Verschwunden

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Remus saß am Küchentisch und sah Severus an. Dieser seufzte schwer.

»Was ist?«, wollte er wissen.

»Was ist, wenn Dumbledore es gewusst hat?«

»Es ändert nichts. Nicht nur er hat versagt, auch das Ministerium. Ich bitte dich Remus, es geht um Harry Potter, den Jungen, der überlebt hat. Es war nicht Dumbledores alleinige Aufgabe, sich um den Jungen zu kümmern«, sagte Severus wütend. Er wusste nicht, worauf er wütend war, oder auf wen. Er kannte misshandelte Kinder, er war doch selbst eines. Letztendlich war er also auch auf sich wütend. Der Junge wurde sicher nicht erst seit diesem Sommer misshandelt. Hätte es ihm nicht auffallen müssen?

»Du machst dir Vorwürfe«, sagte Remus, der den Blick seines Partners genau gesehen hatte.

»Ja und auch den anderen Lehrern! Bei Merlin, wir haben den Bengel jeden Tag um uns gehabt und niemand hat gesehen...«

»...sehen wollen!«, ergänzte Remus und Severus ahnte, dass er ihn damit meinte.

»Ja, vielleicht«, sagte er und schwieg. Ruhe kehrte ein. Nichts war zu hören, nur der stete Regen, der gegen die Scheiben schlug. Plötzlich klopfte es an der Haustür. Remus warf Severus einen wissenden Blick zu, stand auf und ging zur Haustür. Sekunden später, stand Albus Dumbledore in der kleinen Küche des Hauses.

»Direktor schön, dass Sie es einrichten konnten«, sagte Severus, nicht ohne Sarkasmus.

»Dein Brief Severus mein Junge, war recht eindeutig«, sagte Albus und nahm nun auf einem Stuhl Platz, welchen Remus ihm zurecht geschoben hatte.

»Möchten Sie einen Tee?«, wollte dieser nun wissen.

»Gerne, aber bemühen Sie sich nicht Mr. Lupin«, sagte Dumbledore, schwang den Zauberstab und drei Tassen Tee erschienen.

»Nun, also dein Brief war zwar sehr bestimmend, aber doch recht vage, also was genau ist vorgefallen?«, fragend sah der Direktor zu den Männern.

Kurz und knapp schilderte Severus, was am Tag zuvor geschehen war. Remus ergänzte, was Sie heute herausgefunden hatten. Dumbledore war aufgestanden und lief ruhelos im Raum auf und ab.

»Wo ist er jetzt?«, wollte er wissen.

»Oben, er schläft. Es wird dauern, ihn wieder aufzupäppeln«, sagte Remus und sah zu Severus, dessen Miene unbewegt war.

»Sie müssen mir glauben, dass ich von alldem nichts wusste«, sagte Dumbledore ernst.

»MEINEN SIE DAS ERNST?«, schrie Severus nun und auch Remus zuckte zusammen.

»Er hat Sie doch gebeten, in der Schule bleiben zu dürfen, hat Sie das nicht stutzig gemacht?«, fuhr er schon ruhiger vor.

»Severus, beruhige dich bitte. Ja, er hat mich gefragt, aber ich hielt es für besser, dass er im Haus seiner Verwandten bleibt. Der Blutschutz schützt ihn nur dort. Natürlich hab ich mich gewundert, aber ich wäre nicht auf so etwas gekommen. Vielleicht war ich zu naiv«, gab Albus zu.

»Und was ist mit dem Ministerium. Haben die nie nach ihm gesehen?«, wollte Remus wissen.

»Es oblag mir, mich um ihn zu kümmern. Im Ministerium hielt man es für besser, sich nicht allzu sehr einzumischen«, erklärte Dumbledore.

»Offenbar haben Sie dann also versagt!«, sagte Severus bissig.

»Das gebe ich zu. Also wie soll es weitergehen? Ich könnte Harry mitnehmen!«, sagte Dumbledore ernst.

»Wohin?«, wollte Remus alarmiert wissen.

»Nach Hogwarts natürlich«, sagte dieser.

»Und dann? Dort wäre er die nächsten vier Wochen alleine«, sagte Remus sichtlich irritiert.

Mit deinen AugenWhere stories live. Discover now