Blaue Flecken

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Das Wochende war fast vorbei. Morgen musste ich wieder in die Schule und mich Rayen stellen.

Zu meinem Glück war Oma nicht sauer gewesen, die fand es gut, dass ich schon Freunde gefunden hatte...schön wärs...

Die blauen Flecken an meinen Handgelenken waren mittlerweilen grünlich und ich achtete immer darauf einen langärmligen Pullover anzuziehen, damit niemand sie sah...ja es war Sommer und es war heiss...aber es ging schon irgendwie...

...

Montag

Mein Wecker klingelte und müde schlürpfte ich ins Bad, um mich zu duschen. Die blauen Flecken waren immernoch gut sichtbar...so ein Mist.

Ich trocknete mich ab und föhnte meine Haare, danach band ich sie mir zu einem Dutt hoch, sonst würde ich den Tag nicht überleben. Wehmütig griff ich nach dem dünnsten Pullover, den ich finden konnte.

Er war in einem hellen Gelb und eher luftig...das würde gehen. Dazu schlüpfte ich in eine weisse Hotpants und FlipFlops. Hauptsache so wenig wie möglich anziehen, wenn schon der Pullover ein viel zu grosser Wärmespender war.

Oma war heute morgen ziemlich gut gelaunt und summte leise in der Küche, als ich die Treppe runter kam. „Carla liebes, schönen guten Morgen...vorhin war Rayen da und hat dein Kleid vorbei gebracht...ein toller Junge nicht?"

Bei seinem Namen verkrampfte ich mich leicht... stimmt, das war ja noch bei ihm gewesen, genauso wie seine Kleider noch bei mir waren. Ich rannte wieder hoch und stopfte sie in meinen Rucksack.

„Aufwiedersehen Oma..." Nachdem ich gefrühstückt hatte, verliess ich das Haus und trat in die Sonne...es war zu meinem Glück noch kühl, weswegen der Pullover ganz praktisch war. Mit meinen Kopfhörern in den Ohren radelte ich summend zur Schule.

Dort angekommen schloss ich wie immer mein Rad und ging in das Schulgebäude. Als ich zur Tür herein trat, wurde ich abgefangen.
„Carla...es tut mir so unendlich leid...ich war nicht ich selbst wirklich...ich hatte mich nicht mehr im Griff."

Ich blieb kurz erstarrt, hatte mich aber gleich wieder gefangen. Schüchtern lächelte ich mein Gegenüber an. „Schon ok...kann jedem mal passieren...schon vergessen."

Max sah mich erleichtert an und umarmte mich zum Abschied, dann verschwand er auch schon in der Menge und liess mich alleine zurück.

Ich schlenderte bis zu meinem Schliessfach, verstaute alle Bücher, die ich heute nicht brauchte und nahm alle heraus, die ich brauchen würde.

Neben mir bewegte sich etwas und ich drehte meinen Kopf. Dunkelblaue Augen musterten mich neugierig.

„Wie gehts dir?" Ich hatte keine Lust zu reden, aber sie hatte ja eigentlich nichts mit ihrem Bruder zu tun...oder?

„Ganz gut, warum fragst du?" Serafina sah mich verlegen an. „Hör mir zu ...Rayen...es tut ihm wirklich leid...er hat manchmal Probleme sich zu kontrollieren...aber er würde dir nie absichtlich weh tun...er...das...deine Handgelenke...wie schlimm ist es?"

Geschockt riss ich meine Augen auf und und schaute verlegen auf den Boden. Er hatte ihr also alles erzählt. Na klar sie waren Geschwister und standen sich wohl nahe...

Ihrem auffordernden Blick nach zu urteilen, wartete sie auf eine Antwort. Was solls...langsam schob ich die Ärmel meines Pullovers bei Seite und zum Vorschein kamen grün-gelbe Handgelenke...

Serafina verzog ihr Gesicht und schaute schuldig zur Seite..."Es tur mir so leid...wirklich..." „Schon gut du kannst ja nichts dafür, wenn dein Bruder Agressionsprobleme hat."

„Bitte hass ihn jetzt nicht ja..." hörte ich sie noch sagen als ich mir den Rucksack über die Schulter warf und zum Klassenraum lief.

...jetzt brauchte ich wohl neue potentielle Freunde.

Mates forever #2Where stories live. Discover now