Kapitel 3

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Diesmal etwas kurz geraten, tut mir leid :) Nächstes Kapitel wird wieder etwas länger, versprochen :*

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Kapitel 3 - Die Raubkatze

Mir geisterten McGreys Worte immer noch im Kopf rum, als ich am Ende meiner Schicht zum Personalausgang lief. Wie versprochen wartete dort Patric auf mich.  „Hi Claire.“, begrüßte er mich und wir liefen zu meinem Auto. Ich startete den Motor und fädelte mich in den abendlichen Verkehr. „Hast du Lust noch was essen zu gehen?“, fragte mich Patric nach einer Weile. Ich warf ihm einen Blick zu. Zugegeben, große Lust hatte ich keine, aber ich hatte Hunger. Und ich meine, was hatte ich schon dagegen einzuwenden? Es war nur ein Essen, nichts, wo man viel hineininterpretieren musste. „Klar, wieso nicht?“, erwiderte ich. „Schön.“, das war alles, was Patric noch zu dem Thema sagte. Kurz darauf saßen wir in dem kleinen italienischen Restaurant direkt um die Ecke von unserem Wohnhaus. Es war lang her, dass ich ausgegangen war, wie mir auffiel. Das Restaurant hatte eine ruhige Atmosphäre, obwohl es neben der Straße lag. Auf der anderen Seite der Straße begann der Wald. Die Flamme der Kerze zwischen uns flackerte ruhig vor sich hin. Irgendwie war es eine romantische Atmosphäre, obwohl ich das gar nicht geplant hatte. „Was hat Jamie… ich meine McGrey eigentlich zu dir gesagt, nachdem ich ging?“, fragte er  mich plötzlich. „Ähm, nur, dass ich heute gute Arbeit geleistet habe, bei der OP.“ „Da muss aber noch was gewesen sein. Er war ziemlich lang bei dir drin.“ Ich sah ihm in die Augen, sie glänzten golden. Komisch. „Sag mal, Patric.“, sagte ich, „Spionierst du mir nach?“ „Nein, ganz bestimmt nicht.“, sagte er vehement, doch ich spürte, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Vielleicht hatte Sheila doch recht… Nein, hör auf. Patric ist nur ein Freund und er sieht dich bestimmt nicht anders. Er macht sich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen Sorgen um dich. Zumindest hoffte ich das es so war und er nicht mehr in mir sah als eine Freundin. „Also? Was hat er noch gesagt?“, fragte er nochmals. „Er meinte, ich soll mich von dir fernhalten.“ „Das sollte er lieber tun.“, knurrte Patric leise, doch ich hatte es gehört. „Du kennst ihn doch gar nicht, oder…? Okay, rück mit der Sprache raus, Patric! Kennst du Jamie McGrey?“, langsam wurde ich wütend, die entspannte Atmosphäre verpuffte schlagartig. Patric sah mich eine Weile nur nachdenklich an, dann grinste er. „Ertappt, ich kenne ihn.“ „Und was findest du daran so lustig?“, fragte ich. „Gar nichts, im Gegenteil. Es ist überhaupt nicht lustig.“, erwiderte Patric wieder ernst, „Ich habe nur etwas über ihn erfahren, dass ich nicht wusste.“ „Und das wäre?“ „Seine Augen.“ „Seine Augen sind grau, daran ist nichts besonders.“ Doch, sie waren besonders, aber die Farbe Grau war unter der menschlichen Bevölkerung weit verbreitet, auch wenn seine manchmal eher silbern wirkten. „Das findest du vielleicht.“, sagte Patric und lächelte verständnisvoll, „Früher waren sie ganz normal braun.“ „Kontaktlinsen?“ „Ja.“ Also, dieses Gespräch verwirrte mich immer mehr. Da war die Tatsache, dass Jamie McGrey früher braune Kontaktlinsen getragen hatte, nichts Besonderes. Komisch vielleicht, aber nicht wirklich etwas, worüber ich mir den Kopf zerbrechen wollte. Es ergab einfach keinen Sinn, was Patric da laberte. Zum Glück kam dann unser Essen und wir mussten nicht mehr reden. Vorläufig.

Patric bezahlte für unser Essen und wir gingen nachhause. Kurz vor meiner Wohnungstür machten wir Halt. „Also dann.“, sagte ich und suchte in meiner Handtasche nach meinen Schlüsseln, „Danke für das Essen.“ „Danke, dass du mitgekommen bist.“, sagte Patric und lächelte. Irgendwie sah er auch gut aus mit seinen braunen Augen und farbgleichen Haaren. Er beugte sich zu mir herunter und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er gleich was tun würde, was mir gegen den Strich ging. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, aber Patric küsste mich nicht. „Bis Montag, Claire.“, er wandte sich ab, aber ich hatte das goldene Glühen in seinen Augen gesehen. Schnell schloss ich meine Tür auf und schloss sie hinter mir. Was für ein Tag! Zum Glück war jetzt Wochenende. Ruhe und Frieden. Aber meine Ruhe und mein Frieden währten  nur kurz. In der Küche erwartete mich nämlich ein äußerst angepisster und hungriger Caesar.

Am nächsten Morgen stand ich erst gegen zehn Uhr auf. Ganz entspannt machte ich mir einen Kaffee und setzte mich vor den Fernseher. Gerade liefen News auf meinem Lieblingssender. Danach war meine Lieblingsserie (Vampire Diaries). Ich wollte schon umschalten, aber hielt inne, als die unser Krankenhaus zeigten. „Im Wald in der Nähe der Großstadt wurde ein Schwerverletzter gefunden.“, berichtete die Moderatorin, „Der Mann berichtete von einer großen Raubkatze, die ihn bei einem Waldspaziergang angefallen hätte. Die Verletzungen des Verunglückten wiesen auf ein Raubtier hin. Jedoch erlag der 44-Jährige im Krankenhaus seinen Verletzungen.“ Mir blieb der Mund fast offen stehen. Eine Raubkatze? Hier in der Nähe? „Laut Aussagen des Opfers und dessen Verletzungen zufolge handelt es sich um einen sehr großen Leoparden. Bewohner werden dazu aufgerufen, den Wald in nächster Zeit zu meiden, bis sich die Polizei die Sache abgeschlossen hat. Kommen wir nun zu unserer Wettervorhersage…“ Ab diesem Zeitpunkt passte ich dann nicht mehr auf, da ich es immer noch nicht fassen konnte. Ich kam erst wieder zu mir, als Caesar um meine Beine strich. „Hast du schon wieder Hunger?“, fragte ich die Katze, die bettelnd zu mir aufsah. Caesar maunzte und sprang auf meinen Schoß. „Was ist denn mit dir los?“, fragte ich verblüfft über meinen sonst so kratzbürstigen Stubentiger. Irgendwie spielte gerade die Welt verrückt. Einen Mord von einer Raubkatze in der Nähe unserer Stadt und jetzt wurde Caesar zahm. Oder kam nur mir das so vor?

Silver EyesWhere stories live. Discover now