Kapitel 19

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Kapitel 19 - Der Kampf

- Claires Sicht - 

Was für ein irres Gefühl. Ich konnte spüren, wie sich mein Körper veränderte, aber es war keineswegs schmerzhaft. Das ganze dauerte in etwa ein paar Sekunden, dann schlug ich die Augen auf. Auch meine Wahrnehmung war anders, besser, detaillierter. Ich konnte die Natur um mich spüren, hörte das Rascheln in den Büschen als ein Hase die Flucht ergriff und ich konnte etwas anderes riechen. Der Geruch war nicht penetrant, unterschied sich aber von den Leoparden, war mächtiger. Das musste Cole sein. Ich sah zu ihm auf. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. „Da soll mich doch...“, murmelte er. „Was?“, fragte ich. Meine Stimme überraschte mich ebenfalls, sie klang schon noch wie ich, aber irgendwie auch wie ein Schnurren. „Ich wusste gar nicht, dass du dich verwandeln kannst, Claire“, sagte Cole, der sich gerade wieder fasste. „Nicht nur du“, sagte ich und setzte mich hin, „Ich wusste es auch nicht“. „Das verändert natürlich die Lage...“, meinte er und schon ging bläuliches Licht in Form von Wellen von ihm aus und Cole verschwand darin um im nächsten Moment als weißer Tiger vor mir zu stehen. „Inwiefern?“ „Claire“, knurrte er und verdrehte die blauen Augen, „Hast du dich schon mal angesehen?“ Eigentlich nicht. Ich sah an mir herunter. „Was zum...“, ich sprang auf und drehte mich um meine eigene Achse, „Wie...?“ „Wenn es dich beruhigt“, sagte Cole und sah mir zu, wie ich mich wie ein Kreisel um mich selbst drehte, „Ich hab sowas auch noch nie gesehen. Aber hey, ich bin ein Tiger, was weiß ich schon“ Ich hörte auf mich zu drehen, einerseits weil mir langsam schwindlig wurde, andererseits weil es sowieso nichts ändern würde. Ich war nur froh, dass ich als Halb-Gestaltwandlerin mich voll in einen Leoparden verwandeln konnte und nicht so ein halb Tier halb Mensch Teil war. Ehrlich, das hätte voll gruselig ausgesehen. Aber der Punkt war meine Fellfarbe. Die war echt seltsam. Goldbraun-weiß. Nicht gescheckt. Sondern es schien als ob jedes Haar eine andere Farbe hätte, als ob sie sich abwechseln würden. Weißes Haar – braunes Haar – weißes Haar – braunes Haar... Sah irgendwie witzig aus. Okay, jetzt ist es offiziell, ich bin ein Mutant. Ich sprang auf. „Cole, bringst du mich jetzt zu den anderen?“ Er legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht“. „Komm schon! Die beiden Idioten, die mich da gefangen hielten, sagten, dass es noch andere Tiger gibt!“ Das machte Cole aufmerksam. „Andere Tiger?“ „Ja auf der feindlichen Front“, knurrte ich, „Glaubst du, die anderen können es mit ihm aufnehmen und gleichzeitig Leon ausschalten, hm?“ Ich hatte ihn und Cole schien das zu wissen. Er seufzte. „Okay“, sagte er dann, „Aber Claire, halte dich im Hintergrund. Sollte die Sache eskalieren, dann rennst du“, er schüttelte den Kopf, „Jamie wird mich dafür hassen“. „Danke Cole“, sagte ich und stieß mit meiner Schulter gegen seine, „Du bist echt okay“. „Jaja“, knurrte er, „Und jetzt halt die Klappe bevor ich es mir anders überlege“.

- Jamies Sicht - 

„Freut mich auch dich wiederzusehen, Leon“, sagte James nach ein paar Sekunden, als Leon und seine gestreifte Eskorte aus dem Wald kamen. „Die Freude ist ganz meinerseits“, sagte Leon und bleib mit guten zehn Metern Sicherheitsabstand vor meinem Bruder stehen. Ich war so wütend, ich hätte den Idioten am liebsten sofort attackiert. Die Formation hinter mir spürte meine Anspannung und ich konnte sie nur noch mit einem Blick zurückhalten. „Der Punkt ist nur“, fuhr Leon fort und legte den Kopf schief, „Der Grund für dieses Treffen ist nicht so erfreulich nehme ich an“. „Ganz und gar nicht“, sagte James ruhig, „Du hast über die Stränge geschlagen, Leon. Ich habe dich schon einmal gewarnt und ehrlich gesagt bin ich mit meiner Geduld am Ende. Du weißt, ich habe sehr viel davon“. Sein Blick wanderte kurz zu Patricia, dann wieder zu Leon. „Das ist sehr unerfreulich“, sagte dieser, „Wie blöd, dass ich das geahnt habe. Leider kenne ich deine Strategien nur zu gut wie du weißt“. Innerlich verfluchte ich wieder Patricia, aber was das anging, schien James mehr Nerven zu besitzen. Sein Temperament war immer schon sanfter gewesen als meines. „Naja“, sagte Ja^mes mit entnervender Ruhe und trat einen Schritt näher, „Vielleicht habe ich ja neue“. „Glaub ich kaum“, knurrte Leon und seine Formation Tiger trat knurrend näher an meine Bruder heran. Das war nicht gut. James blieb sofort stehen und fletschte die Zähne. „Eine falsche Bewegung, McGrey und diese Tiger reißen dir die Kehle raus“, sagte Leon fast schon gelangweilt. Wo zur Hölle blieb Cole? Er wäre ziemlich nützlich gewesen. War mit Claire etwas schief gelaufen? War sie tot? Zur Hölle Jamie, konzentrier dich, dein Bruder braucht dich! Ich ging in Position, jeder einzelne Muskel gespannt. „Du brauchst echt diese Tiger“, James richtete sich auf, „Bist du zu feige dich mit einem Gleichstarken anzulegen oder was?“ Leon lachte. „Hab ich mich grad verhört oder hast du mich mit dir verglichen?“ James schüttelte den Kopf: „Mit keinem Wort.“ „Also?“ James grinste. „Also bist du nun bereit fair zu kämpfen oder sollen wir es auf die harte Tour wagen?“. „Weiß nicht wie’s dir geht, aber ich bin nicht so der Fan von Fairness“, knurrte Leon und nickte seinen Tigern zu. Mein Stichwort. Ich sprang aus den Buschen und zischte so schnell wie möglich zwischen James und Leons Gefolge. „Eine falsche Bewegung, Vollidiot, und du bist Geschichte“, knurrte ich und starrte in Leons Augen. Die Tiger blieben überrascht stehen und starrten mich an. Wo blieb Cole? „Jamie McGrey?“, fragte Leon überrascht und bleckte die Zähne, „Da soll mich mal einer, das hier wird ja immer lustiger“. „Ich lach mich auch halb tot“, sagte ich sarkastisch, „Nun was hältst du jetzt von Fairness?“. „Ich sage“, er sah die Tiger an, „Lenkt die beiden McGrey Pfeifen ab, während wir anderen ihr Gefolge zerlegen“. „James...?“, knurrte ich und riskierte eine Blick hinter mich. „Ich bin hier, Bruder“, sagte er und baute sich neben mir auf. Gerade als ich mich auf den ersten Angreifer stürzen wollte, brauch dieser zusammen und brüllte auf. Kurz darauf brach der nächste zusammen, den James gerade in die Mangel genommen hatte. „Was...?“, James vollendete den Satz nicht, als alle Tiger wimmernd am Boden lagen. Ich musste lachen. „Cole“, knurrte ich.

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