Kapitel 4

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Charlotte bog in den Park ein und machte sich auf den Weg zu der Bank, an der Alan und sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Er hatte zwar in der Karte nichts davon geschrieben, wo und wann sie sich trafen, aber sie dachte, dass die ungefähre Uhrzeit und der Ort mit ihrem allerersten aufeinander treffen übereinstimmen mussten.
Die junge Frau war nach der Arbeit hektisch in ihre Wohnung gelaufen und hatte sich fertig gemacht. Gefühlte Stunden hatte es gedauert bis sie das passende Outfit hatte und sich in der Zeit viel zu viele Gedanken gemacht. Sie freute sich, dass er sich an sie erinnerte und sie wiedersehen wollte, ihr war er auch nicht aus dem Kopf gegangen.
Schließlich hatte sie das passende gefunden: Eine weinrote Bluse und eine schwarze Hose. Charlotte hatte einen passenden roten Lippenstiftton ausgewählt und ansonsten dezent Make-up aufgetragen.

Mit jeder Minute stieg ihre Aufregung, ihr Herz pochte wild und ihre Atmung war beschleunigt. Je näher sie an die Bank kam, desto schlimmer wurde es. Kurz bevor sie die Bank erreicht hatte, vibrierte ihr Handy in der Manteltasche und Charlotte holte es raus. Sie starrte einige Augenblicke auf den Bildschirm und überflog die Nachricht, die ihr kleiner Bruder ihr geschickt hatte.
„Der Fall wird neu aufgerollt", stand dort. Sie holte tief Luft und versuchte ihre Fassung zu bewahren. Sie fragte sich, warum Sebastian ihr das ausgerechnet jetzt mitteilen musste. Einen unpassenderen Zeitpunkt konnte es nicht geben, noch dazu wollte sie das alles eigentlich vergessen. Die junge Frau schloss die Augen und versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, als sie die Augen wieder öffnete hatte sie ihre Gedanken erfolgreich verdrängt. Sie ging weiter und erblickte schon von weitem Alan, der auf der Bank saß.

Dieser hatte Charlotte schon von weitem gesehen und sein Atem war gestockt. Sie sah für ihn noch schöner aus, als sie ohne hin schon war. Heute Abend war es kalt und dementsprechend dick hatte sie sich eingepackt, in einem Mantel mit Schal und einer Mütze. Er verfolgte sie mit seinem Blick, bis Charlotte vor ihm stand. Beide sahen sich an und brachten im ersten Moment kein Wort heraus. „Hallo, Alan", durchbrach die junge Frau leise, die Stille. Alan brachte immer noch kein Wort heraus und Charlotte fuhr mit zitternder Stimme fort: „Danke für die Blumen. Sie sind wunderschön." Dann lächelte die junge Frau und Alan lächelte zurück. „Schöne Blumen für eine noch schönere Frau", sagte er und deutete an, dass Charlotte sich neben ihn setzen sollte. Sie setzte sich neben ihn und es herrschte schon wieder Stille, weil keiner von beiden kaum ein Wort herausbrachte. Die beiden wirkten so verunsichert wie zwei Jugendliche, die gerade ihren allerersten Schwarm begegneten. Alan holte tief Luft und versuchte sich in Gedanken einzureden, dass er genug Erfahrung hatte um anders aufzutreten. Doch irgendetwas schien anders. Es wirkte so als ob er, bevor er Charlotte das erste Mal begegnet war, sein ganzes bisheriges Leben die Luft angehalten hatte und in ihrer Gegenwart plötzlich atmete.
Schließlich überwand Alan sich und meinte: „Mir ist unsere Begegnung nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich musste dich einfach wiedersehen, Charlotte." Die junge Frau meinte: „Mir ist es genauso ergangen. Nach unserer ersten Begegnung bist du mir auch nicht mehr aus dem Kopf gegangen." Beide schauten sich an und schließlich fügte Alan hinzu: „Magst du etwas essen gehen? Ich hab einen Tisch reserviert, in einem Restaurant." Charlotte nickte und beide standen auf.
Gemeinsam verließen sie den Park und nahmen ein Taxi bis zum Restaurant, was in der Nähe des Finsbury Square lag.

Als sie oben am Eingang des Restaurants angekommen waren, kam bereits ein Kellner auf sie zu. „Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er freundlich und lächelte. „Ich hatte einen Tisch reserviert. Auf den Namen Rickman", sagte Alan. Der Kellner nickte und deutete den beiden an, dass sie ihm folgen sollten. Sie gingen auf die Dachterrasse des Restaurants und auf eine Art Glaskugel zu, in der ein Tisch stand. Charlotte hatte die Aussicht umgehauen. Man konnte über ganz London sehen und weil es bereits dunkel war, sah es aus als ob jemand über die ganze Stadt Glitzer gestreut hatte. Beide setzten sich und der Kellner kam mit der Karte wieder. „Darf ich Ihnen bereits etwas zu trinken bringen?", fragte er. Charlotte sah Alan fragend an, doch dieser antwortete bereits: „Eine Flasche von dem Besten Wein, den Sie haben."
Der junge Kellner nickte und verschwand. Charlotte kam immer noch nicht aus dem Staunen heraus. „Wunderschön, nicht?", fragte Alan. „Ja", entgegnete ihm die junge Frau. Kurz darauf kam der Kellner mit der Flasche Wein, sowie Pitabrot und Hummus wieder. Er stellte es vor den beiden ab und schenkte in jedes Glas Wein ein. Sie bestellten ihr Essen und der Kellner verschwand wieder. Sie redeten miteinander und es war so, als ob sie sich schon ewig kennen würden.
Nach dem Essen und nachdem sie dort noch eine Weile saßen beschlossen beide, dass es an der Zeit war zu gehen. Alan machte den Kellner darauf aufmerksam, dass sie gerne zahlen würden. Er brachte die Rechnung zum Tisch und fragte ob es zusammen bezahlt würde. Alan bejahte dies und eigentlich wollte Charlotte etwas dagegen sagen, ließ es aber. Sie mochte es nicht wenn jemand etwas für sie bezahlte und fühlte sich dann immer schlecht.
Nachdem Alan bezahlt hatte und der Kellner verschwunden war, beugte er sich zu Charlotte und meinte dann: „Heute geht alles auf mich."
Die beiden waren aus dem Gebäude hinaus in den späten Abend getreten und standen dort. „Magst du den Abend bei mir ausklingen lassen?", fragte Charlotte ihn und Alan nickte. Mit dem nächsten Taxi fuhren sie zu ihr.

Die beiden betraten Charlottes Wohnzimmer und Alan ließ sich auf dem Sofa nieder, während Charlotte in die Küche verschwand und mit einer Flasche Wein, sowie Gläsern wieder kam. Sie stellte diese auf dem kleinen Tisch ab und machte die Weinflasche auf. Kurz darauf stießen die beiden an.
Charlotte schaute Alan an und fühlte ein Kribbeln in ihrem Bauch. Ob es vom Wein kam oder der Anblick von Alan es auslöste konnte sie nicht sagen. Alan schaute Charlotte ebenfalls an und fühlte das Gleiche. Es vergingen mehrere Minuten in denen beide dort saßen und sich anschauten. Schließlich näherten sich ihre Gesichter, wie automatisch, und Charlotte flüsterte: „Das Herz. Das macht was es will."
Genau in dem Moment wo sie ausgesprochen hatte berührten sich ihre Lippen und verschmolzen zu einem Kuss.

Schnee von gestern [Alan Rickman Fanfiktion]Where stories live. Discover now