5. Dialog bei Eis

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f ü n f

Nach zwei Gläsern Whisky konnte ich Charles endlich so weit aus meinen Gedanken verbannen, dass ich mich zumindest ein wenig auf meine Arbeit konzentrieren konnte. Francis hatte mich über Nacht wieder mit zahlreichen E-Mails randvoll gefühlt mit Aufgaben zugeballert und ich konnte nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen als mein Computer heute morgen beim einschalten gar nicht mehr aufgehört hatte mich über neue E-Mails zu informieren.

Meine Bürotür stand leicht offen und ich konnte die Leute hören, die vor meinem Büro vorbeiwuselten. Sie beruhigten mich. Zeigten mir, dass ich nicht alleine war, denn alleine wollte ich im Moment ganz sicher nicht sein.

Angespannt wartete ich auf vierzehn Uhr. Insgeheim freute ich mich schon sehr auf ein Eis mit Paul. Ich würde endlich wieder etwas raus kommen und vor allem weit weg von Charles.

"Kann ich noch etwas tun?" Thomes linste durch die halb offene Tür in mein Büro und lächelte mich nett an. "Nein, danke Thomes. Es ist Zeit für deine Mittagspause." Artig nickte der junge Mann und verschwand daraufhin wieder aus meinem Sichtfeld.

Nur eine halbe Sekunde später wurde die Tür weit aufgerissen und ein daumengroßer Mann lief herein.

"Zachary. Los. Eis essen." Paul hatte in Windeseile den Weg zwischen Tür und Schreibtisch zurückgelegt und war ohne mein Zutun auf meinen Schoss geklettert. "Hallo Paul.", begrüßte ich ihn mit einem ehrlichen Lächeln.

Mit großen Augen begutachtete er meinen Schreibtisch bis er anscheinend fand wonach er gesucht hatte. "Boa. Du hat mein Auto ja noch." Seine Augen wurde tellergroß und mit vor Freude zitternden Finger zeigte er auf das kleine rote Spielzeugauto, das unter meinem Monitor stand. "Selbstverständlich. Ein Geschenk von dir schmeiße ich doch nicht einfach weg.", erklärte ich dem Vierjährigen und glücklich schmiss er sich in meine Arme.

Im selben Moment betrat Caroline mein Büro. "Hallo."
Ich erwiderte ihre Begrüßung und lächelte sie ebenfalls, wenn auch etwas zurückhaltender, an.

"Mama, Zachary hat mein Spielzeugauto, das ich ihm geschenkt habe, behalten. Es steht da." Aufgeregt zeigt er wieder auf das rote Auto. Ohne jedoch auf eine Antwort seiner Mutter zu warten, sprang er gekonnt wieder von meinem Schoss, griff meine Hand und zog mich in die Senkrechte. "Los. Eis essen.", rief er begeistert und begann vor mir herzu stapfen.

"Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie begleite? Eigentlich wollte ich mit Francis etwas essen gehen, aber ihm ist etwas dazwischen gekommen." Vorsichtig sah Caroline mich an. "Wenn nein, dann ist das natürlich auch kein Problem. Ich kann einfach hier warten."

Ich schüttelte den Kopf. "Sie können uns gerne begleiten." Wie gesagt, eigentlich war Caroline eine super liebe Frau und mein Unmut ihr gegenüber war weniger ihr als der Tatsache, dass John sie geheiratet hat, geschuldet.
Außerdem erfüllte es mich mit Stolz, dass sie mir ihren Sohn ohne weiteres einfach anvertrauen würde.

Ein zierliches Lächeln erschien auf ihren roten Lippen.
Paul zog ungeduldig an meinem Arm und ihm zu liebe setzten wir uns in Bewegung.

Es dauerte nicht lange bis wir die wenigen Straßen bis zum Central Park zurückgelegt hatten. "Schau Paul. An dem Eisstand gibt es meiner Meinung nach das beste Eis in ganz New York City." Mit großen Kulleraugen sah der Vierjährige zu mir auf, ehe ich ihm zunickte und ihm damit erlaubte sofort auf den Stand zu zu laufen.
"Guten Tag.", begrüßten wir den Verkäufer und Paul teilte ihm höflich mit welche Sorten er in seiner Waffel haben wollte. Auch Caroline und ich kauften uns ein Eis, blieben dabei jedoch im Gegensatz zu Paul bei einer Kugel.
Langsam spazierten wir durch den Park und aßen unser Eis. Wobei Paul seines eher inhalierte als es zu essen.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now