Das war knapp

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Ich traute mich nicht, mich zu bewegen und blieb erstarrt auf der Stelle stehen. Seine Augen funkelten immer weiter und ich hatte Angst, dass sie bald in Flammen stehen würden.

Die Knöchel seiner Hand traten schon weiss hervor und seine Arme begannen zu zittern. „Rayen...es tut mir leid...ich wollte nicht." Er schien innerlich mit sich zu ringen und seine Körperhalten war einfah nur angespannt.

Scheisse...verdammte scheisse...warum musste ich genau an einen Kerl mit Agressionsproblemen geraten...

Als er sich in Bewegung setzte, begann ich langsam rückwerts zu laufen. Hektisch blickte ich von rechts nach links um einen Ausweg zu finden, aber als ich mir überlegte, wie ich wohl am besten aus dieser Lage herauskommen würde, spürte ich auch schon die Wand in meinem Rücken...na toll.

Rayen beschleunigte seinen Schritt und kam rasend näher. Bei mir angekommen schlug er mit seinen Fäusten dermassen kraftvoll in die Wand neben meinem Kopf, dass ich Angst hatte, das Haus würde gleich einstürzen. Ich schloss fest meine Augen, öffnete sie aber wieder, als ich einen Atem an meiner Haut spüren konnte...

Sein Gesicht war meinem nah, seine Augen leuchteten blau und seine Atem ging flach und unregelmässig...

„Okay...nicht ausrasten...ein und ausatmen..." Ich versuchte ihn zu beruhigen, was aber aussichtslos schien. Als er meine Handgelenke packte und gegen die Wand drückte, stöhnte ich schmerzhaft auf...jap das würde blaue Flecken geben.

Mein schmerzverzerrtes Gesicht und die Tränen die sich langsam sammelten, hatten wohl eine Wirkung auf ihn. Er liess den Griff um meine Handgelenke etwas lockerer und seine Augen hörten auf zu leuchten.

„Hör mir zu...ich will dich nicht verletzten, aber wenn du mich nochmal schlägst kann ich für nichts garantieren..." Es war mehr ein Knurren, als ein sprechen und ich hatte immer noch eine Scheissangst vor ihm.

Ich nickte hastig und befreite mich aus seinem Griff. Langsam rieb ich über meine Handgelenke und konnte sehen, dass sie schon leicht rot wurden...der Junge hatte Kraft...

Die Wut verschwand völlig aus seinem Gesicht und zurück blieb...Bedauern? Fürsorge?
„Scheisse...komm wir müssen das kühlen." Er wollte mich am Arm mit sich ziehen aber nein...dieser Kerl würde mich nicht nochmals anfassen...nicht mit mir.

Ich riss entsetzt die Augen auf als seine Hand meinen Arm berührte und tat das einzige, was mir in diesem Moment sinnvoll erschien...ich rannte...einfach weg von diesem Ort...von diesen riesen Wölfen und...von Rayen.

Das Schlimmste war, dass ich ihn mochte, ich hatte ihn irgendwie schon in mein Herz geschlossen, dabei kannte ich ihn nicht wirklich...was war nur los mit mir.

Ich riss die Tür auf und rannte ins Freie. Immer darauf achtend, ob nirgends ein wolfartiger Schatten auf mich lauerte und nur darauf wartete ein kleines Mädchen zu verspeisen.

Ich rannte so schnell ich konnte eine kleine geteerte Strasse entlang. Meine Lungen brannten und kleine Steinchen stachen in meine nackten Füsse.

Was war das nur für ein psychopaten Städtchen...hatte hier etwa alle einen kompletten Dachschaden, wobei...der einzige Verückte war bis jetzt Rayen...die anderen waren ja noch ganz in Ordnung.

Unweigerlich schweiften meine Gedanken zu Max...ob es ihm gut ging? Ich erwartete von ihm eine Entschuldigung, aber ich würde nicht böse sein...Menschen tun dumme Sachen, wenn der Alkohol von ihrem Körper Besitz ergriffen hat...ich würde ihm das nicht übel nehmen...

Mit Schmerzen in meinen Füssen und meinen Handgelenken rannte ich weiter...eigentlich hatte ich die Ausdauer eines sterbendes Schwans und den Orientierungssinn eines besoffenen Eichhörnchens aber irgendwie schaffte ich es lebend bis ins Städtchen.

Laut schnaufend stütze ich mich an einem Baum ab und ging dann weiter nach Hause...in Sicherheit...hoffentlich...

Mates forever #2Where stories live. Discover now