Kapitel 9

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Und noch ein Kapitel, hoffe es ist nicht zu verwirrend :D ...

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Kapitel 9 - Von Gestaltwandlern und "silbernen Genen"

„Claire?“, Jamie McGreys Stimme drang zu mir durch, „Claire! Was ist los?“ Wortlos hielt ich ihm den zweiten Drohbrief hin. Jamie zupfte mir den Zettel aus den Fingern und überflog die Zeilen. Er fluchte unterdrückt. „Claire, wir können nicht in deine Wohnung.“, sagte er und fasste mich am Arm, „Vertraust du mir?“ „Klar, was...?“ „Dann komm mit!“, er führte mich die Treppe wieder runter und aus dem Haus raus. Plötzlich hörte ich quietschende Reifen und das Öffnen von Autotüren. Jamie fluchte und dann sah ich den schwarzen Hummer, den ich in letzter Zeit des Öfteren sah. Der Fahrer und sein Beifahrer waren ausgestiegen und starrten uns an. „Jamie...“ „Geh einfach weiter, los Claire“. Seine Stimme klang so ruhig wie sie nur sein konnte, obwohl er die beiden direkt ansah. Plötzlich ging ein Ruck durch den Fahrer und er funkelte uns wütend an. „McGrey...“, rief er uns nach und Jamie drehte sich ruckartig um. „Wenn du auch nur irgendwas deinem Boss erzählst...“, er ließ die Drohung in der Luft hängen. „Jamie...“ „Geh weiter, Claire“, wies er mich an, „Ich erkläre dir nachher alles, aber jetzt musst du mir vertrauen“. Ich sah auf in seine Augen, die wieder dieses seltsame silberne Funkeln hatten. Ich nickte. „Okay“, sagte ich dann. Jamie lächelte leicht, völlig unbeeindruckt von den Beschimpfungen, die ihm die beiden hinterherriefen. Warum fuhren sie uns nicht einfach nach, wenn sie so scharf auf uns bzw. mich waren? Jamie führte mich durch einige verwinkelte Seitengassen, ehe wir vor einem großen Hochhaus hielten und er nach seinen Schlüsseln suchte. „Claire!“, hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter uns. „Patric?“, ich fuhr herum und sah ihn auf der anderen Straßenseite stehen. Außer uns war niemand hier. „Patric, ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, wieso hast du dich nicht gemeldet...?“ „Claire, warte, er ist nicht...“, hörte ich Jamie sagen, aber ich hatte schon ein paar Schritte auf die Straße gemacht. „Ich bin nicht was?“, fragte Patric grinsend und ich blieb vor Schreck stehen. Was war mit ihm los? Patric hatte so ein goldenes Glitzern in den Augen. Ich spürte ein seltsames Flimmern in der Luft. „Claire...“, Jamie war hinter mir. Plötzlich ging goldenes Licht in Form von Wellen von Patric aus. „Was zum...“, weiter kam ich nicht. Ich hörte ein Knurren und musste mir die Augen aufgrund des Lichts mit meinem Arm abschirmen. Oh mein Gott, das darf doch nicht wahr sein. Mit einem eleganten Satz sprang der Leopard auf das Dach des nächsten Autos. Im selben Moment kam der schwarze Hummer vor uns zum Stillstand. Ich wurde nach hinten gerissen und ins Haus gezogen.

„Das... das... Jamie OH MEIN GOTT, hast du das gesehen?“, ich glaubte es noch immer nicht ganz. Jamie zog mich in den Aufzug und drückte hektisch den Knopf zum obersten Stockwerk. Die Türen schlossen sich mit einem leisen Zischen. „Jamie, er hat sich VERWANDELT. Der Leopard, das ist Patric, oh mein Gott, das kann doch nicht real sein. Aber ich träume das doch nicht?!“ „Nein du träumst nicht.“ „Jamie, verdammt, warum bist du sooo ruhig?“. Ja, immer wenn ich in Panik oder Angst geriet, fing ich an zu reden. „Claire, beruhig dich.“, er fasste mich sanft an der Schulter. Der Aufzug blieb stehen und die Türen gingen auf. Jamie führte mich in das Appartement am hinteren Ende des Ganges. Hinter mir schloss er die Tür. Ich lief im opulenten Wohnzimmer auf und ab. Ich musste zugeben, Jamie hatte eine schöne Wohnung, aber darauf konnte ich mich im Moment nicht konzentrieren oder mich auch nur beruhigen. „Jamie, das ist ja wie im Horrorfilm und ich dachte, das gebe es nur in meinen Roman, oh Mann, es gibt Monster“ „Claire, setz dich hin“, Jamie drückte mich sanft auf das Sofa hinter mir. „Willst du ein Glas Wasser?“, er wartete meine Antwort nicht ab und ging in die Küche, die nur durch eine Bar vom Wohnzimmer getrennt war. Er brachte mir das Glas und setzte sich mir gegenüber. Ihm zuliebe trank ich einen Schluck und stellte das Glas dann auf den Glastisch vor mir ab. „Was... war das real?“, fing ich nochmal an. Irgendwie kam es mir langsam nicht mehr so vor. Aber ich war wach und ich war nüchtern, „Gibt es wirklich Monster da draußen, Jamie?“ Er seufzte tief. „Ich wollte nicht, dass du es so erfährst“, sagte er dann ruhig, „Aber die ‚Monster’ wie du sie bezeichnest, gibt es wirklich“ „Was weißt du davon?“ Deswegen war er wohl so ruhig. „Aber es sind keine Monster. Der korrekte Begriff ist Gestaltwandler“. „Sowas wie Werwölfe?“ „Unter anderem Wölfe, die gibt es auch“, sagte Jamie und sah mich an, „Diese Gestaltwandler können die Gestalt von Leoparden annehmen und die, die hinter dir her sind, sind der Abschaum unserer Art“. Ich versuchte das zu verarbeiten, was er gesagt hatte, aber dann ging mir ein, was er gesagt hatte. Der Abschaum unserer Art. „Soll das heißen, du bist auch so einer?“, fragte ich dann und überlegte meine Möglichkeiten. Weglaufen konnte ich nicht, Jamie war sicher schneller. „Ja, aber ich schwöre dir, Claire, ich bin einer von den Guten“, er sah mich an und irgendwas in mir sagte mir, dass ich ihm trauen konnte. Sowas wie eine innere Stimme. „Claire, ich weiß, das ist jetzt viel auf einmal und wir haben nicht viel Zeit“, sagte er und holte sein Handy heraus, „Und wir müssen zu den anderen“. „Den Anderen?“ „Mein Clan“, sagte Jamie und wählte eine Nummer. Oh mein Gott, das wurde hier alles ja immer verrückter. Vor kurzem war ich noch eine ganz gewöhnliche Krankenschwester aus einer Kleinstadt und jetzt hatte ich mit Gestaltwandlern und anderen Monstern zu tun. Ich nahm einen Schluck Wasser während Jamie telefonierte. „James, wir haben ein Problem...“, dann erzählte er was passiert war, „Ja, sie ist ein Mensch, aber aus irgendeinem Grund trägt sie das Gen... nein, ich weiß auch nicht wie das hergehen kann. Ich bin mir sicher... Okay, bis dann...“. Ich hatte keine Ahnung, was er da faselte. Ich trug das Gen? Welches Gen? Jamie legte auf und sah mich an. „Hast du noch was in deiner Wohnung, was du brauchst?“ „Naja, meine Katze?“ „Okay, dann müssen wir nochmal zurück.“ „Jamie, was genau ist hier los?“ „Ich erkläre dir das alles auf der Fahrt, okay? Erstmal müssen wir die da loswerden“, Jamie deutete aus dem Fenster, wo noch immer der schwarze Hummer stand. Patric war nirgendwo zu sehen. „Wieso haben sie uns vorher nicht einfach angegriffen?“ „Sie konnten nicht“. „Und wieso nicht?“ „Weil ich es nicht wollte“. „Und nur weil du das nicht willst...?“ „Claire, ich erklär es dir später...“ „Okay, okay...“, gab ich nach. Jamie führte mich in den Aufzug und wir fuhren runter in die Parkgarage. Er drückte auf den Schlüssel und ein schwarzer Audi A4 am Ende der Parkgarage antwortete mit einem Piepen. Klar, dass er irgendwas Teures fuhr. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und Jamie startete den Motor. Der Ausgang der Tiefgarage war auf der anderen Seite des Hauses und Jamie trat das Gaspedal durch als das elektrische Tor aufging. Ich krallte mich am Stuhl fest und nach ein paar Kreuzungen waren wir schon bei mir zuhause.

Jamie ließ das Auto in meiner Einfahrt stehen und folgte mir in die Wohnung. „Jamie, ich glaube nicht, dass da wer ist“, versuchte ich ihn vom Mitkommen abzubringen, „Die denken, ich wäre bei dir daheim“. „Sicher ist sicher, Claire“, beharrte er, „Ich lass dich da nicht alleine hineingehen“. Wir gingen in mein Appartement und wie ich bereits vorhergesagt hatte, war niemand dort außer mein Kater. „Das wird jetzt spannend“, sagte ich seufzend und holte Caesars Transportkiste, „Er geht da nicht freiwillig rein“. „Überlass das mir“, sagte Jamie und nahm mir die Transportkiste ab, „Geh du dir ein paar Sachen einpacken.“ Wie befohlen lief ich in mein Schlafzimmer und packte mir die wichtigsten Sachen in meine kleine Reisetasche. Als ich wieder kam, war Caesar schon eingepackt und Jamie wartete auf mich. „Wie hast du denn das gemacht?“. „Sagen wir’s so“, sagte Jamie und grinste schief, „Ich hab ihn bestochen“. Ich hob eine Augenbraue. „Oder ich hab einfach nur einen Draht zu ihm. Wir sagen dazu Katzen-Telepathie.“ Okay, das musste so ein Gestaltwandler-Ding sein. „Wir sollten los“, sagte ich, nicht willig noch länger darüber nachzudenken. Es war einfach zu viel auf einmal. „James ist dein Zwillingsbruder, oder?“ „Ja“, Jamie schloss die Tür hinter und ab und gab mir meine Schlüssel, „Mein zweieiiger Zwilling. Und nochwas Claire, kein Wort zu ihm, dass die Angreifer auf mich gehört haben. Es gab eine Verfolgungsjagd und wir haben sie abgehängt, klar?“ „Wieso?“ „Claire, das erkläre ich dir noch. Lass uns erstmal hier raus kommen!“. Wir setzten uns ins Auto, jedoch fuhr Jamie nicht sofort los. „Wieso fährst du nicht los?“ Ich dachte, wir wollten so schnell wie möglich hier weg. „Warte eine Sekunde...“ Er beugte sich über mich, griff ins Handschuhfach und förderte eine kleine Dose zutage. „Kontaktlinsen?“, fragte ich verwirrt. „Ja, gefärbte“. Jamie klappte den Spiegel hinunter und setzte die Linsen ein. Sie waren braun. „Warum...?“ Er seufzte leicht genervt. „Okay, ich hab’s kapiert. Später“, ich hob kapitulierend die Arme und sah aus dem Fenster als Jamie den Motor startete und losfuhr.

Knapp eine halbe Stunde später verließen wir den Ort ohne verfolgt zu werden und ich atmete erleichtert auf. „Darf ich jetzt fragen wohin wir fahren?“. Jamie warf mir einen Blick zu. „Wir fahren ins Reservat des McGrey-Clans“ „Alles Gestaltwandler?“ „Jep“, Jamie nickte, „Aber du brauchst dich nicht zu fürchten, mein Bruder ist der Anführer. Das ist meine Familie“. „Okay, aber was habe ich mit dem ganzen zu tun?“, fragte ich leicht frustriert, „Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch und verwandle mich nicht in einen Leoparden oder in ein sonstiges Tier!“. „Du bist nicht gewöhnlich, Claire. Du hast das Gen in dir“. „Welches Gen verdammt noch mal?“ „Das Gen eines silbernen Leoparden, so wie ich einer bin“. „Das ist verrückt“, murmelte ich, „Sollte ich wissen, was das ist?“ „Du hast gesehen, welche Macht ich über die anderen hatte“, erklärte Jamie, „Ein silberner ist zum Anführer bestimmt, sollte es einen geben, aber das ist ziemlich selten. James, zum Beispiel, ist eine Anführernatur, aber er hat das Gen nicht. Es muss nicht immer einen Silbernen in einer Generation geben“. „Solltest du dann nicht der Anführer sein?“ „Ja, aber ich will es nicht“ „Und warum?“ „Zu viel Verantwortung. James kann das viel besser als ich.“ „Und wie sieht er das?“ Jamie ließ sich mit der Antwort Zeit. „Er weiß es nicht“. „Was?“ „Er weiß nicht, dass ich ein Silberner bin.“, sagte Jamie leicht betreten, „Deswegen die Kontaktlinsen. Ich wollte nicht, dass er es erfährt, deswegen bin ich mit 19 von zuhause weggegangen und in unsere Stadt gezogen.“                                                                                                                                                

Silver EyesWhere stories live. Discover now