während er mich ansah. "Halt dich fern von ihr.", sagte er zu Deric und verschwand in die andere Ecke des Raumes an einen Tisch.


Deric stand immer noch ängstlich an die Wand gepresst und sah mich an. Meine Blicke wechselten sich zwischen Deric und Caelum. Mein Bruder hatte Recht. Echte Freunde würden nicht so etwas machen, niemals. Mein Blick blieb bei Caelum stehen, der nun wieder konzentriert über seinen Schularbeiten saß. Ich stopfte mein Zeug vom Tisch in meine Tasche und ging unsicher zu meinem ältesten Bruder rüber. "Danke.", murmelte ich nur leise und ließ mich auf dem freien Stuhl nieder. In dem Moment stürmte Deric aus dem Gemeinschaftsraum, mein Bruder sah ihm kalt hinterher. "Der ist kein Umgang für dich.", sagte er stumpf, während er meinem wohl ehemaligen besten Freund hinterher sah. "Er ist sonst nicht so, ich weiß nicht, warum er plötzlich so etwas tut.", ich versuchte Deric zu beschützen.


"Ich habe es dir eben schon erklärt. Er wird Angst vor dem Einfluss unserer Familie haben. Wie kam es? Ist er einfach so auf dich losgegangen?", mein Bruder sah mich ernst an, ich schüttelte schnell den Kopf. "Damals hat der sprechende Hut so lange gebraucht ihn einzuteilen. Ich sagte nur, dass er wohl überlegt hatte ihn nach Hufflepuff zu stecken, wo er wohl hingehört.", ich sah Caelum verlegen an. Er zog seine Augenbrauen hoch und wendete sich wieder seinen Aufgaben zu. Ich holte erneut mein Buch aus meiner Tasche, schlug es auf und fing an die Aufgaben zu bearbeiten.
Innerlich freute ich mich, den Caelum sprach nun wieder mit mir, wie ein Bruder.

Die besonderen Kinder der LestrangesNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ