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Max erwachte durch den Geruch frischen Kaffees, der ihr in die Nase stieg. Ein paar Vögel zwitscherten und die Sonne schien durch die staubigen Fenster in ihr Gesicht. Ohne weiter drüber nachzudenken kuschelte sie sich weiter in die Kissen und zog die Decke übers Gesicht. Es war sicher noch viel zu früh zum Aufstehen und außerdem unglaublich gemütlich. Im Moment konnte sie sich noch gar nicht vorstellen überhaupt jemals wieder das Bett zu verlassen. Tatsächlich brauchte sie einen Moment um zu begreifen, dass sie nicht in ihrem eigenen lag. Sie spürte, wie auch Wrench sie ein wenig enger an sich drückte. Erst jetzt bemerkte sie, wie eng umschlungen sie anscheinend geschlafen hatten und wie sehr auch sie sich an ihn kuschelte. Direkt wurde sie wieder ein wenig nervös und hoffte, dass die Situation nicht zu komisch zwischen ihnen wurde, sobald sie beide aufwacht waren. Zwar hatten sie schon ein paar Mal nebeneinander geschlafen oder auch zusammen im Hackerspace übernachtet, aber nie so eng aneinander gekuschelt wie heute. Max dachte daran aufzustehen, aber eigentlich war es viel zu gemütlich dafür, außerdem hielt er sie sicherlich viel zu fest an sich gedrückt. Also schmiegte sie sich auch noch ein wenig mehr an ihn, in der Hoffnung er würde noch ein wenig länger schlafen. Sie genoss es einfach so sehr, ihn an sich zu spüren. Seinen Geruch, die Wärme, die von ihm ausging und wie fest er sie in seinen Armen hielt. Einfach alles. Wenn es nach ihr ging sollte dieser Morgen niemals enden. Sie wollte einfach die Zeit anhalten und nie wieder etwas anderes tun, als hier bei ihm im Bett zu liegen. Es fühlte sich einfach so gut an. Einen Moment lang phantasierte sie, wie es wohl wäre mit ihm zusammen zu sein und jeden Morgen mit ihm zusammen aufzuwachen und kuscheln zu können. Dann könnte sie ihn jetzt einfach wachküssen und den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen. In ihrem Kopf wirkte das alles wunderschön. Doch das war nur ein ferner Traum und das würde es sicherlich auch bleiben. Einen Moment lang wunderte sie sich über sich selbst. Bisher hatte sie sich noch nie wirklich nach einer Beziehung gesehnt oder etwas in der Art in ihrem Leben vermisst, aber irgendwie hatte sich das die letzte Zeit ein wenig geändert, wenn sie an Wrench dachte. Natürlich hatte sie mal drüber nachgedacht, aber nie wirklich ernsthaft und nie hatte sie bisher eine bestimmte Person im Kopf, geschweige denn wirklich den Wunsch danach. Eigentlich hatte sie auch nie die Chance gehabt sich auf etwas in der Art einzulassen, selbst wenn sie gewollt hätte. Schließlich war sie die letzten Jahre nie irgendwo sicher gewesen, wie lange sie bleiben konnte. Bis auf ein paar wirklich nur sehr lockere und kurze Sachen hatte sie nie wirklich jemanden gehabt, dem sie näher gekommen war und eigentlich hatte sie das nie gestört. Eigentlich hatte sie auch gedacht, das würde noch eine ganze Weile so bleiben.

Natürlich hatte sie auch schon darüber nachgedacht, ob sie und Wrench nicht theoretisch etwas ähnlich Lockeres haben könnten oder wieso es nicht so war. Soweit sie wusste waren sie schließlich beide grundsätzlich sehr offen, was lockere Beziehungen oder etwas Unverbindlicheres anging. Andererseits brauchte sie gar nicht wirklich weiter darüber nachdenken um zu wissen, dass das keine Lösung war, mit der sie glücklich werden würde. Dafür hatte sie ihn viel zu gern und schon jetzt viel zu viele Gefühle für ihn. Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf und sie wollte ihm so nah sein wie möglich. Sie wollte viel mehr. Sie wollte, dass es ernst war und dauerhaft. Sie wollte nicht bloß mit ihm schlafen, sie wollte auch alles andere. Stundenlang mit ihm kuscheln und reden, morgens neben ihm aufwachen, den ganzen Tag zusammen verbringen und alles an eigentlich unwichtigen und kitschigen Kleinigkeiten, die halt einfach dazu gehörten, wenn man richtig glücklich und fest zusammen war. Sie wünschte sich einfach genauso besonders für ihn zu sein, wie er es für sie auch war und er genauso gerne so viel Zeit wie möglich mit ihr verbrachte. Aber vor allem wünschte sie sich, dass sich nichts änderte. Sie wollte, dass alles zwischen ihnen so entspannt blieb, wie es grade war. So locker und glücklich und unkompliziert und gleichzeitig so vertraut, wie sie es noch nie mit jemandem erlebt hatte. So viel Spaß, wie sie miteinander hatten und so offen, wie sie miteinander waren – einfach, dass sie sich so nah standen, wie es bei besten Freunden nun mal der Fall war. Die größte Angst hatte sie, dass sich das alles ändern könnte. Sie hatte einfach Angst, dass er das alles ganz anders sah und keine dieser Gefühle erwiderte. Sie konnte es nicht riskieren so eine tolle und einzigartige Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Sie wusste ja nicht mal was für eine Meinung er überhaupt von Beziehungen hatte. Vielleicht hatte er überhaupt keine Lust auf irgendwas Festes, bisher hatten sie schließlich nie wirklich darüber gesprochen. Wahrscheinlich käme das alles für ihn nicht mal infrage und Max wahrscheinlich auch nicht. Um ehrlich zu sein rechnete sie gar nicht damit, dass er ihre Gefühle auf irgendeine Art erwidern würde. Ganz abgesehen von all den äußeren Umständen, die diese Träumerei keinesfalls zulassen würden. Es war einfach nur albern von ihr, überhaupt über sowas nachzudenken. Sie musste das einfach alles ganz schnell vergessen.

LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT (Deutsch)Where stories live. Discover now