14. Geschäftsgespräche der anderen Art

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v i e r z e h n

Eine Woche war mittlerweile vergangen seit meinem Malheur mit Charles.
Eine Woche seit dem ich ihn kaum gesehen hatte.
Eine Woche in der er nicht ein Mal versucht hatte mit mir zu reden.

Ich war sauer auf ihn. Nicht, weil er mit diesem Mädchen geschlafen und mich das extrem verletzt hatte, sondern, weil er keinerlei Anzeigen zeigte, dass es ihm leid tat oder, dass er es wieder gutmachen wollte. Er lebte sein Leben einfach normal weiter. So als wäre zwischen uns nie etwas passiert.

Gestern hatte ich wieder eine hübsche Brünette - diesmal jedoch eine andere - aus seinem Büro kommen sehen und was sie da drinnen gemacht hat, war tatsächlich kein Geheimnis.

Mittlerweile hatte ich die neu erweckte Hoffnung aufgegeben, dass Charles mich vielleicht doch etwas mögen könnte, denn um ehrlich zu sein hatte sein Versuch in Francis Büro mit mir zu reden, mir Hoffnung gemacht.
Hoffnung, die durch seine Taten beziehungsweise durch seine Nicht-Taten zunichte gemacht wurde.

An diesem Tag betrat ich das Büro in grau. Noch nie hatte ich einen grauen Anzug getragen und ich wusste ehrlich gesagt nicht, was mich heute dazu geritten hatte, doch die Abwechslung tat mir gut. Außerdem stand heute Abend ein wichtiges Geschäftsessen an, bei dem ich laut Francis meinen kompletten Charme auspacken musste.
Was er damit genau meinte, wusste ich nicht und konnte mir auch keinen Reim daraus machen.

Ich wusste nur, dass unsere Firma schon seit beinahe zwei Jahren versucht mit dieser Firma zusammenzuarbeiten und dato noch nichts gefruchtet hatte. Dementsprechend wichtig war auch dieses Essen, denn Francis betitelte es als unsere letzte Chance.
Das Essen als Anlass - da ich wusste, dass ich deswegen spät nach Hause kommen würde - betrat ich die Firma auch erst gegen Mittag nach dem Mittagessen.

"Guten Tag, Zachary." Mit einem anzüglichen Grinsen kam Klara auf mich zu und schlang ihren Arm um meine Taille, drückte damit ihren schmalen Körper an meinen.
"Hallo. Warum grinst du so gruselig?", fragte ich direkt nach und beäugte sie kritisch. Hatte ich irgendetwas verpasst?

"Schau. Der ist heute Morgen für dich gekommen." Mit einem breiten Grinsen öffnete sie meine Bürotür und offenbarte mir damit einen riesigen Strauß roter Rosen, der auf meinem Schreibtisch stand.

"Das müssen bestimmt fünfzig Stück sein.", strahlte Klara und zog mich in mein Büro. "Schau doch, wie schön die sind."

Wie hypnotisiert griff ich nach der kleinen Karte, die zwischen den Rosen steckte und öffnete sie, während Klara kaum genug davon bekam an den Blumen zu riechen.

Freds Frittenbude
Freitag, 20 Uhr

Irritiert las ich die Worte mehrmals.

"Und? Steht ein Name drauf?", fragte Klara hoffnungsvoll nach. Ich schüttelte den Kopf.

Ich hatte zwar eine leise Vorahnung, aber die Chancen, dass dieser wunderschöne Strauß von Charles kommen würde, waren weniger als null.

"Ah. Ein geheimer Verehrer. Wie schön." Klara freute sich offensichtlich mehr über den Strauß als ich.
Natürlich war die Geste schön und die Rosen waren bildhübsch, doch ein Strauß Rosen war nicht unbedingt das, was Männerherzen höher schlagen ließ.

"Du kannst ihn bei dir vorne auf den Tresen stellen, wenn du möchtest." Schnell die Interesse an dem Strauß verloren umrundete ich meinen Schreibtisch und ignorierte Klaras überraschten Blick. "Bist du dir sicher?" Ich nickte nur.
Zögerlich griff sich nach der Vase und mit einem letzten, nicht wirklich deutbaren Blick auf mich, verließ sie mein Büro. Anscheinend hatte sie bemerkt, dass ich nicht näher darauf eingehen wollte und wahrscheinlich wusste sie auch, dass ich wusste von wem der Strauß kam oder dass ich zumindest eine Vermutung hatte. Ich war ihr wirklich dankbar, dass sie nicht weiter nachhakte.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now