33 - T3LL M3

85 7 16
                                    



Max hatte die Befürchtung, dass heute ein langer Tag mit vielen unangenehmen Fragen werden würde. Eigentlich hätte sie sich gerne mal jemandem anvertraut und über alles geredet. Es würde mit Sicherheit helfen ihre Gedanken und Gefühle und das ganze Chaos in ihr irgendwie zu sortieren. Aber sie konnte nicht. Genauso wenig, wie sie jemals in irgendeiner Art mit ihm zusammen sein könnte. Wenn sie es Sitara erzählen würde, müsste sie ihr auch erzählen wieso es nicht ging und dafür die ganze ungemütliche Vergangenheit hervorwühlen. Das konnte sie einfach nicht tun. Sie traute sich einfach nicht, jemandem aus der Gruppe davon zu erzählen. Sie wusste nicht, was die anderen darüber denken oder ob sie überhaupt so akzeptieren würden. Inzwischen waren sie ihr viel zu wichtig geworden, um das zu riskieren. Sie konnte ihnen nicht mehr die Wahrheit sagen. Außerdem wurde ihr wieder schmerzhaft bewusst, dass sie eigentlich gar nicht sicher war, ob sie dauerhaft in San Francisco bleiben konnte, oder wie lange noch. Sie wollte und konnte einfach niemanden mit ihren Problemen belasten. Da war es das beste es einfach abzustreiten, bevor jede weitere Frage schmerzhafte Stiche hinterlassen würde und ihr bewusst machte, dass es niemals so sein konnte. Sie musste einfach versuchen damit klarzukommen und es zu akzeptieren. Vielleicht würde sie ja irgendwann über ihre Gefühle hinwegkommen.

"Sieht ja ganz so aus, als hätte er dich gestern ein bisschen aufheitern können, was?", riss Sitara sie aus ihren Gedanken. Oh ja das hatte er. Das konnte sie aber vor Sitara schlecht einfach so zugeben. Sie dachte nach und starrte nach vorne auf die Straße, aber es war ihr klar, dass sie ihren Fragen nicht komplett ausweichen konnte.

"Ja...vielleicht ein bisschen...", gab Max schmunzelnd zu und versuchte ihren Blicken auszuweichen.

"Na, dann war es anscheinend wohl doch nicht so schlimm, dass ich dich gestern mit ihm geschickt habe, oder?"

"Nein...das hab ich ja auch gar nicht gesagt..."

"Dafür hast du dich aber ganz schön angestellt", grinste Sitara. "Wie lange wart ihr denn gestern noch unterwegs, wenn du heute schon wieder so früh da warst?"

"Ich...also...", überlegte Max und wusste nicht genau, wie sie die Frage beantworten sollte, ohne zu verraten, dass sie die Nacht gar nicht zu Hause gewesen war. Es war aber schon zu spät. Natürlich hatte Sitara etwas geahnt, wie sollte es auch anders sein?

"Nein...!" Sitara sah sie überrascht und ungläubig an, bevor sie begann breit zu grinsen. "Du...hast da übernachtet?!"

"...ja hab ich", antwortete Max und gab sich große Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie das insgeheim freute. Hoffentlich wurde sie nicht grade total rot.

"Ich wusste es!", rief Sitara. Sie freute sich fast genau so sehr wie über Steven Baders Gesichtsausdruck gestern Abend. "Uuuund...?"

"Was 'und'?", fragte Max.

"Na, wie war es? Erzähl mir alles!", forderte Sitara sie neugierig auf.

"Wie war was?"

"Stell dich nicht so an, du weißt genau was ich meine", drängte Sitara sie.

"Es...gibt nichts zu erzählen..."

"Ach komm, ich bin deine Freundin. Du musst mir ja keine intimen Details verraten."

"Nein, ich...ich mein es ernst. Es...gibt wirklich nichts zu erzählen", antwortete Max ernst. Hoffentlich klang sie nicht wirklich so traurig, wie es sich für sie selbst grade anhörte.

"Ihr habt also nicht miteinander geschlafen?", fragte Sitara fast ein wenig verwirrt.

"Nein..."

LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt