Kapitel 39

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Bevor ihr lest : Macht das Lied erst ab der Stelle an ( An die die kein türkisch können, die Übersetzung ist in den Kommentaren )

"Aykan wohin fahren wir?", frage ich ihn zum zehnten Mal.

"Ich entführe dich. Immer noch.", lacht er und tretet aufs Gaspedal, sodass ich mich unbemerkt in den Gurt kralle. Trotzdem bemerkt er es. "Schon gut, ich fahre schon langsamer."

Er hat mich heute morgen allen ernstes per Facetime angerufen und mich geweckt. Natürlich habe ich direkt mit einem Vogelnest auf dem Kopf mit halbgeöffneten Augen den Anruf entgegen genommen, da ich dachte es sei etwas schlimmes passiert - man weiß ja nie. Im Endeffekt hat er mich angerufen, um mir zu sagen, dass er in einer Viertelstunde bei mir sein würde, um mich abzuholen, warum beantwortet er mir immer noch nicht. Direkt bin ich aus dem Bett gesprungen und habe mich in Windeseile hergerichtet. Ich habe noch nicht einmal gefrühstückt, aber als hätte er es gewusst, hat er Sesamkringel gekauft und mir in die Hand gedrückt - natürlich erst nachdem er seinen Guten-Morgen-Kuss auf die Wange bekommen hat. Seit ungefähr zwanzig Minuten fährt er irgendwohin, aufjedenfall ist es hier ruhig und weit und breit sind nur wenige Autos zu sehen.

Im Gegensatz zu den anderen Tagen ist es heute sonnig, aber trotzdem kühl. Wenigstens habe ich mir heute gemütliche weiße Sneaker angezogen, die meine Füße nicht erfrieren lassen.

Ich muss sagen ich war erstaunt, als er mir einen Sesamkringel in die Hand gedrückt hat, da ich das nicht erwartet hätte. Aykan hat mich sogar gefragt warum ich denn nicht esse, weshalb ich erstmal große Augen gemacht habe. Wir sitzen schließlich in einem teuren Mercedes. Als ob ich da Sesamkringel esse und das ganze Auto mit Sesam verschmutze. Ich antwortete einfach, dass mir ein wenig übel ist, da ich neu aufgestanden bin. Aykan glaubte es mir natürlich nicht wirklich, denn wenn ich auf etwas nicht verzichten kann, dann auf Essen, aber er ließ es durchgehen. Allein aus Respekt zu diesem Auto würde ich mich nicht trauen.

Serkan ist immer direkt ausgeflippt, wenn ich auch nur irgendetwas essbares in meiner Tasche hatte, mit der Angst, dass seinem Schatz etwas passieren könnte. Er ist sehr pingelig, wenn es sein Auto betrifft und ich denke kaum, dass er sich seither verändert hat.

"Also so langsam glaube ich du entführst mich wirklich, aber wohin?", möchte ich wissen.

"Wohin würdest du denn hin wollen?", fragt er interessiert nach.

"Irgendwohin wo niemand ist. Ins Niemandsland. An einen Ort, der mich grenzenlos glücklich macht und sich wie ein Zuhause anfühlt. Ein Ort wo ich alles vergessen kann.", grübele ich und lehne meinen Kopf gegen das Fenster. Die Straße ist ziemlich uneben, weshalb mein Kopf ständig dagegenklatscht.

Wie können die in Filmen immer ihren Kopf gegen die Scheibe lehnen?

"Autsch.", fässt er sich schauspielernd ans Herz. Idiot.

"Ich meinte natürlich uns beide, nicht nur ich alleine. Es wäre ohne dich im Niemandsland langweilig.", gestehe ich lächelnd und mache es mir bequem.

"Ist das ein Kompliment?", lugt er aus dem Augenwinkel zz mir, geschmückt durch sein typisches, schiefgelegtes Grinsen.

"Wie mans sieht.", kommentiere ich sein Seitenprofil bewundernd.
"Wo würdest du hin wollen?"

"Hierhin.", beantwortet er und korrigiert seinen Rückspiegel.

"Wie hierhin?", will ich wissen. Wir sind doch nur auf einer leeren Landstraße.

"Hierhin. In meinem Schlitten auf einer Straße auf der kein Idiot ist, der meine Fahrt stören könnte, in einer entspannten Atmosphäre mit dir auf dem Beifahrersitz, auf dem du mich volllaberst und mit Gott, der ein Auge auf mich wirft. Weit weg vor irgendwelchen Nervensägen, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen können und es auf meins abgesehen haben. Weit weg von den Sorgen und allem anderen. Weit weg von der abscheulichen Realität.", sagt er aus ganzem Herzen und schaut dabei konzentriert auf die graue Straße.

Just a hugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt