Kapitel 15 "The talk"

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«Taehyungs Sicht«

Seit einer halben Ewigkeit saß ich einfach nur da und tat nichts. Wirklich gar nichts, außer atmen und mit einem leeren Blick durch das große Fenster zu schauen, das auf die Straße gerichtete war. Mein Körper und meine Emotionen waren wie gelähmt, wofür ich recht glücklich war. Dadurch konnte ich den Schmerz etwas länger von mir abschirmen, bevor er mein Herz erreichen und überfluten würde.

Ich blickte hinunter auf dem Platz neben mir auf dem Bett, mein Handy lag leblos auf der Matratze.

Jimin hatte versucht mich zu erreichen, aber ich besaß noch nicht die Energie und die Willenskraft ihn zu konfrontieren. Doch als er einfach nicht aufgehört hatte mein Handy voll zu spammen, schaltete ich es komplett aus, und nahm sogar zusätzlich den Akku heraus.

Es stellte einfach noch nicht den richtigen Zeitpunkt dar, um mit ihm über die ganze Angelegenheit zu sprechen. Irgendwie traurig, dabei hatte ich mit ihm über alles reden können. Damals.

Ich war Hoseok sehr dankbar, für das, was er mich getan hatte, dass ich bei ihm bleiben durfte. Bestimmt war ich eine große Last für ihn, aber er ließ sich nichts anmerken. Er fragte mich jeden Tag, jede Stunde und manchmal auch jede Minute, ob ich etwas essen, trinken oder generell irgendwas benötigte, damit es mir besser ging, aber ich verneinte die meiste Zeit. Ich war nicht wütend oder zornig auf irgendjemanden...es ging hier auch im Grunde weniger um Jungkook, sondern mehr um Jimin.

Er war mein bester und tief in mir würde er das auch immer bleiben, aber es tat weh so angelogen und betrogen zu werden. Dabei hatte ich Jimin alles anvertraut, wie es mir ging mit Jungkook. Waren seine Aufmunterungen überhaupt ernst gemeint, wenn er insgeheim mit Jungkook zusammen war und ihn liebte? Waren es nicht einfach nur leere Worte, um mich zufrieden zu stellen? Oder hatte er mich hinter meinem Rücken sogar belächelt? Zusammen bin Jungkook hatten sie sich sicherlich tot gelacht. 'Kleiner Taehyung ist so dumm, wie er sich immer bei der Person ausheult, mit dem sein Mann eine Affäre hat.'

Ich war durcheinander und konnte nicht mehr zuordnen, was wahr und was ich mir nur einbildete. Einst war sicher, es schmerzte unglaublich viel.

"Taehyung."

Ich schreckte auf, als ich Hoseoks Stimme hörte. Mein Blick schweifte zur Uhr und dann zur Zimmertür. Warum war er schon zurück? Er hatte doch erst vor wenigen Stunden das Haus verlassen.

Die Tür öffnete sich, und Hoseok und Yoongi standen in der Türschwelle.

"Yoongi Hyung..., du bist ja auch hier", stellte ich verwundert fest.

Dieser lächelte aufmunternd. Und dann entdeckte ich Jungkook, der von hinter den beiden hervortrat, und erstarrte.

"Hey, Taehyung..." Jungkook fuhr nervös durch seine fluffigen Haare, und trat von einem auf den Fuß.

"Jungkook wollte mit dir reden. Er hat uns angefleht, dich sehen zu dürfen. Wir lassen euch alleine. Wenn du ihn nicht mehr sehen willst, ruf uns. Wir werden dafür sorgen, dass er auf der Stelle verschwindet", murmelte Hoseok zögernd und schloss die Tür hinter Jungkook, sodass es nur noch wir beide waren, in diesem kleinen Zimmer, das plötzlich noch viel beengender wirkte als normalerweise.

Ich saß auf dem Bett und bewegte mich keinen Millimeter.

"Taehyung, ich..."

Jungkook stand noch immer etwas unschlüssig neben dem Bett. Es war das erste Mal, dass ich ihn so erlebte, und ich wusste nicht, wie ich sein Verhalten einschätzen sollte.

Viele Minuten vergingen. Ich gab keinen Ton von mir und er sagte ebenfalls nichts. Die Situation fühlte sich seltsam an, es kribbelte auf meiner Haut und an meinen Fingerspitzen. Das war immerhin die gefühlt die längste Zeit, die wir zusammen verbrachen, ohne dass er mich kritisierte oder anschrie.

"Du bist so dünn...,hast du nicht gegessen...?", war das Erste, was er von sich gab.

Ich biss mir auf die Lippen. Die Person, die vor mir stand, war das wirklich Jungkook?

"Was...was machst du hier, Jungkook?", fragte ich leise.

Es war seltsam meine Stimme nach Tagen wieder selbst zu hören. Sie hörte sich rau an, ein wenig kratzig und schwach.

"Ich habe mir Sorgen gemacht, weißt du?"

Ach ja? Weiß ich das? Jungkook sah meinen Gesichtsausdruck, und verstand sofort, was ich dachte. "Vielleicht weißt du es auch nicht, aber jetzt weißt du es. Ich...ich habe mir angefangen Sorgen zu machen, weil du so lange weg warst...! Das ist die Wahrheit."

Ich war verwirrt und gleichzeitig überrascht. Sein Gesicht, seine Stimme, aber derartige Worte, mit denen ich niemals gerechnet hätte, dass sie jemals an mich gerichtet wären. Am liebsten wollte ich sofort sagen, dass alles okay sei, aber als mir einfiel, was mich eigentlich so gekränkt hatte, drehte ich meinen Kopf von ihm weg, zum Fenster. Ich hörte Jungkook seufzen und kurz danach stand er zwischen mir und dem Glas, sodass ich gezwungen war, ihm in die Augen zu schauen.

"Ich weiß, dass viel passiert ist, und dass ich dir schlimme Dinge an den Kopf geworfen habe. Wir sollten einen Zeitpunkt finden, wo wir alles in Ruhe bereden können. Kommst du mit mir nach Hause...? Bitte."

"J-Jungkook, ich weiß nicht..., ich glaube nicht, dass ich mich schon bereit fühle dich zu sehen..."

"Okay, ich lasse dir Zeit, aber ich will dir nur sagen, dass es mir leid tut. Wirklich. Es tut mir aufrichtig leid, wie ich dich behandelt habe und wie ich mit der gesprochen habe. Ich weiß jetzt, dass es falsch war. Es tut mir leid, Taehyung. Vielleicht wirst du mir nie hundertprozentig glauben können, aber ich meine das so. In der letzten Woche ist mir bewusst geworden, dass ich dich hätte mehr wertschätzen müssen."

Ich konnte wirklich nicht verleugnen, dass die Ehrlichkeit in seiner Stimme und seinen Augen mich umhauten. Die ganze Zeit, zweieinhalb Monate lang hatte er sich noch nie so benommen. Ich kannte diese Seite von ihm nicht und auch wenn sie mir etwas Angst machte, da ich mir nicht sicher war, ob die andere Seite von Jungkook nicht jeden Moment zurückkommen würde, musste ich gestehen, dass ich diesen Jungkook hier mochte.

Aber trotzdem konnte ich die Tatsache nicht einfach so schnell vom Tisch kehren, dass Jimin und er... Diese Angelegenheit brauchte einfach noch etwas mehr Zeit, um zu verheilen, um vergessen zu werden.

Being with You ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt