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POV Hikari
Angekommen öffnete Seijuro die Tür, reichte ihr seine Hand und zog sie mit sich. Still folgte sie dem jungen Mann. Ein Lächeln stahl sich ihr auf die Lippen, als sie auf ihre verschränkten Finger sah. Träumend bemerkte sie erst wo sie waren, als Seijuro stehen blieb.

Leicht staunend sah sie zu Seijuro, welcher sie mit einem ganz leichten Lächeln und warmen Augen beobachtete. „Du hast ein Pferd?" Während er sie wieder mit sich zog antwortete er: „Er heißt Yukimaru und ist so ziemlich in unserem Alter."

Er lies ihre Hand los, nur um den schon gesattelten Hengst hinauszuführen. Während sie den Beiden mit etwas Abstand folgte löste sie ihren kleinen geflochtenen Zopf und band sich alle Haare zusammen. Gut, dass sie noch ein Haargummi mitgenommen hatte. Draußen angekommen zurrte Seijuro die Gurte noch einmal fest und fragte sie währenddessen: „Hast du schon mal auf einem Pferd gesessen?" „Ja, aber wirklich nur gesessen. Ich hatte keinen Unterricht." „Na dann."

Ihr Freund half ihr aufzusteigen, indem er ihr mit seinen Händen eine Räuberleiter bot. Als sie sich gerade richtig hingesetzt hatte, schwang sich auch Seijuro hoch und setzte sich hinter sie.

Sie waren so nah aneinander, dass es keinen Platz für Luft zwischen ihnen gab. Der Junge griff nach den Zügeln indem er seine Arme um ihre Taille legte und leichten Druck ausübte. „Ich halte dich fest." Sie spürte seinen Herzschlag an ihrem Rücken. Er war leicht erhöht, was sie zum Schmunzeln brachte. Sie hatten eindeutig die gleiche Wirkung aufeinander. Ihr ging es nicht anders.

Dem Mädchen wurde warm. Irgendwie war er noch nie so nah gewesen. „Mach ich dich nervös? Du bist so angespannt", sagte er leise neben ihrem Ohr. Er verteilte leichte Küsse auf ihrem Hals. Hikari fing an sich zu entspannen und lehnte sich an ihren Geliebten. „Besser. Bereit?" Sie drehte ihr Gesicht zu ihm, sodass sie ihn ansehen konnte. „Bereit wenn du es bist", antwortete sie genauso leise. Seijuro festigte seinen Griff, zog sie somit noch näher an sich und trieb sein Pferd zum laufen an.

Die Landschaft außerhalb von Kyoto wurde umso schöner, je weiter sie ritten. Mittlerweile waren sie in ein leichtes Galopp verfallen und der Wind wehte ihr angenehm ins Gesicht. Bis Seijuro Yukimaru zum Galopp angetrieben hatte, hatten beide erzählt, wobei der Junge hinter ihr den Großteil geredet hatte, der fast ausschließlich von seinen Ausritten mit Yukimaru handelte.

Jetzt waren sie still. Seijuro schein sich auf den Weg zu konzentrieren und Hikari betrachtete die Umgebung. Sie dachte nicht an die bevorstehenden Klausuren. Sie dachte nicht an die ungeklärten Fragen die zusätzlich mit den Attentaten auf sie zusammenhingen. Sie war einfach nur glücklich und entspannt.

Seijuro hielt sie fest. Das Mädchen hatte das starke Gefühl, dass er sie nie loslassen oder fallen lassen würde. Ein mancher würde es naiv nennen, in so jungem Alter diese Gefühle Liebe zu nennen, aber ihr viel nichts anderes ein. Es waren definitiv andere, viel stärkere Gefühle, als ihre kleinen geheimen Schwärmereien, die auch alle schnell wieder verschwunden waren.

Jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen sah, fühlte sie sich geliebt. Mit diesem Ausdruck, den sie teilweise deuten konnte, teilweise allerdings auch ein Mysterium für sie war, sah er sie immer an. Egal, ob sie sich ansahen, ob sie für einen Moment in ihrer eigenen Welt waren, oder ob er sie im Unterricht beobachtete. Sie konnte es immer spüren.

Auf einmal drosselte Seijuro das Tempo und der Untergrund wurde uneben. Wenn es überhaupt noch ging, hatte Hikari dass Gefühl, dass der Junge sie noch fester an sich zog. Automatisch festigte sie ihren Griff am Sattel. Yukimaru fing an zu schnaufen, da es nun steiler wurde und in Hikaris Kopf schwirrte die Frage herum, was genau ihr Freund eigentlich mit ihr vorhatte.

Ein paar Minuten ging es noch so weiter, bis das Ende in Sicht war und Seijuro an ihr Ohr flüsterte: „Schließ die Augen." Das Mädchen tat dies und spürte auf einmal wie Yukimaru anhielt und eine frische Brise ihr ins Gesicht wehte. Sie konnte einen vertrauten lieblichen Geruch wahrnehmen. Das konnte doch nicht-

„Kannst sie wieder öffnen." Sie schlug ihre Augen auf und erblickte eine viel größere Überraschung, als sie vermutet hatte. Vor ihr erstreckte sich ein großer Kirschbaumwald in einem Tal. Das Mädchen bekam das Staunen nicht mehr aus ihrem Gesicht. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Hikari drehte sich zu Seijuro um und starrte ihn an. „Gefällt es dir", fragte er mit dem wärmsten Ausdruck in seinen Augen, den sie bei ihm immer wieder aufs Neue entdeckte.

Unfähig zu reden antwortete sie mit einem Nicken. Seijuro legte seinen Kopf auf ihre linke Schulter. Beide verweilten ein paar Minuten und genossen die Aussicht, bis der Junge sich wieder aufrichtete und Yukimaru dazu antrieb loszutraben und geradewegs in den Wald hinein steuerte.

Er verlangsamte das Tempo und das Mädchen bestaunte die Wucht der Bäume. Sie waren nicht sonderlich groß, dafür allerdings so dicht gewachsen, dass sich teilweise die Äste der einzelnen Bäume miteinander verflochten und nahezu ein Blätterdach bildeten. Selbst, als die blauäugige zwischendurch das Blau des Himmels entdeckte, stellte es eine angenehme Harmonie mit dem blassen Rosa der Bäume dar.

Yukimaru war so hoch gewachsen, dass das Mädchen ihre Hand ausstrecken konnte und die Blüten berührte. Da die Kirschblütenzeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, rieselten nur vereinzelt Blütenblätter herab, die der Wind von den Ästen schüttelte. Es sah traumhaft aus.

Einmal hielt Seijuro seinen Hengst an und ergatterte eine Blüte, welche er dem Mädchen an dem Zopf befestigte. Manchmal erstaunte der Junge sie immer wieder, wie romantisch er sein konnte. Jedoch wusste sie nicht, was sie noch erwarten würde. Dass sie am nächsten Tag Geburtstag haben würde, hatte sie schon überhaupt nicht mehr im Kopf. An seinen Geburtstag im Dezember hatte sie gedacht, er allerdings damals nicht.

Mitten im Wald hielt der rothaarige den Hengst an und stieg ab. Er hielt noch mit einer Hand den Sattel fest und sah sie schweigend an. Hikari rutschte ein Stück nach hinten, damit sie mit dem Fuß den Steigbügel erwischte, um sich ebenfalls runterzuschwingen. Als sie gerade mit ihrem Fuß den Boden ertastete spürte sie Hände an ihrer Taille. Seine Hände. Augenblicklich erhöhte sich ihr Herzschlag.

Sobald das Mädchen den Boden erreicht und einen festen Halt hatte, drehte der Junge sie ruckartig zu sich um und drückte sie gegen Yukimaru. Der Hengst schnaubte. Ob das so eine gute Idee war? Lange fackelte der rothaarige nicht, legte seine eine Hand seitlich an ihren Hals Richtung Nacken, seine andere um ihre Taille und vereinte seine Lippen mit ihren. Sie wusste überhaupt nicht, wie sehr sie dieses Gefühl vermisst hatte. Wie sie seine Lippen vermisst hatte. Wie sie einfach alles vermisst hatte.

~1112 Wörter

Ms. Perfekt und Mr. Absolut {Akashi Seijuro x OC FF}Where stories live. Discover now