Zusatz: Arschl*ch Freund

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Charles
(Zeitsprung zurück: Zacharys Krankenhausaufenthalt)

"Charlie!" Unangekündigt platzte mein Bruder in meine Büro und schlug die Tür lauter als nötig hinter sich zu. "Du musst mir einen Gefallen tun." Ohne aufzusehen, rollte ich mit den Augen und entschied mit dazu ihn so lange zu ignorieren bis er von selber wieder ging.
"Charles, bitte.", brummte John leicht genervt und lehnte sich gegen meinen Schreibtisch.

"Jonathan, ich arbeite." Mein kleiner Bruder rollte jedoch nur mit den Augen, setzte sich etwas auf und zog zwanzig Dollar aus seinem Geldbeutel. "Zachary ist im Krankenhaus. Ich habe ihm versprochen, ihm etwas leckeres zu Essen vorbei zu bringen, aber Dad hat mir kurzfristig noch einen Videocall reingeschoben. Ich schaffe es heute also nicht mehr." Abwartend hielt er mir den Schein entgegen, während er die Worte so gleichgültig über seine Lippen brachte als würde er gerade über seinen neuen Wagen reden, den er nicht rechtzeitig vom Autohaus abholen konnte.

"Dein Freund ist im Krankenhaus und du gehst lieber in die Besprechung als ihn zu besuchen?", fragte ich kritisch nach und setzte mich weiter auf. War das sein scheiß ernst?

"Von lieber hat hier niemand etwas gesagt. Außerdem habe ich ihn heute schon besucht."
"Wenn du ihm schon etwas zu Essen versprochen hast, dann solltest du es ihm auch vorbeibringen. Verschieb die Besprechung einfach." Ich zuckte mit den Schultern und wand mich wieder meinem PC zu.

John schnaubte. "Und mit welcher Begründung bitte?! Dad weiß nichts von Zach.", keifte mein kleiner Bruder und lehnte sich mit funkelnden Augen weiter zu mir. "Dann solltest du es ihm vielleicht mal sagen.", antwortete ich neutral, ohne seinen bevorstehenden kleinen Wutanfall zu beachten. "Charles! Du weißt, dass ich das nicht tun kann.", zischte John und richtete sich wieder auf.

"Also bringst du ihm jetzt was zu essen oder nicht?", fragte er sichtlich genervt.
"Der arme Mann kann ja auch nichts dafür so einen Arschloch Freund zu haben. Also ja. Ich bringe ihm etwas." Abermals rollte mein Bruder mit den Augen und legte den Schein, den ich noch immer nicht angenommen hatte, einfach auf meinen Tisch. "Sein Lieblingsessen sind die Bratnudeln mit knusprigem Hühnchenfleisch von dem Asiaten gleich bei uns um die Ecke. Wenn du bestellt betone das knusprig extra, sonst bekommt man es nur lasch." Ohne auf eine weitere Reaktion meinerseits zu warten oder auf meine Worte vorher einzugehen, spazierte er einfach wieder aus meinem Büro und ließ mich Kopf schüttelnd zurück.

Wie konnte er mit seinem Freund so umgehen? Ich an seiner Stelle würde mich schämen.

Seufzend fiel mein Blick auf die Uhr, die mir sagte, dass ich sowieso schon mit gutem Gewissen das Büro verlassen konnte und obwohl noch viel Arbeit auf meinem Tisch lag, klang es viel verlockender Zachary Essen zu bringen.
Wann hatte ich ihn das letzte Mal gesehen? Vor drei Monaten?

Ich schüttelte den Kopf. Das war sowieso unwichtig. Er ist Jonathans Freund und ich bin nicht schwul oder bi oder auch nur ansatzweise an Männern interessiert. Aber warum blieb mir der Wuschelkopf so sehr in Erinnerung?

Abermals schüttelte ich den Kopf, zog mein Jackett über und verließ ohne mich zu verabschieden das Büro. Später würde ich sowieso wieder zurückkommen, denn meine Arbeit erledigte sich nicht von selbst und Dad hatte zur Zeit sowieso wieder mit seinen Aggressionsproblemen mir gegenüber zu kämpfen.
Bei John gab es sowas nicht. Seinem Lieblingssohn gegenüber würde er nie ausfällig werden.

Der Wind pfiff kühl um meine Ohren als ich den kurzen Fußweg zum Asiaten zurücklegte und, Gott sei Dank, feststellen konnte, dass kaum etwas los war. Schnell hatte ich Zacharys Lieblingsessen und saß in einem angenehm warmen Taxi.

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