15. Wie man sich Anerkennung verdient

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f ü n f z e h n

Gähnend trat ich aus dem Aufzug und ging blind durch den Flur, während ich mir über die müden Augen strich.

Der Alkoholkonsum genauso wie das späte zu Bett gehen gestern machten den Tag heute bereits jetzt zu einem schrecklichen Tag.
Mein Wecker hatte beinahe vier Uhr dreißig angezeigt als ich mich in mein Bett fallen ließ, nachdem ich von Troy nach Hause laufen musste, da das warten auf die U-Bahn noch länger gedauert hätte als der Nacht-Spaziergang.
Dem geschuldet betrat ich heute wieder etwas später das Büro und versprach mir insgeheim selber in nächster Zeit wieder pünktlicher in der Arbeit zu erscheinen.

Ich begrüßte im Vorbeigehen Klara und Thomes, die sich gerade angeregt über etwas unterhielten, wobei mir der üppige Rosenstrauß wieder in die Augen fiel, und wollte gerade mein Büro betreten als Francis Stimme durch den Flur hallte.

"Zachary, mein Junge!"

Mehr als überrascht drehte ich mich dem Mittsechziger zu, der freudestrahlend mit großen Schritten auf mich zukam.

Sein lauter Freudenausbruch lenkte interessierte Blicke auf uns und sogar Charles Bürotür öffnete sich.

"Ich weiß nicht was Sie gemacht haben, aber es hat funktioniert!" Überglücklich schmiss er seine Arme in die Luft und zog mich daraufhin plötzlich in eine enge beinahe väterliche Umarmung. Fest knuddelte er mich und die Situation, die in ihrer Gesamtheit mehr als komisch war, ließ mich unbehaglich fühlen.
"Was habe ich gemacht?", fragte ich zögerlich nach als er mich wieder aus seinem Griff ließ.

"Das müssen Sie mir sagen.", enthusiastisch drückte er meine Schultern an denen er mich festhielt, "Ich weiß nur, dass heute morgen Mister Cooper angerufen hat um uns zu unserer Zusammenarbeit zu gratulieren."

Ich wusste überhaupt nicht, worauf der alte Mann hinaus wollte und richtete mich etwas auf, da ich mich unter den ganzen interessierten Blicken unwohl fühlte.

"Troy Cooper, Zachary. Der Deal ist durch. Sie haben endlich zugestimmt." Francis Augen glitzerten, sein Grinsen ging von einem Ohr zum anderen und so glücklich hatte ich ihn noch nicht einmal mit seinem Enkel erlebt.
"Was auch immer du gemacht hast, hat funktioniert." Beinahe aufgelöst schüttelte Francis freudestrahlend meine Schultern und langsam ging mir ein Licht auf.

Der Deal, der seit zwei Jahren nicht durchging, der extrem auf der Kippe gestanden hatte, konnte von jetzt auf hier endlich geschlossen werden und das anscheinend nur, weil ich mit Troy geschlafen hatte? Das konnte nicht sein. Perplex starrte ich Francis an.

"Wirklich?", fragte ich noch immer ungläubig nach. Francis nickte. "Damit haben Sie sich wirklich eine saftige Provision verdient."
Er klopfte mir noch einmal auf die Schulter und drehte sich schwungvoll weg.

"Endlich! Nach zwei langen Jahren!" Francis machte eine Faust in der Luft. "Zachary, Sie sind mein Mann!" Noch immer mit dem selben breiten Grinsen drehte er sich noch einmal zu mir, zeigte mit den Fingern begeistert auf mich und verschwand mit diesen Worten in seinem Büro.

Im selben Augenblick ging lauter Applaus los.
Irritiert sah ich die Belegschaft dieser Etage an, die mir euphorisch ihren Beifall bekundeten, wobei mir dabei Charles verletzter Gesichtsausdruck nicht entging.

"Zachary. Glückwunsch." Mister Lewis kam freudestrahlend auf mich zu und schüttelte mir offenbar überglücklich die Hand. Und selbst Mister Franklin, der alte homophobe Griesgram, konnte sich dazu herablassen mir zu gratulieren und reichte mir dafür sogar überschwänglich die Hand.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now