11 - Von dem Morgen danach und einem Gefühlskater

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13 verpasste Anrufe, 19 neue Nachrichten. Richtig. Ich hatte May auf der Party alleine gelassen, ohne mich zu verabschieden.

Mit einem Schlag erinnerte ich mich an Ausschnitte in meinem Kopf, wie sie ihre Hände in seinen Haaren vergraben und er sie gegen die Wand gedrückt hatte. Wie sie nicht einmal bemerkt hatten, dass ich rein gekommen war. Ich wischte mir mit den Handen durch mein Gesicht. Mir wurde nicht nur bewusst, dass Noah nicht einmal den Hauch von Interesse an mir hatte, sondern auch, dass May und ich ein gewaltiges Problem hatten. Und mit gewaltig meine ich deutlich größer als den Herbsttag vor sieben Jahren, an dem wir uns Pizza machen wollten und plötzlich der ganze Backofen brannte. 

Ich hatte die zwei Menschen, die ich am meisten liebte, innerhalb von wenigen Sekunden verloren. Wie konnte es nur dazu kommen? Mich überkam abermals eine riesige Wut, dass sie mir so etwas angetan hatte. Wir waren beste Freunde. Wenn sie einen Jungen so sehr liebte, dass sie kaum noch klar denken konnte, hätte ich diesen niemals so vor ihrer Nase geküsst. Aber vielleicht war sie auch einfach nur zu betrunken gewesen, um Noah zu erkennen?

Ich seufzte. Es half alles nichts. Ich entsperrte mein Handy und sah wie erwartet, dass alle verpassten Anrufe von May kamen. Auch im Messenger war das nicht anders.

-Wo bist du?

-Ever?

-Verdammt nochmal, wo bist du???

-Ich finde dich nicht!

-Geh an dein scheiß Handy!!

-Ich schwöre dir, wenn du dich im Bad eingeschlossen hast, dann schmeiß den Schlüssel doch einfach wieder nach durchs Fenster nach draußen

-Brauchst dich nicht zu schämen

-Nop, im Bad waren andere beim...wie auch immer

-Wenn du in 15 Minuten nicht hier bist, rufe ich die Polizei

-Ich mein's Ernst

-Oder du kannst laufen

-Deine Entscheidung

-Was??

-Du bist schon Zuhause?

-Jayda meinte gerade, dass du vorhin rausgestürmt bist

-Also entweder wurdest du draußen gekidnappt oder du schläfst schon...

-Wenn du noch irgendwo tot im Straßengraben liegst, bringe ich dich um

-Aber wer hat dich denn weggebracht?

-Bin jetzt auch Zuhause....

Ich schaltete mein Handy aus, ohne ihr zu antworten. Was sollte ich auch schon sagen? 'Hey, sorry, dass ich gegangen bin, ohne mich zu verabschieden. Ich hoffe, es war noch schön mit Noah?' Ganz sicher nicht.

Mein Display leuchtete wieder auf. Eingehender Anruf von May. Na super. Wir mussten sowieso reden, das wusste ich. Aber auch, wenn mein Kopf das wusste, weigerten sich meine Finger, den Anruf anzunehmen. Ich wollte mit ihr einfach nicht sprechen, auch wenn ich das sollte.

Würde sie es mir überhaupt sagen, wenn ich es nicht wüsste?
Es gab nur eine Möglichkeit, das heraus zu finden.

Mit zitternden Händen schaffte ich es, mich aufzuraffen und den Anruf anzunehmen.

"Hallo?" Meine Stimme klang erschöpfter, als ich es erwartet hatte.

"Ever? Gott sei Dank geht es dir gut! Wo warst du denn?", drang Mays aufgeregte Stimme in mein Ohr.

For EverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt