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Taehyung erholt sich in den nächsten Tagen und steht kurz darauf wieder vor der Klasse und lässt jeden spüren, wie sehr er alle Schüler hasst - mich natürlich ausgeschlossen, hihi.

Ich bin die letzte Zeit immer bei dem Lehrer gewesen, da ich langsam ein mulmiges Gefühl bekomme, nach Hause zu gehen. Unser Baby wächst stetig, verstecken kann ich es nicht mehr und zu Hause wartet immer noch ein homophober Vater, der mir die Haare vom Kopf reißen wird.

Ich habe Eomma öfters geschrieben, dass es mir gut geht, bei meinem Freund bin und sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Sie denkt immer noch, dass ich mit Yoongi zusammen wäre, so langsam muss ich das wohl oder übel klarstellen.

Dieses Thema - Eomma und Appa - wird der nächste große Schritt, wenn dieser geschafft ist, kommt mein Abschluss. Danach werden wir unsere komplette Zeit dem Baby widmen, ausziehen und ein Traumleben zu dritt leben. 

In der hintersten Reihe sitzend lausche ich Taehyungs Unterricht, der uns gerade irgendwas aus Stochastik erklärt. Ich höre zugegeben nicht zu, viel mehr bin ich damit beschäftigt, seine Schönheit zu betrachten. Er hat sich die Haare vor kurzem feuerrot gefärbt, was einfach perfekt zu seiner blassen Haut passt. Wie soll ich mich bei solch einem Anblick bitte auf den Unterricht konzentrieren?

Den Kopf auf meiner Handfläche abgestürzt streichel ich sanft meinen Bauch, in der Hoffnung mein Baby beruhigt sich etwas. Nein, es tretet nicht, dafür ist es noch zu früh, jedoch spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Schon den ganzen Morgen über empfinde ich ein Unwohlsein in dieser Gegend. Vielleicht liegt es an meiner Nervosität, weil ich nicht aufhören kann, an die Reaktionen von meinen Eltern zu denken.

Wie werden sie reagieren?

Positiv? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich hatte Sex mit meinem Lehrer, er ist mein Freund und dazu der Vater meines Kindes.

Ich seufze, fahre mit der Hand unter meinen Bauch und drücke sanft zu, gehe mit sanften Bewegungen über diesen. Langsam lösen sich meine Augen von meinem gutaussehenden Freund und wandern weiter durch den Raum.

Zwischen Jimin, Hoseok, Yoongi und mir herrscht noch immer eisige Kälte, aber was solls. Sie verpetzen uns wenigstens nicht beim Rektor, das rechne ich ihnen hoch an. Warum sie das nicht tun, verstehe ich nicht, aber wie gesagt, bin ich Ihnen sehr dankbar.

Plötzlich verstummt der Redefluss von Taehyung und eine unangenehme Stille im Klassenzimmer reißt mich aus meinen Gedanken. Verwirrt gucke ich zur Tafel, dabei ergehen mir die Blicke der Schüler nicht. Wieso gucken mich denn plötzlich alle an?

Oh nein, wurde ich aufgerufen?

Taehyung macht bei mir keine Ausnahme, er ruft mich genauso auf, wie alle anderen. So wurde es auch nicht auffällig, dass wir ein zu inniges Verhältnis haben.

Ein genervtes, tiefes Stöhnen nehme ich wahr, was meine Nackenhaare zum Aufstellen bringt. "Jeon, wie wäre es, wenn sie sich mehr am Unterricht beteiligen und weniger auf andere achten?"

Peinlich berührt senke ich in den Stuhl. "T...tut mir leid... Es wird nicht mehr vorkommen..." Die Schüler mustern mich eindringlich. Ich habe mich noch nie so unangenehm gefühlt wie gerade. Die Hitze steigt in den Kopf und unsicher lege ich beide Arme um die Rundung.

Kann ich bitte einfach wieder nach Hause - zu Taehyung und mich in sein warmes, gut riechendes Bett verstecken?

Wieder seufzt er. "Löse die Aufgabe.", fordert er mich nun auf, spielt dabei auf die Aufgabe an der Tafel an. Zügig lese ich sie mir durch, dabei kann ich die immer weiter aufkommende Nervosität nicht mehr unterdrücken. Meine Hände werden schwitzig, reibe sie unruhig an meiner Hose ab.

"Was ist als erstes gefragt?", fragt er weiter, doch ich bringe kein Wort über die Lippen. Ich schaffe es nicht. Natürlich kann ich lesen, dass nach einem Baumdiagramm und nach Omega - dem Ergebnisraum - gefragt ist, aber ich bringe es einfach nicht über die Lippen. "Jungkook?"

Und zum wiederholten Male heute durchfährt ein unangenehmes Ziehen mein Unterleib, nur dieses Mal deutlich stärker. Schmerzverzerrt verziehe ich das Gesicht. Schnell senke ich den Kopf, dass die Klasse mich nicht ansehen kann, es ist schon peinlich genug.

Taehyung scheint das nun auch zu merken, denn er ruft kurz darauf jemand anderen auf, der sofort die gewünschte Antwort ausspricht.

Ich entkrampfe mich wieder, wage einen Blick nach oben, was sich als Fehler herausstellt. Taehyung mustert mich besorgt und auch die Augenpaare meiner ehemaligen Freunde liegen auf mir. Jedoch kann ich nur schwer aus ihnen lesen, was sie gerade über mich denken.

Bestimmt, dass sie es toll finden, dass ich leide. Sie werden es zum Totlachen finden.

𝐏𝐫𝐞𝐠𝐧𝐚𝐧𝐭 𝐟𝐫𝐨𝐦 𝐚 𝐎𝐧𝐞-𝐍𝐢𝐠𝐡𝐭-𝐒𝐭𝐚𝐧𝐝 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt