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"Ich habe einen Namen für die-", ruft Jin Hyung aufgeregt, nachdem er in unser Zimmer gestürmt ist. Aber er bricht selbst ab, als er mich winden, wimmernd und zusammengekauert auf dem Bett vorfindet. "Was ist los?"

Ich bin nicht in der Lage zu antworten, zu stark ist die erneute Welle, die mich überrollt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so extreme Schmerzen gespürt wie in diesem Augenblick, weshalb ich daraus schließe, dass meine Tochter kommen möchte.

Zwei Wochen zu früh.

"Jungkook! Hast du Wehen?!", alamiert kommt er auf mich zu, streicht die nassen Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Ich nicke schmerzverzerrt. "Oh nein! Wo ist Tae?!"

"K...Küche...", wimmere ich und drücke meine Hände auf meinem Bauch. Du darfst noch nicht kommen, du hast doch noch Zeit...

Tae ist vor einer halben Stunde in die Küche gegangen, um für uns jeweils eine Pizza in den Ofen zu schieben. Mir geht es schon seit gestern Abend nicht besonders gut, habe immerwieder ein Ziehen im Unterleib, aber es war nie so stark, dass ich es Tae gesagt hätte.

Aber als er kurz darauf das Zimmer verlassen hat, hat mich solch eine derbe Welle überrollt, dass ich mich nicht einmal mehr auf den Beinen halten konnte.

Mein Engel möchte jetzt schon kommen, obwohl sie noch Zeit hätte, doch sie hat es scheinbar besonders eilig. Ich hoffe, dass das keine schlimmen Auswirkungen haben wird...

Panisch springt der Erwachsene auf und schreit laut nach Tae, der auch direkt meckernd herkommt, so wie ich das am Rande mitbekomme. "Man Hyung! Was ist denn, ich wollte gerade unsere Pizzen aus dem Ofen holen."

"Euer Essen muss warten. Deine Kleine will raus!" Er wollte wieder protestieren, doch da heule ich hörbar auf und drehe mich auf den Rücken, da die Wehen in besonders kurzen und kräftigen Abschnitten kommen. "Oh mein Gott, Kookie!", alamiert setzt sich Tae aufs Bett. "Tae...", wimmere ich. "Es tut so weh... Mach, dass es aufhört..."

"Alles wird gut, Baby. Ich bin bei dir. Konzentriere dich auf mich und nicht auf die Schmerzen.", sanft spricht er auf mich ein. Toll, das ist leichter gesagt, als getan. "Du...hast doch keine Ahnung...!"

"Er muss ins Krankenhaus, Taehyung. Lass dir nicht so viel Zeit!", nehme ich Jins Stimme wieder wahr und sehe Tae daraufhin Nicken.

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Der komplette Weg bis in den Op-Saal habe ich kaum bis gar nichts mehr mitbekommen. Ich war nur eine verkrampfte Kugel, die weinend nach Erlösung gebettelt hat. Und jetzt hier im Krankenhaus, umgeben von Ärzten, auf dieser Liege zu liegen, dabei nur nach recht, links und nach oben gucken zu können, wirkt sich auch nicht gerade heilend auf meine Angst, Panik und Sorgen aus.

Tae steht direkt neben mir, mit Handschuhen, Haarnetz und einem weißen Kittel am Körper. "Bald hast du es geschafft, Baby.", haucht er einen Kuss auf meine Stirn und drückt meine Hand fest, nach der ich vor kurzer Zeit ängstlich gegriffen habe. "Es dauert nicht mehr lange, dann liegt unsere Tochter in deinen und meinen Armen."

"Das wäre schön... Diese Vorstellung ist noch so unglaubhaft...", murmel ich weinerlich. "Aber sie wird bald wahr werden. Halte noch etwas durch."

Ich nicke stumm und warte einfach, bis sie das Licht der Welt erblickt. Wehen spüre ich seit einer Zeit nicht mehr, da mein ganzer Unterleib für den Kaiserschnitt betäubt wurde.

Taehyung spricht immer wieder sanfte Liebkosungen aus, küsst meine Stirn und streichelt mir die Tränen aus dem Gesicht. "Wir schaffen das. Du machst das super, Baby. Hab noch etwas Geduld. Ich liebe dich so sehr.", und und und.

Die Zeit zieht sich unheimlich in die Länge und langsam werde ich ungeduldig. Was dauert denn ein Kaiserschnitt so lange?

Doch plötzlich reißt Tae die Augen auf, wie erstarrt guckt er in die einzige Richtung, in die ich nicht schauen kann, da ein grüner Sichtschutz meine Sicht versperrt. "Was ist los, Tae...?"

"Sie ist da...", es ist nur ein Hauchen, aber ich habe es verstanden. Nun erstarre auch ich. Sie ist da? Meine Tochter hat endlich das Licht der Welt erweckt, aber- "Ich höre sie gar nicht schreien...?", es ist mehr eine Frage als eine Feststellung. Schreien Babys nicht in der Regel, wenn sie auf die Welt kommen?

Und wieder einmal spielt sich auf einen Schlag alles viel zu schnell ab.
"Es ist ganz blau!", ruft jemand alamiert durch den Operationssaal.

"Es atmet nicht!", schreit ein weiterer Arzt und daraufhin bricht ein komplettes Chaos aus. "Der Herzschlag ist viel zu schwach!"

"Wir müssen schnell handeln, sonst verlieren wir das Baby!"

Ich realisiere die Worte der Ärzte erst viel später - Erst als Tae rausgeschickt wird, ich wieder zugenäht werde und mein Baby von mir gerissen wird - mit der Angst, sie wird es nicht überleben...

𝐏𝐫𝐞𝐠𝐧𝐚𝐧𝐭 𝐟𝐫𝐨𝐦 𝐚 𝐎𝐧𝐞-𝐍𝐢𝐠𝐡𝐭-𝐒𝐭𝐚𝐧𝐝 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt