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Nachdenkend tippe ich mit dem Zeigefinger auf mein Kinn und begutachte die Materialien vor mir. Eine Tube, Plastikhandschuhe, einen Kamm und eine Bedienungsanleitung, die ich bereits durchgelesen habe.

Zu aller Erst greife ich zu den viel zu großen Handschuhen und ziehe sie über meine Hände, dann nehme ich die Tube, in der sich die gewünschte Farbe befindet und verteile sie mit Hilfe des Kammes auf meine Haare.

Irgendwie habe ich aus dem Nichts Lust auf blaue Haare bekommen.

Als ich im Supermarkt die Tönung gesehen habe, musste ich sie einfach mitnehmen. Und so kam es dazu, dass ich 45 Minuten bevor ich zur Schule muss, mir die Haare im Bad selbst töne.

Zwar ist mir sehr wohl bewusst, dass mein Vater wieder ausrasten wird, wenn er eine erneute "Stilveränderung" an mir feststellen wird - auch wenn es sich nach ein paar Wochen wieder rauswäscht - allerdings ist es mir total egal.

Sich die Haare zu färben, ist ganz sicher nicht so schlimm, wie das kleine Wesen in meinem Bauch. Das, Vaters Reaktion, möchte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen.

Ich massiere gleichmäßig die Farbe ins Haar und lasse sie danach für eine halbe Stunde einwirken. Währenddessen betrachte ich meinen oberkörperfreien Körper in dem bodenlangen Spiegel. Ich befinde ich mittlerweile in der 16. Schwangerschaftswoche und langsam bekomme ich Angst.

Mein Bauch ist deutlich sichtbar rund. Nun kann man nicht mehr davon sprechen "Ich habe nur etwas zu viel gegessen". Meine Hoodies reichen langsam auch nicht mehr aus, denn solche Oversize Hoodies besitze ich nun auch wieder nicht, deshalb wird es an der Zeit heute mit Yoongi zu sprechen.

Am liebsten würde ich Schluss machen und Tae sagen, was er mir bedeutet, aber davor habe ich viel zu große Angst, deshalb habe ich mir etwas viel einfacheres einfallen lassen. Damit werde ich nicht glücklich, trotz allem wird es das beste sein...

Nach der Einwirkzeit wasche ich mir die Farbe aus, föhne sie und mache mich restlos fertig.

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"Schon wieder neue Haare? Geht es dir echt gut, Jungkookie?", begrüßt mich Jimin. "Mir könnte es nicht besser gehen.", unsicher lache ich, was Hyung mir sicher nicht abkauft, doch Yoongis Lippen beenden das Thema vorerst.

"Guten Morgen, Babe." Er inspiziert meine Haare, sagt aber nichts dazu. Sein kritischer Blick ist mir allerdings ganz sicher nicht entfallen. "Morgen Yoongi... Können wir kurz reden?"

"Klar, spucks schon aus."
Ich gucke zu Jimin und Hoseok. "Allein, bitte." Damit verabschieden sie sich glücklicherweise, ohne uns weiter mit Fragen zu durchlöchern und gehen schon einmal in die Klasse.

Währenddessen sammel ich die Worte in meinem Kopf zurecht, ehe ich tief durchatme und mit erstaunlich fester Stimme sage: "Wir werden Eltern, Hyung. Ich erwarte ein Baby von dir."

Ich überreiche ihm ein Ultraschallbild von dem Baby von Taehyung und mir. Sanft streichel ich den Babybauch, spüre dabei ein unangenehmes Ziehen.

Ich weiß, es war ein Fehler, das zu sagen. Ich will auch lieber zu Tae... zu dem Appa meines Kindes und zu meiner Liebe...

"Ist das ernsthaft?", sind seine ersten Worte. Ich nicke langsam. Sein Ausdruck ist schwer zu deuten. Ich kann nicht einschätzen, ob er nun stolz oder angeekelt darauf reagieren wird.

Ich hoffe ja auf das zweitere...

𝐏𝐫𝐞𝐠𝐧𝐚𝐧𝐭 𝐟𝐫𝐨𝐦 𝐚 𝐎𝐧𝐞-𝐍𝐢𝐠𝐡𝐭-𝐒𝐭𝐚𝐧𝐝 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏМесто, где живут истории. Откройте их для себя