anything is pawsible || Jeongchan

~9~

-Chan's Sicht-

Gähnend setzte ich meine Kopfhörer ab, speicherte meine Erarbeitungen und fuhr meinen Laptop hinunter.
Als ich auf meinem Handy nach der Uhrzeit sehen wollte, traf mich fast der Schlag.
Jeongin hatte mich acht Mal angerufen und das knapp hintereinander.

War ihm etwas passiert? Wieso hatte ich das nicht mitbekommen?

Voller Sorge packte ich hektisch alles in meinen Rucksack ein und zog mir meine Straßenkleidung an, bevor ich mein Studio abschloss und aus dem Gebäude stürmte.
Er war doch nicht etwa hinausgegangen, oder doch? Hatte ihn jemand gefunden oder noch schlimmer auch mitgenommen?
Wieso war ich nicht bei ihm geblieben? Ich war ja so ein idiot.

Auch wenn ich so schnell wie möglich zu ihm wollte, durfte ich nicht zu schnell gehen, da ich mich wegen dem Nebel verirren würde und dann könnte ich Jeongin noch weniger helfen.
Mich an den verschiedenen Leuchttafeln und Laternen orientierend konzentrierte ich mich auf den Weg und ging in die Richtung meiner Wohnung.

Plötzlich trat ich auf etwas Weiches und sprang erschrocken zurück. Schnell zückte ich mein Handy und machte die Taschenlampe an, um zu sehen auf was ich getreten war.
Verwirrt sah ich auf einen Haufen Kleidung vor mir, der mitten am Gehweg lag, aber bald schnallte ich, dass es meine Kleidung war.
Also war Jeongin genau  hier. Er musste sich an dieser Stelle verwandelt haben, also war er auf dem Weg zu mir.
Von meinen Schuldgefühlen geplagt, stopfte ich die Sachen in meinen Rucksack und versuchte in der Umgebung etwas zu erkennen.

Mit Hilfe meiner Taschenlampe konnte ich etwas besser sehen und suchte mir erst einmal eine Richtung aus, mit der ich meine Suche beginnen würde.
Seinen Namen rufend ging ich durch mehrere Gassen und sogar durch einen Park, aber ich wurde einfach nicht fündig.
Langsam ging mir ebenfalls der Akku meines Handys aus und die Taschenlampe würde mir nicht mehr lange weiterhelfen können.

Also schlug ich die entgegengesetzte Richtung ein und hoffte dort auf Jeongin zu treffen. Wieder rief ich seinen Namen und leuchtete in die verschiedenen Winkel der kleinen Gassen, um mich herum.
Als mich langsam die Hoffnung verließ, hörte ich ein Geräusch, als würde jemand auf etwas Metallenes einschlagen.
Alamiert folgte ich dem Scheppern und gelang zu einer Seitengasse, in welcher ich mehrere Müllcontainer ausmachen konnte. Vor einem dieser Container stand oder besser gesagt wankte ein kleiner zierlicher sichtlich angetrunkener Mann und versuchte eine Flasche in die Containeröffnung zu schmeißen.
Anscheinend bemerkte er mich, da er sich umdrehte und etwas taumelnd die Flasche in die Höhe streckte.

"Kanschte mir helfn?", rief er mir lallenden entgegen und lachte darauf laut auf.
"Isch seh nischt wohin desch ghört."
Etwas skeptisch und mit Sicherheitsabstand näherte ich mich und nahm ihm die Flasche ab, um sie in den Glascontainer zu werfen.
"Danne, bischtn guter Junge!", er klopfte mir auf die Schulter und verschwand dann irgendein Lied lallend aus der Gasse.
Naja, wenigstens schmiss er seinen Müll nicht einfach irgendwo hin.

"Komischer Typ...", flüsterte ich mir selbst zu und genau in diesem Moment ging meine Taschenlampe aus. Na toll, Aku leer.

Seufzend wollte ich mich gerade umdrehen und ohne Licht woanders weitersuchen, als ich noch ein Geräusch wahrnahm.
Den Atem anhaltend lauschte ich und konnte es ziemlich in meiner Nähe ausmachen, also musste der Verursacher ebenso hier bei den Müllcontainern sein.
"Hallo? Ist hier jemand?", rief ich in die Dunkelheit und überlegte, was das Geräusch sein könnte.
Da kam mir eine Idee. Vielleicht hatte Jeongin's Handy ja noch etwas Akku.

Schnell striff ich mir meinen Rucksack ab und kramte blind darin nach dem Gerät. Als ich es gefasst bekommen hatte, drückte ich direkt auf den Ein-Knopf und ein Bild von Jeongin und mir, welches wir vor meinem Spiegel gemacht hatten, erschien. Sofort musste ich sanft lächeln und betrachtete es eine kurze Weile, bevor das Geräusch wieder ertönte.
Daraufhin schaltete ich schnell die Taschenlampe an und beleuchtete meine Umgebung, jedoch war immer noch niemand zu sehen.