14 - Von der Entführung in Luxusformat und einer neuen Geschäftsidee

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Gewidmet an halfblood_princess_7

Die letzten zwei Stunden hatte ich mit Mühe überstanden. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was das Thema gewesen war oder welches Fach wir überhaupt gehabt hatten. Dafür schweiften meine Gedanken einfach immer wieder zu sehr zu May ab und erinnerten mich an den Schmerz in meiner Magengegend.

Sie hatte mich nicht nur mit ihren Worten, sondern auch mit ihrer Hinterhältigkeit verletzt. Ich wusste einfach nicht, wie es dazu kommen konnte.

Aber wie auch immer, ich hatte den Schultag irgendwie überlebt. Einerseits fiel mir eine große Last von den Schultern, da ich May heute nicht mehr begegnen musste, aber andererseits wusste ich, dass der Schmerz zuhause viel größer sein würde.

Ich hatte immer viel zu tun, aber wenn es mal still um mich wurde, dann kamen die Dämonen hoch. Und sie ließen mich Dinge mehr hinterfragen, Gefühle verstärkt wahrnehmen und eine Situation bestimmt tausend Mal überdenken, um schlussendlich immer noch nicht damit abschließen zu können.

Als ich aus der Schule trat, regnete es zu allem Überfluss mal wieder und auch auf meinem Nachhauseweg verschwanden die düsteren Wolken nicht.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Wetter meiner Stimmung anpasste - in letzter Zeit regnete es öfter als sonst. Vielleicht weinten die Götter mit mir.
Vielleicht war aber auch einfach nur der Klimawandel Schuld daran, aber das klang nicht annähernd so romantisch.

Depressiv trat ich in die Pfütze, anstatt sie zu umgehen und lauschte meiner Musik, die sich mit den lauten, platschenden Regentropfen vereinte.
Jap, das fühlte sich definitiv wieder nach einem depressiven Teenagerfilm an, aber ich konnte wirklich nichts für meine Lage.

Ich hatte mir nicht ausgesucht, dass sich die komplette Freundschaft meiner besten Freundin und mir von einem Tag auf den anderen geändert hatte.

Als ich einen brummenden Motor hinter mir hörte, verließ ich die Straße und lief stattdessen auf dem Bürgersteig weiter. Das war zwar nicht mehr so dramatisch-depressiv, aber ich verlor lieber meine Authentizität anstatt mein Leben.

Das Auto wurde immer lauter, bis ich es schließlich in meinem Augenwinkel sehen konnte, aber da stoppte es plötzlich. Reflexartig drehte ich mich nach links und sah auf einen schwarzen Mercedes.

Sollte das eine luxuriöse Entführung werden?

Die abgedunkelten Scheiben des Beisfahrersitzes wurde herunter gefahren. Wenige Sekunden später blickte mich Josh an.

"Steig ein", meinte er knapp.

Ich zögerte. Wenn ich eins in meiner Kindheit gelernt hatte, dann war es, dass ich niemals bei Fremden (oder Halbfremden) ins Auto steigen sollte - auch nicht wenn er mir süße Welpen angeboten hatte. Und ich kannte den Typ fast nicht und hatte überhaupt keine Sicherheit darüber, dass er mich wirklich nur nachhause bringen wollte.

"Was ist?", hakte er nach, als könnte er meine Gedanken lesen, "wenn ich dich entführen wollen würde, hätte ich das schon längst Samstag gemacht."

Ich seufzte, da ich wusste, dass er Recht hatte. Also öffnete ich die Autotür, während er das Fenster wieder hochfuhr, und machte es mir auf dem ledernen Sitz bequem.

"Also?" Erwartungsvoll schielte mich der braunhaarige, leicht lockige Haarschopf von der Seite an.

"Also was?", erwiderte ich und starrte demonstrativ zurück.

"Ist das eine Ästhetik von dir, sich dramatisch im Regen ohne Kapuze oder Schirm aufzuhalten?
Oder ein Vibe?"

"Witzig", lachte ich nur gekünstelt auf und schaute währenddessen den Tropfen in meinen klatschnassen Haaren zu, wie sie sich an den Spitzen sammelten und schlussendlich abfielen. Sie wurden das gute Leder ruinieren, schoss es mir durch den Kopf.

For EverWhere stories live. Discover now