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POV Sam
Mit einem Lächeln auf den Lippen sah er das kleine Mädchen vor sich an. Auch wenn sie so ernst und etwas kalt zu ihm hinaufblickte, fand er sie süß. Die zehnjährige sah zu ihrer Mutter, als diese anfing zu reden: „Also meine Süße, das ist Sam. Er ist für dich da, wenn ich es nicht sein sollte", sie hockte sich zu ihr hinunter, „Ich hoffe ihr versteht euch. Außerdem kann er dir mit der englischen Sprache helfen." Allerdings sollte dies erst später zu etwas werden.

Hikari hatte ihn anfangs sehr abweisend und distanziert behandelt. Sie hatte kaum mit ihm geredet, auch wenn er es immer wieder versucht hatte. Daraufhin hatte er verstanden, beziehungsweise nachvollziehen können, weshalb sie niemand wie eine zehnjährige behandelte. Sie war für ihr alter viel zu weit. Die ersten Monate dienten den beiden zum warm miteinander werden. Sam's Gesicht war zeitweilig das erste, welches sie morgens erblickte und auch das letzte, welches sie abends sah. Das Mädchen gab sich auch keine Mühe ihn kennen zu lernen, dafür lernte sie englisch rasend schnell. Da sie kaum mit ihm redete merkte er es erst, als er sie einmal von der Schule abholte und bemerkte, wie sie mit einer Lehrerin auf dem Schulhof sprach.

Ihre Aussprache war nahezu perfekt. Wie konnte sie das, wenn sie doch nie sprach? Der junge Mann wurde neugierig.

Er klopfte an eine Tür und trat auf die folgende Bestätigung zum Eintreten hinein. In dem Büro fand er auf zwei Stühlen sich gegenüber an dem Schreibtisch sitzend, seinen Vater und Hikari's Mutter. Glück gehabt, beide zusammen anzutreffen. War auch eigentlich nicht verwunderlich, da die Sicherheitsfirma seines Vaters für den Schutz der Firma von Hikari's Eltern zuständig war. Sowohl in den USA als auch in Japan. „Ich muss mit euch reden. Privat." Damit stand er seinem Vater und so etwas wie seiner Tante gegenüber. Sie kannten sich aus Schulzeiten.

Beide runzelten die Stirn doch nickten und die Frau deutete auf den Stuhl neben sich. „Was ist los mein Sohn?" „Es geht um Hikari. Sie redet kaum mit mir und spricht schon fast perfekt englisch. Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?" Ihre Mutter schluckte. „Sagen wir es so, sie ist einfach ein stiller Beobachter. Sie lernt durchs zusehen und das rasant schnell. Wenn du versuchen möchtest ihr näher zu kommen und sie besser zu verstehen, dann lass ihr noch etwas Zeit. Sie möchte sich vermutlich nicht blamieren und lernt indem sie dir zuhört. Du redest doch mit ihr oder?" Sam nickte. „Immer wenn wir im Auto sitzen erzähle ich ihr irgendetwas. Aber immer etwas anderes."

„Gut. Und sie hat wirklich noch nichts zu dir gesagt? Wie verhält sie sich denn sonst dir gegenüber?" Der junge 25 jährige Mann runzelte die Stirn. „Wenn ich mit ihr rede sieht sie mich ganz genau an. Meistens sogar geradewegs in die Augen, was bei ihrem Ausdruck und Alter schon verwirrend sein kann. Also alles in allem ignoriert sie mich nicht oder sieht zum Beispiel aus dem Fenster." Er war leicht verwirrt. Der Frau vor ihm schien ein Stein vom Herzen zu fallen und sie lächelte ihn an. „Glaub mir, lass ihr einfach noch ein wenig Zeit, dann redet sie auch mit dir."

Und tatsächlich dauerte es keine zwei Wochen mehr, als sie anfing ihm von ihrem Tag in der Schule zu erzählen. Zwei Tage später setzte sie sich im Auto nach vorne neben ihn, zeigte auch Emotionen und es freute ihn sehr. Sie war zwar nur ein kleines zehnjähriges Mädchen, aber ihre Ausstrahlung und ihre Augen sagten was anderes. Schon bald erfuhr er, dass sie eine Leidenschaft für Sport hegte und seit ihrem sechsten Lebensjahr Karate ausübte. Als ausgebildeter Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma fand er dies natürlich sehr interessant und schon bald trainierten die Beiden zusammen. Sam lernte Techniken, bei welchen er nur so viel Kraft wie nötig einsetzen musste und Hikari brachte er Griffe bei, die er bei der Ausbildung gelernt hatte. Bald schon erzählte sie ihm alles und er hatte sie lieb gewonnen.

Eines nachmittags, als er sie von der Schule abholte, erfuhr er, dass sie keine Freunde in dieser hatte. Der Stoff im Unterricht war langweilig, da sie in Japan viel weiter gewesen war, sprich sie hatte viel Freizeit. Also beschloss er sie mitzunehmen, zu seiner Freundin. Lange waren sie noch nicht zusammen, sie kannten sich aus der Highschool, hatten sich aus den Augen verloren und durch Zufall Jahre später wiedergetroffen, doch hatte sich dann nach Ende ihrer Karriere etwas zwischen den Beiden entwickelt. Beim letzten Date erfuhr er zufällig von ihr, dass sie seit längerem zwei Jungen ungefähr in Hikari's Alter trainierte. Als Sam sagte, dass Hikari sehr Sportbegabt sei, war es ihre Idee die Jungs und das Mädchen miteinander bekannt zu machen.

Daraus wurde auch ein Erfolg. Oft spielte Hikari mit Taiga und Tatsuya zusammen Basketball, aber nie ernst. Alex brachte ihr Kleinigkeiten bei, größtenteils sah sie den Jungs allerdings nur zu, wenn diese trainierten und redete mit Alex, welche später so etwas wie ihre große Schwester für sie war. Altersunterschied hin oder her, für Sam war es nicht anders. Er hatte das kleine Mädchen so sehr ins Herz geschlossen, dass er drei Jahre später, als sie dreizehn war, beschloss mit ihr nach Japan zu gehen.

Mit gemischten Gefühlen hatte er seiner Freundin Alex von seinem Vorhaben erzählt. Sie waren vier Jahre zusammen gewesen, und doch wollte er es eigentlich nicht beenden. Beide redeten lange. Sie sprachen davon, wie sie sich Backstage von einem von Alex Spielen getroffen hatten, weil er für das Team, welches die Frauen der Basketballmannschaft eskortierte, da es mal zu Übergriffen kam, zuständig war. Sie hatten mehr Zeit miteinander verbracht und später hatten sie sich ineinander verliebt. Tatsächlich beendeten beide schweren Herzens die Beziehung, da niemand wusste, was noch kommen könnte und Alex sich keine Fernbeziehung zutraute. So richtig war er nie über sie hinweg gekommen.

Er wusste, dass Hikari ihm diese Entscheidung hoch anrechnete. Wie oft hatte sie versucht ihn zu überreden nicht doch bei Alex in den USA zu bleiben und doch hatten ihre Augen immer etwas anderes gesagt. Sie hatte ihre Maske sehr früh vor ihm fallen lassen. Also war er doch mit ihr nach Japan gezogen. Es war ihm einfach viel zu wichtig. Anfangs hatte das ehemalige Pärchen sogar noch Kontakt gehabt, welchen sie allerdings später verloren. In Japan war Sam zu Hikari's persönlichem Bodyguard geworden. Irgendwie war er es zwar schon vorher, allerdings stand er jetzt in Hikari's Diensten und nicht mehr in denen ihrer Eltern. Trotzdem wurde er in Japan, in der Zweigstelle der Sicherheitsfirma seines Vaters, hoch angesehen. Zum einen war er der Sohn des Chefs, zum anderen hatte er für sein Alter überragende Fähigkeiten. Sobald er also ein Team brauchte, bekam er eins.

Anfangs wurde Hikari noch privat unterrichtet, damit sie den verpassten Stoff nachholen und auf eine Highschool gehen konnte, welche sich als renommierte Mädchenschule in Osaka herausstellte. Ihre Eltern wollten eine der besten Schulen für ihre Tochter, weshalb sie alleine mit ihrer Mutter in die Nähe von dieser zog. Nach nicht mal einem Jahr musste ihre Mutter allerdings spontan zurück nach Amerika, da in den Standorten einiges schief gelaufen war und sie es in den nächsten Jahren retten und die neuen Stellvertreter einarbeiten musste. Also zog Hikari mit Sam zu ihrem Vater nach Kyoto, in die Nähe des Konzerns.

Am Abend des Halbfinales koordinierte Sam sein Team, welches zivil in der Halle war, aus dem Auto heraus. Noch bevor Akashi anrief fiel ihm eine Gestalt auf, die schnell an seinem Auto vorbei Richtung Halle ging. Als er genauer hinsah und diese Gestalt in den Lichtkegel einer Laterne trat, stürmte er aus dem Wagen und der Person hinterher. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er seine Hand auf die Schulter der Person legte, drehte sie sich abrupt um, sodass ihr die Kapuze vom Kopf rutschte. Erschrocken sahen sie einander erst in die Augen, bis Sam sie an sich zog und sofort in seine Arme schloss.

„S-Sam?! Wie- was- warum- hä?!" Doch anstatt zu antworten drückte er sie noch fester an sich. Loslassen würde er nicht so schnell, dann war sie wieder weg und er konnte sie nochmal verlieren. Sie verstand was los war, legte ihre Arme um ihn und drückte ihre Stirn an seine Schulter.
Sie hatten noch recht lange miteinander geredet, zumindest bis Seijuro anrief. Daraufhin verabredeten sie sich zum telefonieren später und gingen ihre eigenen Wege. Er um Hikari abzuholen und Alexandra Garcia um das Spiel einer ihres Schüler zu sehen.

~1414 Wörter

Ms. Perfekt und Mr. Absolut {Akashi Seijuro x OC FF}Where stories live. Discover now