15. Eine etwas andere Seite

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Nachdem ich zu dieser Adresse gefahren bin, war ich etwas verwirrt, es ist ein Club.
Ich überprüfe die Adresse und bemerke, dass ich mich nicht vertan habe.
Ich gehe also rein und entdecke tatsächlich Dietfried.
"Guten Tag." ich verbeuge mich.
"Hallo Violet, ich darf dich doch so nennen oder?" sagt er und hebt sein Glas und setzt es an sein Mund zum trinken.
"Ja das dürfen sie, wenn es Ihnen nicht zu unangenehm ist, jemand wie mich so an zu sprechen." sage ich.
Immer noch wendet er seiner Aufmerksamkeit dem Glas und der Flüssigkeit dadrin und schwenkt es bevor er einen kleinen Schluck davon nimmt.
"Ein Wisky?" sagt er und ich bemerke, dass er nicht mehr klar denken kann, auch wenn er wohl dem Alkohol trotzt, diesmal hat er mir für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit Geschenkt.
"Nein, danke. Ich trinke nicht" ich schaue ihn an und wundere mich wieso er am helllichten Tage so ist und mich zu ihm bestellt hat.
"Dietfried, wenn Sie mich hierher bestellt haben, damit ich ihnen zu schaue wie sie sich betrinken, dann gehe ich wieder." sage ich und versuche meine Verärgerung im Zaun zu halten, was mir nicht schwer fällt.
Deswegen gehe ich einfach ohne seine Antwort ab zu warten, doch er packt mich am Handgelenk und ich versuche mich zu befreien.
Er ist stärker als ich es erwartet habe.
Auch wenn ich ihm jeden Moment seine Handgelenk brechen könnte, widersetze ich mich nicht und setze mich neben ihn hin.
Ich stelle meine Schreibmaschine hin und schaue mir die Inneneinrichtung, die Dekoration und die Leute dadrin an.
Einige Leute Küssen sich, einige spielen Karten und einige trinken eine nach den anderen.
Ich sehe aus dem Augenwinkel wie Dietfried sein Körper so dreht, so das er sowie ich in den Club schaut.
"Siehst du die Leute die sich um den Hals fallen?" er zeigt, auf die zwei die ich schon vorhin entdeckt habe.
Ich nicke nur.
"Der Mann versucht die Liebe zu erkaufen von der gescheiterten ehe und versucht so zu flüchten."
Ich nicke wieder nur.
"Siehst du diesen Mann da der Stock betrunken ist?" "Ja?"
"Weisst du wieso er hier ist und das macht?" "Ja, die Soldaten in der Truppe habe oft getrunken und haben mir angeboten mit zu trinken, doch Major hat für mich abgelehnt und vor mich gestellt, als ich gezuckt habe.
Als ich ihn gefragt habe, da sagt er, dass sie trinken um den Kummer zu vergessen, da sie weit weg von der Familie sind und auch noch in einer harten Zeit überleben müssen in diesem Krieg."
"Ja genau." sagt er und dreht sich wieder zu der Theke und ich drehe mich mit.
Ich bemerke dadurch, dass er trinkt ist er viel mitfühlender und nicht mehr auf Angriffsposition mit seinen Gefühlen.
"Weisst du wieso ich heute hier bin?"
"Weil sie ihren Kummer vergessen wollen?" sage ich, da ich nicht weisst worauf er hinaus möchte.
"Ja, aber wieso genau?" hakt er nach.
"Das weis ich leider nicht." ich versuche ihm mit meinem Ton klar zu erkennen geben, dass ich es nicht weisst.
"Mein Bruder ist gestorben und auch wenn ich es verarbeiten sollte, kann ich es nicht. Ich kann es einfach nicht.
Mein Bruder war der einzige der mir sehr nahe stand, Vater hatte nur den guten Ruf der Familie im Kopf, dabei hat er sein eigenes Leib und Blut und ihr wohlergehen vergessen."
Er nimmt einen Schluck.
"Als ich sehe, wie er dich wie eine Familie behandelt, jemand, der ohne mit der Wimper zu zucken hunderte Männer umbringen würde, wollte ich nicht akzeptieren ihn auch noch wegen dir zu verlieren. Es tut mir leid, dass ich dich schlecht behandelt habe, du hast dich wirklich verändert." sagt er und ein leichtes lächeln kommt ihm über seine Lippen.
"Danke, sie haben sich auch verändert." "Jetzt kommen Sie." ich versuche ihn mit mir zu zehren, da er sich etwas weigert.
Allerdings bin ich etwas ratlos, wohin ich gehen soll. "Wohin soll ich mit ihm gehen." murmele ich vor mich hin.
"Tut mir leid, dass ich mitgehört habe, aber Ihr könnt hier kostenlos für einpaar Stunden ein Zimmer besetzen, da ihr Geselle aus sieht, als würde er jeden moment umkippen, hier ist der Schlüssel."
Sagt der Barkeeper und hält mir den Schlüssel hin.
"Ist es denn inordnung für Sie?" frage ich da ich mir sorgen machen, die Gastfreundschaft aus zunutzen, da ich ihm sonst nichts im Gegenzug anbieten kann. Stattdessen sagt er "Ja natürlich, hier ist sowieso nichts los und um diese Stunde werden die Gäste erst recht nicht hinein trudeln und für ein nettes Püppchen wie dich mach ich es doch gerne." er zwinkert mir zu.
Ich erwiedere nichts dazu und versuche nur zum Dank mich zu verbeugen, da mir dieses Gefühl etwas unangenehm ist und nehme den Schlüssel.
Das Einzige was ich tun kann ist ihm etwas Trinkgeld zu geben und versuche so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Im Zimmer angekommen lege ich Dietfried auf das Bett und sehe, dass er eingeschlafen ist.
Ich bemerke, dass ich meine Schreibmaschine vergessen habe und gehe nochmal dort hin wo ich es vergessen habe.
Als ich dort ankomme, war sie weg, deswegen frage ich den Barkeeper.
"Mein Herr, haben sie vielleicht einen Koffer gesehen in der Nähe ihrer Theke?" "Nein leider nicht ich war mit den Gläsern beschäftigt, aber ich habe kurz aufschnappen können, dass zwei Männer einen Koffer raus trugen, vielleicht war es Ihr Koffer."
"Wie sahen sie aus? Wie lange ist es her?" frage ich aus Panik ohne die Antwort abzuwarten. Der Barkeeper überlegte kurz
"Der eine hatte einen Geburtsmal auf der linken Seite im Gesicht, das weiss ich, als er sich verabschiedet hat, ist dieser mir aufgefallen und der andere hatte nichts auffälliges ausser, dass er sehr jung aussah, genau so jung wie Sie Miss. Ich denke es ist nicht lange her, dass sie gegangen sind, sogenau habe ich nicht drauf geachtet." fährt er fort während er dabei die Gläser putzt.
Ich verbeuge mich halbherzig zum Dank und renne raus.
Ich sehe mich rechts links um und sehe keine zwei Männer mit einem Koffer.
Enttäuscht gehe ich wieder zu Dietfried.
In meinen Gedanken, dachte ich mir, dass ich meine Arbeit nicht verrichten kann und keine Aufträge bekomme ohne meine Schreibmaschine.
Von meinen Gedanken aufgewacht höre ich leise "Wasser" aus Dietfrieds Mund, also hole ich etwas Wasser.
Nach einem erholten Schlaf kam Dietfried wieder nach einigen Stunden zu sich und hielt sich vor Schmerzen den Kopf.
"Was ist passiert? Fragt er, wahrscheinlich war er nicht sicher ob ihn seine Gedanken einen Streich spielen.
"Violet Evergarden, was machen Sie denn hier?" fragt er erschrocken.
"Sie wissen wirklich nicht was passiert ist?" hake ich nach.
"Ich weisst, dass ich auf Sie gewartet habe, dann habe ich diesen Club entdeckt und habe dann etwas bestellt, danach gibt es nur noch Puzzleteile die ich nicht zu ordnen kann. " sagt er und sucht nach seinen Erinnerungen, wie ich seinem Blick entnehmen kann.
"Ich habe dem guten Mann der uns die Schlüssel überreicht hat Trinkgeld gegeben und Sie hier hoch getragen. Danach sind sie eingeschlafen und ich habe gewartet bist Sie wieder zu sich kamen."
Er stöhnt. Anscheinend scheinen seinen Erinnerungen immernoch nicht klar zu sein, auch wenn er nicht richtig betrunken war.
"Ich habe etwas Kopfschmerzen um die Erinnerung klar zu greifen, ich habe nichts zu Ihnen gesagt, dass ich bereuen sollte, Miss Violet?" "Nein" versicherte ich ihn.
"Ich werde jetzt gehen, da Sie nicht in der Lage sind als Kunde mit mir ihren Auftrag zu vollenden, Sie sollten in ein paar Minuten auch gehen, wenn Sie das Zimmer nicht bezahlen wollen."
Ich drehe mich um und steuere die Tür an, plötzlich greift mich Dietfried am Handgelenk, diesmal etwas sanfter als vorhin.
Ich drehe mich um und sehe in seine Augen.
"Danke, hier ist eine Entschädigung dafür, dass Sie für mich ihr Geld wegen mir ausgeben mussten und dafür, dass sie sich um mich gekümmert haben."
Er streckt sein Arm mit dem Geld hin.
Diesmal sind seine Augenzüge nicht gereizt oder grimmig wie Benedict ihn beschrieb, sondern anders, ich kann es nicht beschreiben.
Ich lehnte höflich ab.
Er nahm mein Arm, lässt meine Hand zu einer Fläche werden und legte das Geld hin.
Ich tue das gleiche und sage "Es ist nicht nötig, ich habe mich gerne um Sie gekümmert." Als ich zum zweiten mal in seine Augen blicke sehen ich, dass er das nicht aus Dankbarkeit macht sondern, dass er sich blamiert hat und mein schweigen erkaufen möchte.
Ich spüre eine Wut und gehe ohne seine Reaktion ab zu warten.
Doch bevor ich entgültig gehe sage ich noch "Ich hoffe beim nächsten mal klappt es besser und wir können diesen Brief fertig schreiben und haben Sie keine Angst ich werde niemanden davon erzählen."
Diesmal ging ich wirklich und lasse ihn stehen.
Ich bedanke mich bei dem Barkeeper, der mir diesen Schlüssel gab, bitte ihn mich bei der Post aufzusuchen, falls meine Schreibmaschine, versehentlich mitgenommen wurde und wieder auftauscht und verabschiede mich um wieder zurück zur CH Post Company zurück zu gehen.

 FF Violet Evergarden || Der heimliche Verehrer (Offiziell Beendet)Where stories live. Discover now