Kapitel 16

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Charlotte schlief in dieser Nacht eher unruhig und wachte zig Male wieder auf, um sich von einer Seite auf die andere zu wälzen. Am frühen Morgen wollte sie näher an die andere Seite rutschen um sich an Alan zu schmiegen, doch die Seite war leer. Damit wurde sie unerwartet auf den Boden der Tatsachen zurück geworfen und an den gestrigen Tag erinnert. Sie seufzte leise und stand dann auf um einen Schluck Wasser zu trinken. Die junge Frau hatte Kopfschmerzen vom stundenlangen weinen und beschloss gleichzeitig auch eine Schmerztablette zu nehmen. Sie verließ ihr Schlafzimmer und schlurfte in die Küche, wo sie sich ein Glas Wasser einschüttete und dann ins Wohnzimmer schlurfte, wo ihre Handtasche lag, in der Schmerztabletten waren.
Sie kramte in dieser und nahm sie heraus um zwei zu nehmen. Danach kramte sie ihr Handy heraus um kurz darauf zu schauen.
Ihr Herz rutschte ihr kurz in die Hose als sie sah, dass sie mehr als zwanzig Anrufe in Abwesenheit von Alan hatte und mehrere Mailboxnachrichten. Mit klopfenden Herzen hörte sie sich jede Nachricht an und versuchte sich zu beherrschen nicht noch mehr Tränen zu vergießen. Bei der letzten Nachricht war es dann geschehen, sie knickte ein und musste erneut heftig weinen, weil es ihr ans Herz ging.

Alans Nachricht lautete: „Hallo Charlotte...ich hab wahrscheinlich jetzt schon tausende Male angerufen...aber ich dachte...ich versuche es nochmal...Ich hoffe, dass du das hier hörst und...vielleicht einfach nur nicht ans Telefon gehen konntest...Also ich...ich wollte dir nur sagen, dass mir gerade eben...oder in den letzten Stunden...klar geworden ist, dass...du das geschafft hast, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte...du hast mich von der ersten Sekunde an verzaubert...ich will mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen...ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen und...ich möchte es mir auch ohne dich nicht vorstellen...also wenn du das hörst dann...dann...ruf mich bitte zurück...erklär du mir, wie alles war...und was ich dir eigentlich sagen wollte ist, dass...ich dich liebe...so richtig...ich liebe dich."

Charlotte hatte sich hingesetzt und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Besonders die letzten Worte waren ihr so nah gegangen, weil sie das gleiche für ihn empfand was diese drei bedeutungsschweren Wörter ausdrückten.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, blickte sie kurz auf die Uhr, die ihr verriet, dass es kurz vor sechs Uhr morgens war. Sie wollte ihn zurück rufen, aber befürchtete, dass er noch schlief. Nach einem kurzen Zögern, wählte sie Alans Nummer und wartete darauf, dass er abnahm. Doch das tat er nicht.

Alan wurde währenddessen von dem Klingeln seines Handys aus dem Schlaf gerissen. Er blickte einige kurze Momente um sich als er bemerkte, dass er komplett angezogen auf seinem Sofa lag. Er nahm den stechenden Geruch von Alkohol auf seiner Kleidung war, die dadurch wie eine Kneipe roch. Sein Kopf brummte und er verfluchte diesen verdammten Schnaps vom Vortag. Als er kapierte, dass das Klingeln sein Handy war, sprang er so schnell wie möglich auf und rannte zu diesem, welches auf der Arbeitsplatte in der Küche lag. Gerade in dem Moment wo er sah, dass es Charlotte war und abnehmen wollte, wurde der Anruf auf die Mailbox umgeleitet.
„Shit", zischte er und schlug mit der freien Hand auf die Arbeitsplatte. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er sein Handy nicht neben sich hatte liegen. Er blickte kurz auf die Uhr und bemerkte, dass es erst kurz vor sechs am Morgen war, aber das war ihm in diesem Moment egal. Charlotte hatte ihn zurück gerufen und jetzt wählte er ihre Nummer, weil er den Anruf nicht schnell genug entgegen nehmen konnte. Die Leitung war besetzt und er legte auf. Das war alles wirklich zum Haare raufen. Er wartete einige Sekunden weil er die Hoffnung hatte, dass Charlotte ihn zur selben Zeit nochmals erreichen wollte und wählte erneut ihre Nummer. Der Anruf ging durch.
„Alan", sagte Charlottes Stimme am anderen Ende der Leitung leise und es hörte sich an als ob sie geweint hätte, was ihm das Herz brach.
„Charlotte", sagte er leise und mit zittriger Stimme. Dann war es einige Augenblicke still und er fuhr leise fort: „Komm vorbei."
Er konnte sie leise schluchzend hören und dann meinte sie ganz leise: „Okay. Bis gleich, Alan."
Nachdem die beiden aufgelegt hatten, ging er nervös auf und ab während er auf sie wartete. Ihm kam die halbe Stunde wie eine Ewigkeit vor und als es endlich an der Haustür klingelte, stürmte er darauf zu um diese zu öffnen. Vor ihm stand Charlotte, mit zerzausten Haaren und verweinten Augen. Der Anblick traf ihn mitten durchs Herz als sie durch die Tür eintrat und in die Küche ging. Er folgte ihr und als er sah wie sie mit verschränkten Armen in der Küche stand und wieder anfing zu schluchzen, ging er einfach auf sie zu und nahm sie in den Arm.
In diesem Moment fing Charlotte wieder völlig aufgelöst an zu weinen und er streichelte ihr beruhigend über den Rücken, drückte sie ganz fest an sich. So lagen beide sich eine ganze Weile in den Armen bis sie sich langsam von ihm löste und zu ihm hinauf sah. „Ich liebe dich auch, Alan", flüsterte sie so leise, dass man Mühe hatte sie zu verstehen. Er blickte sie traurig an, beugte sich dann zu ihr und drückte seine Lippen zärtlich auf ihre. Es war ein leichter Kuss, der aber so viel ausdrückte was nicht in Worte zu fassen war. Charlotte erwiderte diesen. Dann lösten sich beide von einander und blickten sich erneut an. Dieses Mal war es Charlotte, die wieder einen Kuss auf seine Lippen drückte und ihre Arme um seinen Hals schlang.

Es war ein langer und inniger Kuss, der mit der Zeit wilder wurde und seine Hände hatten bereits begonnen ihren Körper zu erkunden. Beide atmeten schwer und auch Charlottes Hände wanderten langsam an seinem Oberkörper hinab. Es dauerte nicht lange und beide waren völlig entkleidet, getrieben von ihrem gegenseitigen Verlangen auf einander.
Charlotte löste sich aus dem Kuss und ihr Mund wanderte zu seinem Ohr, wo sie ihm lüsternd zu flüsterte: „Ich will dich hier und jetzt."
Sie hüpfte ein wenig um auf dem Rand der Arbeitsplatte auf der Kücheninsel zu gelangen und zog Alan an sich. Ihre Münder verschmolzen wieder zu seinem Leidenschaftlichen Kuss und sie gaben sich beide ihrem Verlangen hin, was dazu führte, dass sie sich hier am frühen Morgen in seiner Küche intensiv liebten. Nachdem beide zu ihrem Höhepunkt gekommen waren, sackten sie im Arm des jeweils anderen zusammen und blieben noch eine Weile stumm so ohne sich zu bewegen. Genossen einfach die Nähe des jeweils anderen.

Als beide wieder angezogen waren und auf dem Sofa saßen, blickte Alan sie an und meinte dann: „Erzähl mir was damals passiert ist."
Charlotte nickte langsam und fing dann an von dem Tag zu erzählen bis der Notfall des Kindes mit Polytrauma rein kam. Dort machte sie eine kleine Pause und redete dann langsam, mit gesenktem Kopf weiter: „Der Chefarzt sollte sich darum kümmern und...als das Kind schließlich in den OP musste...blieb ich in der Notaufnahme um die anderen Patienten versorgen zu können...aber schließlich hat man mich dazu gerufen...das Kind...also wenn ein Patient mit dem Verletzungsmuster angemeldet wird, dann...checkt man diesen durch...und sobald man etwas Lebens bedrohliches findet, dann unterbricht man...die Untersuchung...um...direkt zu operieren und macht alles dabei mit was man sonst noch findet. Jedenfalls...hat der Chefarzt...eine Milzruptur also eine verletzte Milz gefunden...so etwas kann schon lebensbedrohlich sein...als ich im OP dazu gestoßen bin, war er ganz komisch plötzlich...er hat total gezittert und...man hat mich dazu geholt, damit ich...ihn ablöse...jedenfalls habe ich dann gemerkt, dass er eine Arterie verletzt hatte, die...ich hab versucht diese noch...es...das Kind...ist...es ist...es hatte danach eine Asystolie...einen Herzstillstand...ich hab wirklich alles versucht was ich konnte...aber...er hat die Arterie verletzt...und..."
Charlotte hatte inzwischen wieder richtig angefangen zu weinen und Alan zog sie in seinen Arm. Sie musste immer noch sehr darunter Leiden und er wollte ihr in diesem Moment zeigen, dass er für sie da war. Charlotte redete nach ein paar Mal Luft holen leise weiter: „Er...also der Chefarzt...hat vor ein paar Wochen ausgesagt..., dass...er gar nicht im Op war...und die Verletzung...meine Schuld war...und...ich...er...wir hatten mal eine Zeitlang etwas miteinander...obwohl...er verheiratet ist...und er...will es so aussehen lassen, als ob ich...ihn erpresst hätte um mit ihm zu schlafen...und mich damit hoch geschlafen hätte."
Alan hatte ihr aufmerksam zu gehört, bei den letzten Worten verfinsterte sich sein Blick allerdings.
„Du hast mit einem verheirateten Mann geschlafen?", fragte er vorsichtig aber dennoch total aus der Fassung. So etwas hätte er Charlotte niemals zu getraut, dafür hatte sie einfach zu vernünftig gewirkt.
„Ich bin Schuld daran, dass seine Ehe kaputt gegangen ist. Einige Wochen bevor wir uns getroffen haben...haben wir nochmal mit einander...geschlafen...Bitte denk jetzt nicht schlecht von mir, Alan", sagte sie und schaute ihn traurig an. Sie wollte ihn berühren, aber er wich ein Stück zurück. Er konnte einfach nicht fassen, dass Charlotte, die Frau, die er so liebte, auch so eine hinterhältige Schlampe war. Er blickte sie fassungslos an und sie blickte ihn flehend und bittend an. Dieses Mal war es Alan, der schließlich sagte: „Ich möchte, dass du jetzt gehst."
Sie blickte ihn ungläubig an und meinte noch: „Alan."
Doch er blickte sie gekränkt und traurig an. Ihm tat das hier noch viel mehr weh als ihre gleiche Reaktion am Vortag, aber er wollte sie in diesem Moment einfach nicht hier haben. Sie blickte ihn noch ein letztes Mal an und verschwand dann mit gesenkten Schultern und Blick. Als Alan die Haustür klacken hörte, bemerkte er nochmals den unerträglichen Schmerz in seinem Herzen. Er starrte immer noch an die Stelle wo sie eben gestanden hatte und ihn ein letztes Mal angesehen.

Schnee von gestern [Alan Rickman Fanfiktion]Where stories live. Discover now