Epilog

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Ja, es gibt noch einen Epilog :D allerdings musste mir da erst die Idee kommen, dass ich ihn veröffentliche ;) Naja, das ist dabei rausgekommen... Much fun :D

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Epilog

Ein Jahr später...

Ich hatte schon seit einer Viertelstunde Feierabend. Warum ich dann immer noch hier war und etwas von meinem schwarzen Kaffee von der Kaffeemaschine im Schwesternzimmer trank (das Gesöff war immer noch schwarz und widerlich – aber was soll’s)? Weil ich heute mit meinem Freund Jamie McGrey nachhause fuhr. Nur der war noch nicht da... und zu spät. Nach einem Jahr Beziehung mit diesem Assistenzarzt sollte ich das vielleicht schon gewohnt sein, aber Geduld war nicht unbedingt eine meiner größten Stärken. Außerdem war heute ein besonderer Tag. Heute war unser Jahrestag. Seit heute – genau seit einem Jahr – waren Jamie und ich ein Paar. Und wir waren glücklich. Mittlerweile war ich auch schon ganz gut drin, mich in eine Leopardin zu verwandeln. Und ich war mir ganz sicher, dass Jamie „der Eine“ für mich war. Seufz. Ganz schön kitschig und romantisch, nicht? Aber so war ich halt und es störte Jamie anscheinend nicht. „Hey Claire!“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich blinzelte zweimal ehe ich realisierte, dass er real war. „Cole?!“, fragte ich überrascht. „Jap“, sagte er und grinste, „Cole, der beste Tiger überhaupt, höchstpersönlich“. Ich sprang auf um ihn zu umarmen. „Was machst du denn hier?“, fragte ich. „Hey, pass auf Claire“, er machte einen Schritt zurück, „Ich krieg keine Luft mehr!“ Ich ließ ihn wieder los. „Rede doch nicht so einen Unsinn, du bist stärker als ich“. Und viel größer. Cole war mindestens zwei Köpfe größer als ich. „Also, spuck’s aus“, forderte ich ihn auf, „Was machst du hier?“ Cole legte den Kopf leicht schief. „Darf ich nicht?“. „Eigentlich nicht“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, „Das hier ist der Angestellten-Bereich, es sei denn...“ „Jamie hat mich reingelassen“, sagte Cole und vervollständigte damit meinen Satz. „Wo ist er?“, wollte ich wissen. „Deswegen bin ich da“, sagte er und nahm mich am Arm, „Ich soll dich nachhause fahren, Claire, Jamie muss Überstunden machen. Hat irgendeinen Notfall reingekriegt. Motorradunfall oder so“. „Aber... aber“, sagte ich und sah ihn mit großen Augen an, „Heute ist doch...“ „Der 23. Oktober? Ich weiß!“. Hatte Jamie es wirklich vergessen? „Okay“, ich ließ die Schultern sinken, „Bring mich nachhause“. „Geht doch, komm“.

Ich stieg auf den Beifahrersitz von Coles kleinen VW Beatle. Kaum zu glauben, letztes Jahr war das Teil noch am Parkplatz gestanden, ohne Kennzeichen und hatte keinen Mucks mehr von sich gegeben. So konnten sich Dinge ändern. Cole hatte wohl ziemlich viel Arbeit in das kleine Auto gesteckt. Eine Weile ging die Fahrt gut, dann blieb Cole plötzlich am Fahrbahnrand stehen. Wir waren am Waldrand, ungefähr ne Viertelstunde von Jamies Appartement entfernt. „Cole, was ist los?“, fragte ich als er ausstieg. „Sorry Claire, aber ich glaub, der Motor hat was“, sagte er verärgert und öffnete die Motorhaube.  Ich seufzte frustriert. War dieser Tag verhext? Ich stieg ebenfalls aus, und warf einen Blick auf den Motor. „Sieht doch ganz normal aus“, sagte ich. Ehrlich gesagt, ich hatte keine Ahnung von Autos. „Nope“, sagte Cole bestimmt und beugte sich vor um am Teil vom Motor – bestand wohl aus Gummi oder einem weichen Plastik - zu zupfen, „Siehst du...“. Plötzlich löste sich das Teil und schnalzte weg. „Mist“, Cole duckte sich, damit ihm das Gummiteil nicht im Gesicht traf und es landete irgendwo im Gebüsch im Wald. „Cole!“, rief ich erschrocken. „Sorry, mein Fehler“, sagte er und sah recht betreten aus. „Jetzt müssen wir es suchen“, Cole lief zum Waldrand und sah über die Schulter zu mir. „Du suchst es“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war angepisst genug. „Komm schon, Claire“, sagte Cole und sah mich mit seinen großen blauen Augen an, „Es ist dunkel, ich finde es nicht allein“. Ich stöhnte genervt auf und kam zu ihm. In dem Moment ging auch schon leicht bläuliches Licht von ihm aus und schon bald stand der Tiger vor mir. Auch ich weckte die Kraft in mir, die immer unter der Oberfläche die schlummerte. Ich liebte den Leoparden in mir. „Also“, sagte Cole und deutete nach rechts, „Du gehst da lang und ich suche auf der anderen Seite. Weit kann das Teil nicht sein“. „Alles klar“, sagte ich und lief los.

Wo hatte Cole dieses verfluchte Teil hinschnalzen lassen? Ich würde ihn und Jamie dafür umbringen. Cole, weil er mich hier aufhielt und Jamie, weil er offensichtlich unseren Jahrestag sausen ließ. Ich seufzte frustriert und wollte schon umkehren, doch dann stieg mir ein Geruch in die Nase, der hier eigentlich nicht hingehörte. Ich zog nochmal Luft ein. Unverwechselbar. Rosen?! Dann sah ich sie auch. Es waren Rosenblätter. Weiße und rosa, die hier verstreut lagen. Dann sah ich auch ein kleines flackerndes Licht in der Ferne. Ich vergaß Cole und sein Gummiband – was auch immer es war – und lief neugierig den Weg aus Rosenblättern nach bis ich zu dem kleinen flackernden Licht gekommen war. Eine Kerze?! Was machte die denn im Wald. Ich sah auf und sah fünf Meter weiter eine weitere Kerze. Was sollte das? Wer war so dumm und zündete im Wald Feuer an? War das nicht illegal? Ich lief weiter und ungefähr vier Kerzen weiter war ich an einer Lichtung angelangt... und mir viel die Kinnlade fast bis zum Boden. Überall Kerzen am Boden. Sie gaben nur einen kleinen Weg zur Mitte der Lichtung frei... und da... und da saß ein silberner Leopard. „Jamie?“, fragte ich verblüfft. Der silberne Leopard stand auf, silbernes Licht, dann stand Jamie der Mensch in der Mitte der Kerzen. Und er lächelte das Lächeln, das ich so liebte. „Claire“, sagte er, „Komm her“. „Was...?“ Er legte den Kopf schief: „Glaubst du ernsthaft ich hätte es vergessen?“ Ich verwandelte mich zurück und ging langsam Richtung Mitte der Lichtung während ich mich umsah. „Oh wow...“. Und ich hatte noch immer die Kleidung an, die ich während meiner Dienstzeit angehabt hatte! Oh Mist! Dann sah ich Jamie an und versank mal wieder in seinen Augen. Das Kerzenlicht schimmerte in seinen hellgrauen Augen und sein Lächeln ließ mich mal wieder vergessen zu atmen. „Weißt du, was das für ein Ort ist?“, fragte er mich und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Ich sah mich um und richtete meinen Blick dann wieder auf ihn. Ich würde diesen Ort nie vergessen können. „Hier habe ich dich zum ersten Mal als Leoparden gesehen“, sagte ich, „Du hast mich vor Patric gerettet“. Jamie lächelte: „Ganz genau“. Dann ging er in die Knie. Oh, Moment mal, was...? „Claire, ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt...“, fing er an, seine Augen funkelten. Er würde doch nicht... oder doch? Ich konnte ihn einfach nur ansehen. „Ich weiß, wir sind erst seit einem Jahr zusammen, aber du kennst mich doch besser als jeder andere Mensch – oder Gestaltwandler - auf dieser Welt. Und wenn ich dich ansehe, fallen mir nur zwei Worte ein: Für Immer“. Oh mein Gott... Jamie holte etwas aus seiner Hosentasche. „Deswegen frage ich dich, Claire, willst du meine Frau werden?“ Es war ein Ring. Es war ein Ring! Er glänzte silbern im Mondlicht. Ich konnte nichts sagen, ich war erstarrt. Er hatte mich wirklich gefragt. „Claire?“, Jamie hob eine Augenbraue. „Ja!“, brach es aus mir heraus, „Oh mein Gott, oh mein Gott, ja!“. Ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und Jamie stand auf. Sanft nahm er meine Hand und ich sah zu wie er den schmalen Silberring an meinen Finger steckte. Ich sah in seine Augen: „Ich liebe dich“. Jamie lächelte nur, dann küsste er mich.

„Machen wir die Kerzen aus und dann gehen wir was Essen, ja?“, schlug Jamie vor und legte seine Stirn an meine. „Hört sich gut an“, sagte ich, „Können wir nur kurz bei mir zuhause anhalten, dass ich mich umziehen kann“. „Ja, sag das dann Cole, der ist heute unser Taxi“. Ach ja, Cole. Den hatte ich ganz vergessen. Wir machten die Kerzen aus und gingen dann Hand in Hand zur Straße zurück. Ob Cole das Gummiteil schon gefunden hatte? Als wir bei der Straße ankamen lehnte Cole bereits an der Motorhaube des Beatles und grinste. „Hallo ihr zwei“, sagte er, „Taxi vom Dienst – wohin soll’s gehen?“ „Zu Claire nachhause“, sagte Jamie und hielt mir die Autotür auf, „Dann geht’s weiter“. „Aber... ich dachte, das Auto wäre kaputt?“, fragte ich. Manchmal war ich echt langsam. Cole brach in schallendes Gelächter aus. „Ach Clairchen“, sagte er und setzte sich auf den Fahrersitz, „Das Auto war nie kaputt“ „Aber das Gummiteil...“ „Nennt sich Keilriemen und das kann ich selbst wieder einbauen“. Ich beugte mich nach vorne und gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Das war gemein“ „Aber gut“, konterte Cole. „Und es hat funktioniert“, sagte Jamie und legte einen Arm um mich um mich näher zu ihm zu bringen. Ich kuschelte mich an seine Seite. „Das hat es“, sagte ich und warf einen Blick auf meinen Verlobungsring. Ich war verlobt. Warte nur, bis ich das Sheila erzähle... Ich sah auf in Jamies silbergraue Augen und wusste: Er würde für immer mein bleiben. Für immer.

 *** END OF BOOK 1 ***

Buch 2: Golden Eyes                     

Silver EyesWhere stories live. Discover now