Kapitel 7

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Nachdem Alan die Haustür aufgeschlossen hatte, traten beide ein und Charlotte war beeindruckt wie schlicht es hier aussah. Vom Flur aus konnte man durch einen offenen Durchgang in die Küche und das angrenzende Wohnzimmer schauen. Die Küchenzeile war in einem hellen Eiche und davor war eine kleine Kücheninsel, die mehr als genug Arbeitsfläche bat. Alle Arbeitsplatten waren grau. An der Kücheninsel standen zwei Hocker. Dahinter folgte das Wohnzimmer in dem ein großes graues Sofa und zwei Sessel um einen kleinen schwarzen Couchtisch standen. Von Charlottes Blickwinkel aus konnte man auch ein größeres Bücherregal sehen. Was allerdings sofort auffiel war, dass es so aussah als sei das Haus nicht bewohnt. Lediglich ein Buch, welches aufgeschlagen auf dem Sofa lag, wies darauf hin, dass hier tatsächlich jemand wohnte.

Direkt vor ihnen lag eine große Holztreppe, die in den oberen Flur führte.
Alan legte seinen Schlüssel auf den kleinen Tisch neben der Tür und meinte dann zu Charlotte: „Ich zieh mir mal was frisches an." Sie nickte und er ging die Treppe ins Obergeschoss hoch. Sie blieb im ersten Moment dort stehen, doch dann siegte die Neugier und Charlotte betrat die Lichtdurchflutete Küche. Sie ging durch diese hindurch und betrat das Wohnzimmer um auf das Sofa zu zugehen. Sie nahm das Buch, welches aufgeschlagen auf dem Sofa lag, in die Hand und betrachtete es. Sie musste schmunzeln, weil sie es kannte auch wenn es eine gefühlte Ewigkeit her war als sie es gelesen hatte. Sie nahm es in die Hand und in genau in dem Moment ertönte Alans Stimme hinter ihr und ließ sie kurz zusammen schrecken. „Du scheinst dich ja sehr für meine Bücher zu interessieren", sagte er und grinste sie an. „Erschrecke mich nie wieder so", sagte sie und blickte ihn an. Dann wanderte ihr Blick zurück zu dem Buch und sie meinte: „Ich kenne es. Aber es ist ewig her, dass ich das gelesen habe. Ich hatte mal einen Deutschlehrer der der Meinung war, dass man das Buch gelesen haben muss weil es zur Allgemeinbildung gehört. Also mussten wir es damals alle über die Sommerferien lesen", meinte sie. „Und?", fragte er. „Was und?", entgegnete sie. „Hast du es gelesen?", fragte Alan und sie nickte. „Andererseits wäre ich wahrscheinlich einen Kopf kürzer gewesen" scherzte sie und lachte. Auch er lachte und Charlotte betrachtete ihn. Er stand locker am Rahmen des Durchgangs zwischen Küche und Wohnzimmer gelehnt und trug ein schlichtes schwarzes T- Shirt und eine Jeans. Der Anblick wie er so dort an den Rahmen gelehnt war und lachte haute sie um. Charlotte konnte den Blick nicht mehr abwenden und nach einigen Minuten fragte er sie: „Ist alles in Ordnung?"
„Klar", entgegnete sie ihm, „Ich war nur abgelenkt von dem attraktiven Mann, der dort so lässig angelehnt steht." Sie ging auf ihn zu und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen. Alan grinste sie erneut an und meinte dann spaßig: „Nicht, dass dich dieser attraktive Mann noch verführt."
„Oh, ich glaube das ist schon längst geschehen", sagte sie grinsend und näherte sich seinem Gesicht. Genau in dem Moment fing Alan plötzlich an sie am gesamten Körper zu kitzeln. Charlotte konnte sich nicht mehr beherrschen und fing lauthals an zu lachen. Dieses Lachen klang in seinen Ohren wie das schönste auf der Welt und er schien sich in diesem Moment um Jahrzehnte jünger zu fühlen. Sie versuchte sich erfolglos gegen seinen Angriff zu wehren und gab sich schließlich geschlagen. Alan stoppte und konnte immer noch nicht aufhören zu grinsen, als sie kurz vorm Sofa waren. Sie schaute zu ihm hoch und meinte plötzlich: „Ich will, dass du mir London zeigst."
Er schaute sie überrascht an und fragte dann: „Was genau möchte Madame denn sehen?" Sie schaute in seine Augen, dachte einen kurzen Moment nach und meinte dann: „Deine Geheimtipps. Orte, die man nicht sieht oder nicht kennt, wenn man nicht von hier kommt. Ich lebe gefühlt seit einer Ewigkeit hier aber habe fast nichts außer das Krankenhaus und meiner Wohnung gesehen."
„Das lässt sich einrichten", sagte er und strich der jungen Frau eine Strähne aus dem Gesicht. „Und heute Abend verwöhne ich dich mit meinen Kochkünsten", fügte er ihr ins Ohr raunend hinzu.

Gemeinsam betraten sie einen Hinterhof in der Nähe des Covent Garden. „Was machen wir hier?", fragte Charlotte verwirrt. „Siehst du gleich", entgegnete ihr Alan. Kurz darauf fanden sie sich in einem bunten Innenhof wieder. An den alten Klinkerhäusern befanden sich etliche bunte Fenster, Blumenkästen und mehrere bunte Bänke luden zum verweilen ein. Der Stadtlärm war hier nirgends zu hören und das Leben schien an diesem Ort absolut entschleunigt zu sein. Ebenfalls luden mehrere kleine Cafes zum Verweilen und die Ruhe zu genießen ein. Trotz, dass der Nahe gelegene Covent Garden ein Touristenmagnet war, verirrten sich nur wenige von diesen hier her. Über dem Platz hing eine bunte Girlande und die Aura, die er ausstrahlte war etwas besonderes. Es waren relativ wenige Menschen hier.
Alan stellte sich einige Meter vor Charlotte, die sich neugierig umsah und meinte dann: „Gefällt es dir?" Charlotte konnte nur nicken weil sie absolut sprachlos über diesen Ort war. „Ich wusste nicht, dass London so schöne Ecken hat", entgegnete sie und er konnte in ihren Augen lesen, dass es ihr gefiel. Alan streckte ihr seine Hand hin und meinte: „Du wirst noch viel mehr staunen." Charlotte sah ihn fragend an und streckte dann ihre Hand aus um diese in seine Hand zu legen. Alan ergriff sie und ihre Finger verzweigten sich. Sie gingen gemeinsam noch ein Stückchen weiter und schließlich ließen sie sich auf einer der Bänke nieder. Charlotte schloss die Augen und Alan betrachtete sie. Sie wollte diese Ruhe einfach mal genießen. Zufrieden seufzte sie und gemeinsam saßen sie einige Zeit einfach still auf der Bank.
Als Charlotte nach einiger Zeit ihre Augen wieder öffnete und einige vorbeilaufende Menschen betrachtete, lehnte sie sich zu Alan hinüber und flüsterte: „Weißt du was ich mich manchmal frage?" Er schüttelte den Kopf. „Ob die Menschen wirklich glücklich sind oder sie sich einfach mit dem abgefunden haben was sie haben und tief im inneren total unglücklich sind", fügte sie hinzu. Sie schaute ihn an und er schaute sie an. Dann fragte er: „Bist du glücklich?" Ihr Mund bildete ein Lächeln und dann meinte sie: „Ich glaube schon, ja. Und du?" Alan ließ seinen Blick einmal über den Platz gleiten, dann auf den Boden und direkt danach schaute er sie an. „Ja, im Moment sogar ziemlich", sagte er und drückte ihre Hand.


Charlotte nippte an ihrem Glas Wein und beobachtete Alan, der dabei war Gemüse zu schnippeln. Sie musste an den Blick der Kassiererin im Supermarkt zurück denken, die sie beide angestarrt hatte. Sie schien Alan erkannt zu haben und hatte gleich darauf Charlotte abwertend gemustert. Am liebsten hätte die junge Frau gefragt, was es so zu glotzen gäbe, hatte sich allerdings zurückgehalten.
Sie wurde aus den Gedanken gerissen als ihr Handy klingelte. Genervt kramte Charlotte es aus ihrer Handtasche und blickte auf den Bildschirm. Alan hatte von der Möhre, die er gerade schnitt aufgeschaut und gemerkt wie sich ihre Körperhaltung anspannte. Bevor er etwas fragen konnte antwortete sie ihm schon mit: „Meine Mutter." Dann nahm sie ab und blieb auf dem Hocker sitzen während Alan sie beobachtete.
„Hallo, Mama", begrüßte sie ihre Mutter am Telefon.
„...Du meldest dich ein dreiviertel Jahr nicht bei mir und dann muss ich aus einem Klatschartikel im Internet erfahren, dass du dich an einen Mann ran gemacht hast der dein Vater sein könnte", fing ihre Mutter direkt vorwurfsvoll an.
„Hast du mich nur angerufen um mir wieder Vorwürfe zu machen?", fragte Charlotte.
„Nein, aber was kommt als nächstes? Dann erfahre ich zufällig über drei Ecken, dass du verheiratet bist?", meinte Charlottes Mutter laut.
„Übertreib nicht, Mama", warf Charlotte ihr vor. Es herrschte eine kurze Stille am Telefon, in der ihre Mutter versuchte sich zu beruhigen.
„Ist es wegen seinem Geld?", fragte sie ihre Tochter. Im ersten Moment war Charlotte sprachlos, doch dann rastete sie aus und schrie fast ins Handy: „Wie kannst du es auch nur wagen an so etwas zu denken?!"
Alan der sie beobachtete, verstand zwar nichts aber ihre Gestik und Mimik, ebenso wie die Tatsache, dass sie fast schrie, verrieten ihm, dass sie sich stritten. Er fühlte sich in diesem Moment fehl am Platz und versuchte sich wieder der Möhre zu widmen. Doch sein Blick wanderte immer wieder zu Charlotte, die rot angelaufen war vor Wut.
„Du hast schon genug Schande über unsere Familie gebracht wie dein Vater. Du bist genau wie er", antwortete ihre Mutter darauf.

„Tschüss Mama", sagte Charlotte und beendete damit das Telefonat vorzeitig. Sie ließ ihr Handy wieder in ihre Handtasche gleiten und schaute zu Alan, der sie anschaute und merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. „Ist alles okay?", fragte er sie. Charlotte nickte stumm, doch Alan glaubte ihr nicht. Er legte das Messer beiseite, wischte sich seine Hände an dem Küchenhandtuch ab und ging auf sie zu. Er zog sie vom Hocker und nahm sie in den Arm, so wie sie es am Morgen gemacht hatte. Er musste schmunzeln, ihr Verhalten färbte ab und sein Instinkt sagte ihm, dass sie das gerade brauchte. Einfach jemanden der sie in den Arm nahm ohne etwas zu sagen und Ruhe ausstrahlte., deine Geschichte zu schreiben

Schnee von gestern [Alan Rickman Fanfiktion]Where stories live. Discover now