🏐 Der erste Tag 🏐

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Müde reckte sich das Mädchen, welches eben aus dem Bett aufgestanden war. Das verwuschelte Haar und die leichten Augenringe zeugten noch von ihrer Müdigkeit.

Allerdings verfiel diese schnell wieder. Immerhin war heute ihr erster Tag an der Oberschule, zudem würde sie nun auch das erste mal mit Jungs zusammen trainieren. Vorausgesetzt sie würden sie akzeptieren.

Immerhin war es nicht wirklich normal, dass ein Mädchen in der Jungenmannschaft spielen durfte. In solchen Fällen war die Welt da noch ziemlich traditionell.

Sexistisch passte da zwar besser, aber natürlich muss man höflich bleiben. Das hatte sie zumindest gelernt in den letzten Jahren.

Frauen wurden ziemlich getriezt, bezüglich sportlichen Vereinen und Turnieren. Es war ein harter Kampf, soweit zu kommen.

Das würde sie sich deshalb nicht von ein paar bekloppten, sexistischen Jungs kaputt machen.

Seufzend stand sie an der Haustür, zog ihre Schuhe an und packte sich das Bento. Ihre Mutter war schon längst zur Arbeit aufgebrochen. So wie jedes Mal.

Mit einigen geschickten Handgriffen hatte sie sich den Hausschlüssel, ihre Schultasche und ihren Glücksschal umgebunden. Die Haustüre ließ sie ins Schloss fallen, ehe sie sich aus der Garage ihr Fahrrad schnappte und damit los düste. Wie eine gestörte hetzte sie zum Schulgebäude, schließlich sollte sie sich noch vor Schulbeginn ihrem neuen Team vorstellen.

Als das Tor in Sicht kam, nahm Youko noch einmal mit der Geschwindigkeit zu und bremste schließlich direkt vor dem Fahrradständer. Tief einatmend rollte sie eben dieses ein und befestigte es mit einem Zahlenschloss.

Staunend sah sie sich die Schule an, ehe sie sich auf den Weg zur Sporthalle machte und dort dann stehen blieb. Es war noch keiner da, allerdings war sie auch zwanzig Minuten zu früh. Um sich vor dem kommenden Gespräch abzulenken, stöpselte Youko ihre Kopfhörer ein und lauschte der leisen Musik, welche sanft in ihren Ohren ertönte.

Angelehnt an der Turnhallentür, sah sie hinauf in den Himmel.

So stand sie dann auch ganze fünfzehn Minuten da, ehe sie in ihrem Augenwinkel drei Schüler auf sich zulaufen sah. Diese waren deutlich irritiert davon, ein Mädchen vor der Sporthalle zu sehen. Darüber hinaus hielt sie auch noch die Anmeldung für den Volleyballclub und ein wichtig aussehendes, amtliches Dokument in der Hand. 

"Entschuldige..." wollte der mittlere mit den dunkelbraunen Haaren anfangen, ehe er sie erkannte. Die beiden anderen wussten nicht recht, was sie sagen sollten, als ihr Freund mit offenem Mund das Mädchen anstarrte. Allerdings brauchte es nicht lange, als sie das Mädchen zu erkennen schienen. "Nanase Youko? Was machst du hier?" hyperventilierte der mit der beinahe Glatze schon. Das Glitzern in seinen Augen war nicht zu übersehen. 

Youko begann zu lächeln, ehe sie dem mittleren die Papiere reichte. "Sie sind wohl Daichi Sawamura-Kun. Ich sollte mich bei Ihnen melden, bezüglich der Anmeldung für die Jungenmannschaft." meinte sie und verbeugte sich leicht.

Überfordert sahen die drei das weißhaarige Mädchen an, ehe Tanaka und Sugawara rot anliefen und weg sahen. Tanaka eher aus einem anderen Grund. 

Sugawara war ein bisschen verschüchtert bei solchen Erscheinungen. Tanaka dagegen hatte sich direkt in sie verknallt. Und sie war ja auch nicht ganz unbekannt. Immerhin wurde das Finale der Mädchenmannschaft, ganz plötzlich, im Fernsehen gezeigt. Dabei hatte sie sowas von geglänzt.

Wahrscheinlich wussten die Leute aus dem Fernsehstudio, dass es einige Zuschauerzahlen mehr geben würde, wenn sie diesen legendären Turnierkampf zeigten. Und ja, es schossen die Zahlen beträchtlich in die Höhe. 

Denn verdammt nochmal jeder Volleyballstar hatte von dieser Übertragung geredet. Nicht wegen dem Team. Nein, sondern wegen ihr. Youko Nanase hatte solch beeindruckende Aufschläge, Angriffe, Blockaden, Annahmen und Zuspiele gebracht, da konnte keiner mehr hinterher kommen.

Sie hatte sich in manchen Momenten so schnell bewegt, dass man sie nicht mehr richtig erkannte. 

"Mein Name ist Youko Nananse und ich war in meinem letzten Schuljahr im Mädchenteam der Kitagawa Daiichi und habe mit eben diesem im Finale gesiegt. Auf eine gute Zusammenarbeit!" grinste sie fröhlich, ehe sie sich noch einmal verbeugte und schließlich wegtrabte.

Stumm sahen die drei das offizielle Dokument des Staates an, in welchem geschrieben stand, dass sie als Mädchen in der Jungenmannschaft und an deren Turnieren teilnehmen dürfte. Darunter in schwarz und weiß der Name der Schule, der Stempel des Staates und die wunderschöne Unterschrift des Mädchens, welches eben noch vor ihnen gestanden hatte. 

Karasuno GirlWhere stories live. Discover now