Schmerz

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Da ich hier noch zu viel im Kopf habe, musste diese Geschichte erst mal weitergehen.

EINE WARNUNG: Es geht hier jetzt wirklich um Details der Misshandlungen und des Missbrauchs, wer so was schlecht aushält, sollte den langen Absatz zu Beginn überspringen. Trotz allem viel Spaß beim Lesen!

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»Ich kann mich nicht erinnern, je keine Schmerzen gehabt zu haben«, begann Harry stockend zu erzählen. Er starrte dabei in Ferne auf einen Punkt an der Wand. Remus legte einen Arm um ihn, während sich Severus auf die andere Seite der Couch setzte und nicht wusste, wie er dem Jungen helfen sollte oder konnte.

»Ich kannte nur den Schrank unter der Treppe. Sie sperrten mich dort ein, aber es war auch so was wie mein Schutz vor ihnen. I-ich kann das nicht beschreiben. Ich wurde immer geschlagen, egal was ich tat oder nicht tat. Schon als ich ganz klein war, musste ich kochen, waschen und putzen. Mir passierte oft etwas, weil meine Hände zu klein oder meine Arme zu kurz waren, also bekam ich wieder Schläge oder musste im Garten schlafen. Sprechen lernte ich erst aus dem Fernseher, der immer lief. Vorher hatte nie jemand mit mir gesprochen, glaube ich. Wenn ich weinte, dann stellte meine Tante mich oft unter die heiße oder kalte Dusche, also hörte ich auf und versuchte einfach nicht aufzufallen. Als ich in die Schule kam, da musste ich immer lange Sachen tragen, damit niemand die blauen Flecken und Wunden sah. Die Sachen waren immer viel zu groß, weil sie meinem Cousin gehört hatten. Die Kinder lachten mich aus, verprügelten und jagten mich, aber die Schule war trotz allem ein sichererer Ort als zu Hause. Wenn meine Noten besser waren, als Dudleys, dann setzte es Prügel, also tat ich gar nichts mehr. Ich lernte, meine Wunden heimlich selber zu behandeln und an Essen zu kommen, denn ich bekam oft nur, was übrig blieb und das war nicht viel. Bevor ich nach Hogwarts kam...da...da hatte ich immer Hunger. Ich kannte das Gefühl satt zu sein nicht. Als Hagrid kam und mich holte, als ich im Hogwartsexpress saß, nach Gryffindor kam, auf dem Besen saß, den Stein der Weisen suchte, ich...ich hatte immer Angst, furchtbare Angst. Angst das alles wieder zu verlieren, Angst, dass wenn, jemand herausfand, wie ich lebte, ich nie wieder zurück nach Hogwarts dürfe, also sagte ich nichts. Die letzten Jahre waren schlimmer als alle davor. Ich war acht oder neun, als mein Onkel mich das erste Mal mit ins Badezimmer nahm. Ich zitterte so sehr, dass ich kaum stehen konnte. Er befahl mir mich auszuziehen und ich tat es...e-er fasste mich überall an und dann musste ich es tun...bei ihm. Danach bekam ich etwas Richtiges zu essen und durfte duschen. Das...das passierte dann beinahe jeden Tag. Ich verlor jedes Zeitgefühl, wenn ich im Bad war. Ich versuchte einfach nicht da zu sein...nicht in diesem Raum. Ein paar Monate später, da hat er...«, Harry brach ab und Remus festigte seinen Griff.
»Du musst das nicht tun«, sagte er und seine eigene Stimme versagte beinahe. Aber Harry schüttelte nur den Kopf.
»Ich muss das tun. I-ich will nie wieder zurück...nie wieder«, sagte er und versuchte seinen Atem zu beruhigen.
»Beim ersten Mal dachte ich...ich dachte, ich würde zerreißen. Ich habe geschrien und gefleht, dass er aufhört, aber er hat mir nur den Mund zugehalten und irgendwann habe ich mich nicht mehr gewehrt. Mir war ab da immer übel. Das Wenige, was ich aß, konnte ich kaum drin behalten. Er kam dann zweimal oder dreimal die Woche. Manchmal verlor ich das Bewusstsein. Eines Tages bekam ich neue Sachen, etwas zu essen und durfte mich waschen. Meine Tante und Dudley gingen ins Kino und irgendwann kam ein fremder Mann, es war ein Geschäftspartner meines Onkels. Er nahm mich mit in ein Hotel oder so was und brachte mich später wieder nach Hause. Er war eigentlich ganz nett und schlug mich auch nicht, wenn ich weinte, aber aufgehört hat auch er nicht. Alle paar Wochen holte er mich ab und jedes Mal war es furchtbar. Kurz nach Beginn der Sommerferien kam er und nahm mich mit. Diesmal ganz woanders hin. In dem Raum, da waren...d-da waren noch drei andere Männer...«, Harry brach ab, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte. Remus zog ihn sich auf den Schoß und der Junge drückte sich an ihn. Auch dem Mann liefen nun Tränen über das Gesicht.

Mit deinen AugenWhere stories live. Discover now