19. Dinner for One und Nur ein Schwein trinkt allein

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n e u n z e h n

An diesem Morgen fiel mir das Aufstehen besonders schwer, was vor allem an dem Whisky von gestern Abend lag, der immer noch im meinem System kreiste. Abermals wurde ich schmerzhaft darauf hingewiesen, dass ich doch nicht mehr der Jüngste war und langsam aufhören musste mich zu benehmen wie ein Zwanzigjähriger.
Massig Alkohol war einfach nichts mehr für einen Mann in meinem Alter.

Die Arbeit lief zäh, nichts wollte funktionieren und nachdem Francis mir mal wieder eine Standpauke - es war sowieso mal wieder fällig, die Letzte war schon viel zu lange her - gehalten hatte, funktionierte sowieso noch weniger.

Das Mittagsessen verlief ruhig, was vor allem daran lag, dass ich diese Stunde einfach durcharbeitete und nichts aß, auch, wenn Thomes mich mehrmals darauf hingewiesen hatte und sogar versucht hatte mit mir außerhalb Essen zu gehen.
Da ich jedoch mein Büro nicht verlassen wollte, einfach, weil ich Charles nicht begegnen wollte, kam es mir recht gelegen, dass ich keinen Hunger verspürte.
Ich würde mir heute Abend einfach irgendwo eine große Portion Pasta holen und mir damit den Bauch vollschlagen.

Heute war zwar wieder Stammtisch, immerhin war Freitag, aber so sehr ich meine Freunde über die letzten Jahre vermisst hatte, so sehr sträubte es mich heute dorthin zu gehen.
Nicht wegen ihnen, sondern wegen meinem Gefühlchaos und meinen anhaltenden Kopfschmerzen. Wenn ich heute dorthin gehen würde, würde ich wieder viel zu viel Alkohol trinken und dann könnte ich mein entspanntes Wochenende in die Tonne treten.

Ich hatte Yves bereits eine Nachricht geschrieben, dass ich heute Abend nicht anwesend sein werde mit einer kurzen Begründung, die hoffentlich glaubwürdig erschien. Da Yves der einfühlsamste und ruhigste der Truppe war, wusste ich, dass er den Anderen meine Abwesenheit so verkaufen konnte, das schlussendlich keiner beleidigt wäre.

Gegen Nachmittag entschied ich mich abermals dafür meinen Schreibtisch zu sortieren, da, obwohl ich erst vor Kurzem alles unnötige beseitigt hatte, schon wieder das absolute Chaos ausgebrochen war.
Dabei fiel mir eine kleine Karte in die Hände.

Freds Frittenbude
Freitag, 20 Uhr

Das war die Karte von Charles Blumenstrauß von vor wenigen Tagen.

Seufzend drehte ich die weiße Karte in meinen Fingern und augenblicklich begannen meine Gedanken wild durch meinen Kopf zu brettern. Sollte ich dorthin gehen?

Er hatte mir die Karte geschrieben bevor ich mit Troy Sex hatte und bevor wir ein weiteres Mal miteinander geschlafen hatten, bevor wir uns gestritten hatten, weil ich bei Troy war und bevor ich mehr oder weniger alles zwischen uns beendet hatte.

Augenblicklich verwarf ich den Gedanken wirklich dorthin zu gehen wieder. Er würde sowieso nicht dort auftauchen, dafür hatte ich selber gesorgt.

Und dennoch fand ich mich wenige Stunden später, nach einer Dusche und in Alltagsklamotten bei dem Imbiss unter der Autobahnbrücke wieder.

"Hey Lackaffe.", begrüßte Fred mich überschwänglich und grinsend erwiderte ich seinen Handschlag. "Heute mal nicht im Anzug?" Herzhaft lachte der Ältere und lehnte sich etwas über seine Theke um mein Outfit zu begutachten.
"Ja, man muss ja nicht immer so gestriegelt herum laufen." "Da hast du recht, Jungchen. Was kann ich dir bringen? Das Selbe wie immer?" Ich schüttelte den Kopf. "Erstmal eine Coke.", bestellte ich und wenige Augenblicke später reichte er sie mir hinunter. Ich bezahlte und gesellte mich dann zu einem der Stehtische.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now